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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Zuneigung zu ihm lässt dich vergessen, was er Andin wohl hat durchmachen lassen, und wer er wirklich ist, so wenig du auch über ihn weißt.«
    Sie hockte sich vor dem Kind hin und stellte sich seinem trotzigen Blick.
    » Du hast Angst, dass ich verschwinde, nicht wahr?«, verstand sie. » Obwohl du glaubst, dass ich die Kämpin der Feen bin, weißt du, dass ich nicht unbesiegbar bin. Wie die anderen.«
    Sie strich sanft mit der Hand über das Gesicht, das die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen hatte.
    » Du hast recht«, fuhr sie fort. » Ich wäre beinahe nicht gekommen, um dich aus der Burg zu holen.«
    Die beiden Mandelaugen öffneten sich und enthüllten ein verstörtes Ozeangrün. Ein Leuchtkäfer erhellte flüchtig Tanins Gesichtsausdruck.
    » Ize ist während deiner Gefangenschaft wieder angegriffen und in Brand gesteckt worden«, erklärte Elea ruhig. » Um das Feuer zu löschen, bevor es sich im ganzen Dorf ausbreiten konnte, haben die Einwohner die Waffen im Stich gelassen; wir haben sie vor den Soldaten beschützt. Da die Scylen angesichts von Erwans ersten Mitteln verfrüht aus dem Kampf geflohen waren, habe ich mich stark gefühlt und den Sieg schon für errungen gehalten: Ich habe das Signal zum Aufbruch schon vor dem Ende des Kampfs gegeben. Mir blieben nur drei Gegner, die eher geneigt schienen zu fliehen, als zu kämpfen. Aber ich hatte Korta vergessen, der aus Feigheit hinter seinen Leuten zurückgeblieben war. Es hat sich gezeigt, dass er in weit besserer Verfassung war als ich.«
    Sie senkte den Kopf.
    » Er hat gewonnen, Tanin, er hat gewonnen. Es glückte mir zwar, zu fliehen, aber in dem Moment, als ich den Wald erreichte, habe ich zwei Pfeile abbekommen.«
    Tanin war verblüfft. Die Geschehnisse gehörten zwar schon der Vergangenheit an, aber er empfand sie in der Gegenwart! Er hatte Enkils Buch gelesen und konnte verstehen, was eine Niederlage nach sich ziehen mochte.
    » Ich verdanke mein Leben einem Mann, der dort vorüberkam«, fuhr Elea fort. » Einem Mann, der ein paar Tage zuvor die Versteinerten Berge überquert, die Höllischen Nebel durchschritten und selbst nach so vielen Abenteuern nicht gezögert hatte, in die Dunklen Wälder vorzudringen. Ich hatte ihm geholfen, die Amalysen zu verstehen, und er hatte sie mit dem Herzen gezähmt.«
    Tanin lauschte, gebannt von dieser neuen Gestalt.
    » Als er mich verwundet und in Gefahr vorfand, hat er mich hochgehoben und auf einem Baum in der Nähe von Ize in Sicherheit gebracht. Er hat mich verarztet und sogar gegen Korta gekämpft, um das Füllhorn zurückzuholen, das Korta mir entrissen hatte. Und da ihm all diese Taten noch immer nicht genug waren, hat er mich aufgesucht, als ich nach Aces kam, und hat an meiner Stelle als Maske verkleidet gekämpft, weil ich noch nicht die Kraft dazu hatte.«
    Kein Wort drang aus dem Mund des Kindes.
    » Dieser Mann, Tanin… Das war Andin.«
    Er hatte es schon begriffen und warf sich seiner jungen Mutter in die Arme. Nun wurde ihm bewusst, wie viel er diesem Grafen verdankte, den er bis jetzt verachtet hatte. Mit Mühe hielt er seine Tränen der Liebe und der Angst zurück, fasste sich wieder und rieb sich aus reiner Gewohnheit die Nase.
    » Warum hat er das nicht gesagt?«, fragte er ganz verwirrt über seine Fehleinschätzung.
    Elea legte die Hände um das kleine Schelmengesicht.
    » Weil Andin über eine gute Eigenschaft verfügt, die du dir anzueignen versäumt hast: Bescheidenheit«, lächelte sie.
    Tanin nahm die Belehrung mit missmutiger Miene hin. Elea küsste ihn auf die Wange.
    » Geh schlafen, mein Herz, und denk darüber nach. Aber sei beruhigt, du bist nicht der Einzige, der Ungerechtigkeiten begeht– und ich muss jetzt eine wiedergutmachen«, fügte sie hinzu, indem sie Andins Ring aus der Tasche zog.
    Sie wollte wieder aufstehen, aber Tanin hielt sie einen letzten Moment zurück, um ihr die kleinen Lippen auf den Mundwinkel zu drücken. Elea gab ihm den Kuss mit einem Lächeln zurück, fuhr dem Kind mit der Hand durch die zu langen Haare und richtete sich auf.
    Tanin sah zu, wie sie in den Sonnenuntergang davonschritt, begleitet von drei Leuchtkäfern, die sich vom Baum entfernt hatten. In seinen Augen war sie unsagbar schön. Immer ein Lächeln, ein Kuss, eine Liebkosung, ein tröstendes Wort, immer weise Ratschläge, ohne je die Stimme zu erheben– trotz seiner Dummheiten! Und sie war immer da, um ihm zu helfen oder ihn zu umsorgen. Die Kindfrau erwies sich als die perfekte

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