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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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diese Leute die ganze Zeit über überleben können! Ophelia war mehrfach hin und her gefahren, um ihnen zu helfen. Als er sich die Einwohner von Aces ein wenig genauer ansah, musste Andin auch zugeben, dass sie nicht gar so sehr von Hunger gezeichnet waren, wie er geglaubt hatte. Es war die auf die Trockenheit zurückzuführende Schwärzlichkeit ihrer Gesichter und Kleider, die ihn getäuscht hatte.
    Die Dorfbewohner kamen ruhig aus allen Häusern und holten sich ein paar Nahrungsmittel ab. Andin ließ Nis zurück und stieg auf den Karren, um Ophelia bei der Verteilung zu helfen. Niemand drängelte, niemand beklagte sich. Jeder wartete, bis er an der Reihe war, weil er ganz genau wusste, dass es entweder genug für alle gab oder aber die Maske nicht lange brauchen würde, Nachschub zu bringen. Die einzigen Schreie, die man hörte, waren freudige Rufe aus Ungeduld, da man die Ankunft der Maske nicht abwarten konnte!
    Während sie alles austeilten und dankbare Hände schüttelten, wechselten Andin und Ophelia einige Worte.
    »Wo hast du dieses Essen aufgetrieben?«, fragte er.
    »Waldsaum ist eines der wohlhabendsten Dörfer der Großen Ebene, es kann für einen kurzen Zeitraum ein weiteres mitversorgen. Jedes Dorf, dem es gelungen ist, diesem Elend zu entkommen, und das sich zu verteidigen weiß, unterstützt dann seinerseits ein anderes. Wie eine Patenschaft, während man auf Verstärkung wartet.«
    »Willst du etwa sagen, dass Waldsaum einmal diesem Dorf ge-ähnelt hat?«
    »Oh ja!«, rief sie und beantwortete zugleich ein Dankeswort mit einem Lächeln. »Und das ist noch gar nicht so lange her! Dreizehn Monate: Meine kleine Schwester Maja feierte gerade ihren zweiten Geburtstag. Wir waren unter den Ersten, denen geholfen wurde. Je weiter südlich die Dörfer in Leiland gelegen sind, desto besser sind sie vor dem Jähzorn des Schufts Korta geschützt. Aber warte … Wenn wir von Hilfe sprechen, dann glaube ich, dass ich dir im Namen aller für das danken kann, was du für die Maske getan hast.«
    Ihre schelmischen, haselnussbraunen Augen funkelten vor Dankbarkeit.
    »Woher weißt du das?«, antwortete Andin erstaunt. »Ich bin heute Morgen zweien ihrer Freunde begegnet. Aber sie wollten mir nicht sagen, wann sie kommen würde. Du hattest mehr Glück als ich. Ceban wollte mich sicher wieder einmal necken!«
    Sie hatte diesen letzten Satz in nachdenklichem und zugleich schmollendem Tonfall gesagt, als sei sie ein bisschen verärgert über den Jungen. Sie hatten ihre Verteilung beendet und sich auf die Ladefläche des Karrens gesetzt, um sich ihrerseits an Roggenfladen und ein bisschen Aalpastete von Askia zu laben. Ophelia hatte das Kinn auf die Knie gelegt und die Arme um die Beine geschlungen. Sie hatte keinen Hunger.
    »Was ist?«, fragte Andin und wusste es schon.
    »Ich hatte so gehofft, dass sie mich eines Tages bei sich aufnehmen würden! Aber Ceban liebt mich nicht. Er macht sich ständig über mich lustig und behandelt mich wie ein kleines Mädchen. Dabei bin ich doch nur acht Monate jünger als er!«, beschwerte sie sich.
    Andin hob das Kinn des jungen Mädchens an. Sie durfte nicht aufgeben – sie hatte die Chance, auf alles zu hoffen.
    »Vielleicht, weil er ein kleiner Junge ist, stolz und eitel, und weil er noch nicht die rechten Worte gefunden hat, dir zu sagen, dass du sehr hübsch bist.«
    Sie wurde rot wie eine Pfingstrose und stammelte: »Danke.«
    »Warte ein bisschen ab. Er wird am Ende schon begreifen, dass er ein blinder Schwachkopf ist. Spiel deine weiblichen Reize aus! Zeig ihm, dass du eine Frau bist«, fügte er mit einem ganz bezaubernden Lächeln hinzu.
    Seine Grübchen wirkten ansteckend auf Ophelia: Sie lachte über ihre eigene Torheit, schob Fladen und Pastete ungestüm zur Seite und ließ sich von dem jungen Mann in die Arme nehmen; sie versprach, es zu versuchen. Sie fand Andin wirklich nett und begriff nicht, wie er noch ungebunden sein konnte.
    Die Ruhe im Dorf endete. Ein Vogelschwarm flog darüber und kreiste in der Umgebung. Für Andin bedeutete das nichts, aber für die Dorfbewohner waren dies die Späher der Maske!
    Ein Wolf bezog auf einer der Hügelflanken Stellung. Andin erkannte San an dem runden Fleck auf der Stirn wieder. Dann erschienen etwas weiter entfernt plötzlich etwa dreißig Karren, hundert Menschen und Vieh aller Art.
    Wie konnten sie einen solchen Tross am helllichten Tag bewegen? Musste man sich wirklich keine Sorgen machen, dass Korta vorbeikommen könnte?

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