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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Seite der Schlucht. Die großen, weißen Steine hatten etwas Faszinierendes und Beklemmendes. Vielleicht war der Schrei aus dem Verbotenen Wald ertönt. Es mochte das Brüllen des Monsters gewesen sein, oder das einer Person, die ihm in die Klauen gefallen war. Oder vielleicht war es auch nur eine Warnung gewesen. Vielleicht auch … Nein, sie kann es nicht gewesen sein! Der Vogel hatte Andin gesagt, dass er sich um die junge Frau kümmern würde – nicht, dass er sie foltern würde!
    Andin presste sich die Hände auf beide Schläfen. Er musste aufhören nachzudenken, oder er würde von alledem noch verrückt werden!
    Er zog sich das zerfetzte schwarze Hemd aus. Es hatte ihn mit Blut beschmiert. Als er es neben seine Tasche legte, merkte er, dass diese sehr voll war. Das hatte er auf seiner überstürzten Flucht nicht bemerkt. Ohne den Umhang darin hätte die Tasche sehr flach sein sollen, nicht so ausgebeult, wie sie es war.
    Hat sie etwas hineingesteckt? In seiner Eile hätte er die Tasche beinahe zerrissen.
    Abgesehen von den paar überlebensnotwendigen Dingen und seinem Geldbeutel fand er ein weißes Hemd aus Blauder Flanell, einen schönen, sehr dicken Umhang und Essen für den Abend. Wie und zu welchem Zeitpunkt hat sie all das hineinstecken können? Sie ist wirklich eine erstaunliche und verstörende Person …
    Alles schien von guter Qualität zu sein, und die gut verpackte Mahlzeit versprach Gaumenfreuden. Die junge Frau hatte einen kultivierten Geschmack, und die Erinnerung an die Weichheit ihrer Hände ließ Andin annehmen, dass sie nicht ihr ganzes Leben im Wald verbracht hatte. Sie war viel zu natürlich, um eine Gräfin auf Abwegen zu sein, aber die absurde Idee brachte ihn zum Lächeln.
    Die Erkenntnis, dass sie nur in den Gänseländern auf diese Art zu kämpfen gelernt haben konnte, war allerdings nicht zum Lachen. Das Ergebnis bewies, dass sie verbissen darauf hingearbeitet haben musste. Es war sogar erstaunlich, dass eine Frau überhaupt diesen Stand erreicht hatte. Doch auch, wenn die Vermutung zutraf, konnte nichts die Kräfte erklären, über die sie verfügte.
    Als Andin die Hand in die Tasche steckte, berührte er ein Stück Papier. Was ist das? Die Botschaft des Königs von Pandema befand sich in der Vordertasche in einer Lederhülle. Dieser neue Brief war mit demselben Zeichen versiegelt, das jetzt Andins Hals zierte: einem flachen Ring.
    Andin verstand das alles immer weniger. Wie hat sie schreiben können? Er brach das Siegel auf. Die Schrift war sauber und feminin, wahrscheinlich das Ergebnis einer Erziehung, die sich schlecht mit einem Leben in der Wildnis vertrug.
     
    »Ich danke dir aus tiefstem Herzen, denn du hast nicht nur mein Leben gerettet. Ich werde das nie vergessen. Für den Augenblick kann ich dir meine Dankbarkeit nur mit diesem Anhänger erweisen. Trag ihn immer gut sichtbar. So wirst du das Land durchstreifen können, wie es dir gefällt. Meine Freunde werden dich erkennen, und in allen Dörfern, durch die du kommst, wirst du mit allen Ehren empfangen werden.
    Leiland ist kein heiteres Land. Der Schuft Korta und drei Scylenkrieger wollen ihm ihr Gesetz aufzwingen. Halt dich nicht zu lange hier auf. Dein Land ist glücklich; kehre rasch dorthin zurück. Das ist der einzige Rat, den ich dir geben werde. Der Wald gehört dir, es wird heute Abend nicht regnen. Guten Appetit und gute Nacht.
    Mögen die Feen dich behüten!
    E.«
     
    E.? E.?! Er erinnerte sich, gehört zu haben, dass die Einwohner von Waldsaum sie Vic genannt hatten! War das etwa nur ein Nachname? Wie lautete dann ihr Vorname? Andin konnte nicht aufhören, sich das zu fragen.
    »Es gibt so viele Vornamen, die mit E anfangen! Elisa, Enora, Endia, Elena, Eline …«
    Kaum eine Chance, es zu erraten. Ebenso enttäuscht wie fasziniert zog er sich weiter aus und schob die Seerosen am Rand des Wassers beiseite.
    Der Tag neigte sich dem Ende zu – er war so schnell vergangen! Dicke Wolken überzogen grau oder schwarz den Himmel und verhießen Regen. Andin war dennoch zuversichtlich; das Mädchen hatte ihm versichert, dass es nicht regnen würde.
    Während er in der schwachen Strömung im klaren Wasser schwamm, bewunderte er die düsteren Farbtöne, in die die Abendwolken den Wald tauchten. Die dunklen Schatten vermengten sich mit den phantastischen Formen der Bäume und erschufen eine Traum- oder Albtraumwelt. Andins Vorstellungskraft schweifte umher wie in den Höllischen Nebeln.
    Er hatte die junge Frau so genau

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