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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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würde die Maske nur tun? Imma war seit über einer Woche hinter ihrer Tür verschwunden. Am selben Tag hatte das Wasser des Brunnens zu sprudeln aufgehört. Diese blinde Frau sah Dinge mit den Händen: Sie repräsentierte für die Dorfbewohner das Böse und hatte das Dorf mit einem Fluch belegt. Die schöne Vic würde sie von dieser Schande befreien, sie wussten, dass die Feen mit ihr waren. Sie konnte es schaffen. Sie wird es für uns tun.
    Voller Furcht und Aberglauben näherten sie sich dem, was sie für die Quelle ihres Unglücks hielten.

Immas Opfer
     
    Victoria rief nach Imma, während sie sich der alten Behausung näherte. Stille antwortete ihr; ein fauliger Geruch schnürte ihr die Kehle zu. Das Haus machte den Eindruck, als würde es bei der ersten Berührung in sich zusammenstürzen, aber die Tür war verriegelt. Dahinter hörte Victoria schließlich ein kaum wahrnehmbares Wimmern. Sie lebt!
    Indem sie nur ihrem Herzen folgte, ließ sie das Bein vorschnellen, um die Tür mit dem Fuß einzutreten: Ein heftiger Schmerz in der Nierengegend hinderte sie daran zuzutreten.
    »Du darfst deine Wunde nicht aufreißen, du Närrin!«, schrie der Falke und verwandelte sich in einen schwarzen Wolf.
    Andin blieb angesichts dieser Metamorphose einen Augenblick lang wie erstarrt stehen. Dann packte er das junge Mädchen an der Taille und pulverisierte die Tür mit einem Tritt mit dem Absatz, um Vic dann mit ins Innere der Hütte zu ziehen. Er hatte diese Bewegungen ausgeführt, ohne nachzudenken, so als wolle er sie diesem dämonischen Wesen entziehen. Andin konnte nicht glauben, was er da gerade gesehen hatte! Er musste träumen, anders war es gar nicht möglich!
    Victoria kümmerte sich nicht um ihn, denn sie hatte seine Verblüffung nicht bemerkt. Sie war an Jorans Verwandlungen gewöhnt und hatte jetzt ohnehin ein anderes Problem im Kopf. Andins Arme um sie hatten sich so natürlich angefühlt, dass sie sich ihrer nicht einmal bewusst geworden war.
    Alles war sehr dunkel. Der Geruch, der hier herrschte, hatte eine Schärfe, die Andin seltsam an die der Höllischen Nebel erinnerte. Ein abgemagerter Körper, der kaum noch menschenähnlich wirkte, lag ausgestreckt auf dem Boden. Die halb zerfetzten Kleider ließen eiternde Wunden erkennen. Ein Teil des Gesichts, der Hals, die Arme und vor allem die Beine schienen sehr stark befallen zu sein.
    Wider Erwarten zuckte der Körper noch.
    »Kommt … nicht näher … Nicht …«
    »Hab keine Angst, Imma, wir sind hier, um dich zu versorgen, lass uns machen – es besteht keine Gefahr mehr«, flüsterte das Mädchen-mit-den-blauen-Augen.
    Andin spürte, wie eine unförmige Gestalt an ihm vorbeistrich. Es war zu dunkel, um zu erkennen, was genau es war: ein nichtmenschliches Wesen, das fast genauso groß wie Sten war. Der junge Mann wich einen Schritt zurück und kniff die Augen zusammen, um sicherzugehen, dass er auch richtig sah. Das war kein Affe – obwohl es aufrecht ging –, denn es besaß Hörner und ein braunes Bärtchen; es war kein Ziegenbock, weil seine Tatzen an Hände erinnerten, zierlich und gekrümmt wie die eines Nagetiers; es war keine Riesenratte, weil sein kräftiger, aber gebückter Körper bläulich oder grünlich war und nur hier und da einige Haare aufwies. Was ist das?
    Wie vom Donner gerührt sah Andin zu, wie das seltsame Geschöpf mit der jungen Frau sprach, die nicht im Geringsten entsetzt zu sein schien. Sie half diesem Tier sogar, Imma auf die Arme zu nehmen. Die Kreatur sprach leise in warmem, beruhigendem Tonfall mit Imma: »Versucht, Euch umzudrehen, und haltet Euch an meinem Hals fest.«
    Langsam gehorchte der Körper und berührte die Haut des Tiers. Die Finger strichen auf der Suche nach dem Hals die Arme entlang, tastend, wie um festzustellen, wie der Mann beschaffen war, der ihr zur Hilfe kam. Das Tier fühlte sich unbehaglich. Imma wandte ihm den Kopf zu und schlief bei dieser letzten Anstrengung ein, wobei sie noch murmelte: »Eure Stimme gefällt mir sehr.«
    Das seltsame Tier war stocksteif stehen geblieben und starrte Vic reglos an. Sie tauschten in tiefstem Schweigen einen Blick, der von Schrecken und Gewissheit umwölkt war.
    »Lass mich sie verarzten«, sagte Victoria. »Ich werde alles tun, um sie zu retten, Joran. Andin wird mir helfen. Was dich betrifft … Kümmere dich nicht weiter darum.«
    Warum dieser Stimmungswandel? Und wie kann dieses monströse Wesen auch Joran sein? Andin verstand das nicht mehr! Was ging um ihn herum

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