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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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er den Lichtschein einer Fackel ausnutzen konnte. Seine Mutter hatte ihm nie die Kräfte der Gottheiten seiner Welt erläutert. Deshalb versteckte er sich, um eine Passage aus dem kleinen Buch zu lesen, das er sich von ihr geliehen hatte.
     
    Ich habe tausendundeine Nachforschung angestellt, um den Ur sprung des Streits zwischen den Gottheiten herauszufinden. Aber ich habe nichts entdeckt, das bis zum Anfang des Kriegs der Jahr hunderte zurückreicht, oder gar darüber hinaus. Alle Archive, die mir hätten nützlich sein können, sind bei Angriffen oder Invasionen verbrannt. Auf welche Weise hat der Hexergeist Ibbak beim letzten Mal gewonnen? Ich weiß nichts darüber. Aber Er hatte vollständige Macht über die Welt des Ostens, so dass Er die Vergangenheit ver nichten konnte.
    Ich bin Zeuge geworden, wie die Feen, trotz Ihrer Schwäche, eine gewisse Macht über kleine Gebiete hatten: Das Tal von Morency, den Allenberghügel oder den See von Efedor. Aber Sie mussten Ihre Herrschaft mit dem Bösen teilen, denn kein Ort entkam Seinem Gesetz des Schreckens: Kein Niedergeist konnte ihm auch nur einen Teil davon rauben.
    Ich glaube, dass die Gegensätzlichen Gottheiten eine Ahnung von der Zukunft haben – zumindest in groben Zügen – und dass Sie strategische Punkte für ihre künftigen Konflikte auswählen oder schaffen. Ich kann nicht glauben, dass die Feen nicht wussten, dass der Allenberghügel mein Zufluchtsort sein würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie nicht wussten, dass ich, vom Hunger getrieben, ins Tal von Morency einzudringen wagen würde, um den Feuervogel zu töten, und dass ich vom Dieb zum Krieger werden würde, als ich sein Blut trank …
    Von dem Tag an, an dem Sie mir erschienen sind und mir ein Medaillon in Form eines Füllhorns gegeben haben, haben Sie mich nicht mehr verlassen. Weder in Notlagen noch in schwachen Augenblicken. Sie haben vorhergesagt, dass ich für das Gute kämpfen würde, Sie hatten es vorausgesehen, davon bin ich überzeugt.
    Die Gottheiten beeinflussen unsere Entscheidungen, unser Leben. Wer hat angesichts des Unbekannten nicht schon einmal gewaltige Furcht oder unwiderstehliche Anziehung empfunden? Man kann Ihre Gegenwart außer Acht lassen und über Ihren Rat hinweggehen, aber nur wenige Menschen sind dazu in der Lage. Gegen den Willen der Feen anzuarbeiten wäre das Werk eines Narren, der vor dem Besten flieht – sich dem Hexergeist Ibbak entgegenzustellen das Werk eines Verrückten, der das Schlimmste sucht. Oder der nichts mehr zu verlieren hat.«
     
    Das Geräusch von Schritten ließ das Kind aufschrecken. Der Junge schloss eilig das Buch und wickelte unbeholfen das geflochtene Band darum, bevor er es in die Hintertasche seiner Hose stopfte. Er hatte den Namen »Leiland« in den folgenden Zeilen erspäht und war enttäuscht, nun nicht herauszufinden, was Enkil über sein Land sagen würde, aber es war für den Augenblick besser, wenn niemand mitbekam, dass er das Buch bei sich hatte.

Wiedergeburt
     
    Nis’ Hufe wühlten den trockenen Boden auf. Mitgerissen von seiner Reise in die Vergangenheit hatte Andin darüber die Gegenwart vergessen. Die Landschaft um ihn herum hatte sich verändert. Die grünen Wiesen, die üppigen Felder, der Schatten der Eichen und die klaren Flüsse waren einem sandigen Landstrich gewichen, voller verdorrter Baumstämme und ausgetrockneter Bachbetten. Das schöne, fruchtbare Land war nur noch eine Wüste. Kein Laut war mehr zu vernehmen, alle Tiere waren aus dieser Gegend geflohen.
    Der junge Mann näherte sich Aces. Die Freude, die er noch vor einigen Augenblicken empfunden hatte, wandelte sich in Besorgnis. Das Dorf lag in einer Senke des großen Hügels, den er gerade hinaufritt. Der Hügel bestand fast nur noch aus einem gewaltigen Haufen schwarzer Erde. Das wenige Gras wirkte welk und vertrocknet oder war von einem seltsamen Grün, so als ob eine plötzliche Krankheit den Ort verwüstet hätte.
    In welchem Zustand befindet sich dann das Dorf? Die Antwort folgte auf dem Fuße: Andin hatte den Hügelkamm erreicht.
    Unten, weniger als zweihundert Schritt entfernt, entfaltete sich das Elend. In einem Winkel des gewaltigen Hügelkraters hielten sich die Häuser mit letzter Mühe aufrecht. Der rissige Boden der Straßen wölbte sich, und Greise, Kinder, Männer und Frauen irrten stumm mit alten Lumpen am Leib und geschwärzten Gesichtern inmitten dieses Staubs der Verwüstung umher. Sie mussten halb verhungert sein. Die Kinder

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