Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Autorität, die Kleinen dazu zu bringen, ins Dorf zurückzukehren.
Andin hechtete auf eines der Pferde, um seinen Lauf zu zügeln und den Karren anzuhalten. Dann ließ er sich zu Boden fallen, nahm die beiden kleinsten Kinder auf den Arm und befahl den anderen, aufzusteigen. Niemand widersprach.
Die Reiter näherten sich. Sie waren im benachbarten Taleinschnitt verschwunden, aber dumpfer Lärm war zu hören. Othal kam wieder zu sich und half dem Dorfältesten, auf den Karren zu steigen. In dem Moment, als Andin dem alten Mann das letzte Kind reichte, erschien die Maske und durchquerte in vollem Galopp den Einsamen Fluss, so dass das Wasser in gewaltigen Fontänen aufspritzte.
Andin sprang sofort auf den Karren und zog das Schwert. Aber Othal versetzte ihm einen heftigen Schlag in den zu vollen Magen, so dass er hintenüber stürzte. Verständnislos sah der junge Mann, wie der Dörfler eine lange Stange vom Karren hob und sie der Maske zuwarf. Wieder bewaffnet zögerte der Räuber nicht herumzuwirbeln, den Fluss erneut zu durchqueren und auf die Soldaten zuzustürmen, die gerade eintrafen. Andin hatte den Eindruck, mitten in ein Geschichtenkapitel geraten zu sein.
Alle Kinder hatten sich am Rand des Karrens aufgebaut und flüsterten Anfeuerungen:
»Vic! Vic! Vic!«
»Komm schon, drauf! Du kriegst sie!«
»Hau fest zu!«
Binnen weniger Sekunden konnte Andin an den Augen der Kinder und der beiden älteren Dorfbewohner ablesen, dass die Maske ihr Held war. Sie schienen überzeugt zu sein, dass der Bandit mit einem einfachen, langen Stecken alle Soldaten niederstrecken würde. Andin wusste nicht mehr, was er denken sollte, und gab sich damit zufrieden, den Kampf von weitem zu beobachten.
Der erste Bewaffnete tauchte auf. Es war ein edel gekleideter Mann von kräftigem Körperbau, mit Ziegenbärtchen und einem dünnen, schwarzen Schnurrbart, der die Aggressivität seines Gesichts unterstrich. In seinem Blick mischten sich Streitsucht und der Zorn darüber, dass er diesen schwarz gekleideten Räuber hatte entkommen lassen.
Er drängte sein Pferd auf die Maske zu. Der Bandit sprengte ihm seinerseits entgegen. Aber statt sich der Stange wie einer Lanze zu bedienen, rammte der Räuber sie gekonnt direkt vor dem Zusammenprall in den Boden, stieß sich ab und trat mit beiden Absätzen gegen den Kiefer des überrumpelten Adligen, der bewusstlos zu Boden stürzte.
Die Stange ihrerseits zerbrach unter der Heftigkeit des Aufpralls und unter dem Gewicht. Die Maske landete wie eine Katze auf den Füßen, rollte sich ab und kam wieder zum Stehen. Der Bandit packte eines der Enden des Stabs und verteidigte sich gegen die übrigen Soldaten, die gerade eintrafen. Er duckte sich, parierte jeden Schwerthieb und warf die Reiter aus dem Sattel. Am Boden hatten sie keine Chance mehr, die Oberhand zurückzugewinnen. Mit viel Geschick, guter Beinarbeit und drei heftigen Stockhieben, die er mit beiden Händen führte, streckte der Maskierte sie nieder.
Andin bewunderte den Kampf und fand Geschmack daran. Er begriff zwar nicht alles, was sich abspielte, aber dieser Mann in Schwarz gefiel ihm. Er war zwar eher ein schmächtiges Kerlchen als ein kräftiger Bursche, aber niemand konnte ihm Einhalt gebieten. Es fehlte ihm nicht an Kraft und Gewandtheit.
Er trug leichte, hohe Stiefel, die eng seine Beine umschlossen. Über seinem dunklen Hemd hatte er eine lange, ärmellose Weste an, die bis zur Mitte seiner Oberschenkel reichte. Der weite Schnitt der Kleider half ihm zwar nicht, seine Statur aufzupolstern, aber das Schwarz seiner Gewänder und seine Lebhaftigkeit verliehen ihm im Licht der untergehenden Sonne ein durchaus beeindruckendes, geheimnisvolles Äußeres.
Andin war wie vom Donner gerührt. Seine Finger zitterten auf dem Griff seines Schwerts. Der Maskierte vereinte Beweglichkeit, Eleganz und Schlagkraft. Was den jungen Mann daran hinderte, sich ebenfalls ins Handgemenge zu stürzen, war die Frage, für wen er Partei ergreifen sollte. Für oder gegen die Maske? Die schmerzende Stelle in seinem Bauch, die immer noch zu spüren war, rief ihm die Meinung der Dorfbewohner ins Gedächtnis zurück: Er durfte sich nicht einmischen.
Eine brutale, wohlgezielte Drehung des Stabs gestattete es dem Maskierten, sich des letzten Soldaten zu entledigen. Sechs Männer lagen jetzt zu seinen Füßen hingestreckt. Er warf seine behelfsmäßige Waffe weg, packte den Sattelknauf und saß mit einem Satz wieder auf seinem Rappen. Er tätschelte sein
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