Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
Vom Netzwerk:
nie mehr loszulassen.
    Reglos blieben sie dort stehen und sahen zu, wie die Sonne unterging. Der Wolf fürchtete sich zwar ein wenig vor Andin, setzte sich aber dennoch neben die beiden. Mit herrscherlicher, großmütiger Miene schien er ebenfalls die Landschaft und die Milde des Abends zu bewundern. Sterne begannen über dem Pärchen und dem Tier aufzuflammen. Es blieb nur noch ein rotes Band, das sich am Horizont erstreckte. Die letzten Sonnenstrahlen verblichen dank der Wolken auf den Feldern, und die Flüsse verloren ihr Blutrot, um in der Farbe der Nacht zu schimmern.
    Ihre Untätigkeit und ihr Wohlbefinden sorgten dafür, dass sie die Wirklichkeit hinter sich ließen. Andin und Elea waren allein, verloren in Zeit und Leben, schläfrig vor Glück und friedlicher Müdigkeit.
    Langsam wagte Andin es, seine Wange an die Schläfe der jungen Frau zu legen und sein Gesicht über ihres gleiten zu lassen. Sie spürte, wie er sich auf ihre Lippen zubewegte. Ihre Lider schlossen sich, und sie gab sich diesem ersten Kuss ganz hin. Aber anstelle der erwarteten Süße ließ ein Kältegefühl sie zusammenzucken – gefolgt von krachendem Donner. Das Gewitter, das sich vor ein paar Stunden angekündigt hatte, ging voller Heftigkeit nieder und verschlug den beiden jungen Liebenden den Atem.
    Binnen weniger Sekunden waren sie durchnässt und der Boden überschwemmt. Andin hob Victoria, wie ein Paket in seinen Umhang gewickelt, auf die Arme und begann, aufs Dorf zuzulaufen. Der Wolf sah beiläufig diesen menschlichen Wesen hinterher, die sich von drei erbärmlichen Regentropfen erschrecken ließen. Er hob die Schnauze zum Himmel, genoss die Kühle des Wassers und ließ sich vom plötzlichen Toben des Himmels umhüllen.
    Victoria klammerte sich an Andins Hals. Mehr als einmal brachen sie sich beinahe die Knochen, aber sie lachten über die überraschende Heftigkeit. Der Abhang des Hügels war rasch von Sturzbächen durchsetzt. Wie die Wilden stürmten sie in die erstbeste Scheune des Dorfs und mussten auf den Heuboden steigen, um der Überschwemmung auszuweichen.
    Auf Heubündeln hockend sahen sie an eine kleine Luke gelehnt zu, wie die Sintflut auf den Boden niederging. Blitze zerrissen den Himmel. Sie zerfetzten unter ohrenbetäubendem Getöse den schwarzen Schleier der Nacht und zerschmetterten die Sternenkuppel in tausend Stücke. Der Himmel hatte sich plötzlich verdüstert: Die Landschaft war verschwunden. Sie ließ sich nur hinter einem Regenvorhang im Licht der Nerven und Verästelungen der Blitze erahnen.
    »Willkommen in Leiland!«, bemerkte Elea lachend. »Dieses Versprechen der Monde hatte ich ganz vergessen!«
    »Was für ein Unwetter! So eines wie dieses habe ich noch nie erlebt!«
    Das Wasser strömte Andin noch aus den Haaren übers Gesicht. Er wischte es sich mit dem noch trockenen Futter seines Umhangs ab. Die Ärmel seines Hemds dagegen waren durchnässt.
    »Und das ist kein kurzer Regenguss«, antwortete sie, während sie sich ebenfalls abtrocknete. »Er wird die ganze Nacht lang anhalten. Ein neuer Bach wird zur Welt kommen!«
    Sie war begeistert von der Rauheit des Klimas in ihrem Land und Andin verzaubert von ihrem strahlenden Gesicht, das die Blitze von Zeit zu Zeit hell beleuchteten. Ihre Schönheit war genauso faszinierend wie die Natur.
    »Schau dir den einsamen Mond an!«
    Ein Wolkenriss hatte das Gestirn für einen kurzen Augenblick enthüllt. »Hast du diesen malvefarbenen Schimmer gesehen, der trotz des Sonnenuntergangs geblieben ist? Er deutet darauf hin, dass es morgen Abend noch so ein Gewitter geben wird. Das ist selten! Der See droht, über die Ufer zu treten: Selene und die Kinder werden sich mit den Füßen im Wasser wiederfinden.«
    »Wer ist Selene?«, fragte Andin in neugierigem Ton. Er hatte Weste, Hemd und Stiefel ausgezogen. Nun legte er sich zitternd den Umhang wieder um und lehnte sich an einen Heuballen, während er auf die Antwort wartete. Victoria zog ebenfalls die Weste aus, deren Innenkante feucht geworden war, und setzte sich neben ihn.
    »Immer noch Fragen!«, seufzte sie und streckte ihm ein neues Hemd hin, das aus ihrem Füllhorn stammte.
    »Immer noch eine nach der anderen«, antwortete er und bereute es, nicht rechtzeitig das Geschenk der jungen Frau zurückgewiesen zu haben, die sich nun die Augen rieb.
    »Gut. Selene ist Erwans Frau. Die meisten meiner Gefährten sind verheiratet und haben Kinder. Da wir sie nicht mitnehmen können, ist Selene zurückgeblieben, um sie zu

Weitere Kostenlose Bücher