Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
» Triff mich hinter den Waffenkammern auf der Meerseite!– Seit zwei Tagen ziehe ich mich ständig um!«, murmelte sie dann.
» Warte! Was werden die anderen sagen? Sie arbeiten einen Schlachtplan gegen Korta aus, und du bleibst nicht bei ihnen?«
» Joran lässt mich ohnehin nur selten an irgendetwas außer den Kämpfen in der Großen Ebene teilnehmen. Ich bringe meine Tage mit dem Üben zu. Sie sind es gewohnt. Es ist abgesprochen, dass wir heute Abend gemeinsam die Waffen verteilen. Ich werde einfach versuchen, Tanin zu finden, damit er ihnen sagt, wo wir sind, falls sie uns früher benötigen.«
Andin sah sie davongehen. Er war noch immer fasziniert, die weiße Syllis entdeckt zu haben. Den Dolch riss er aus dem Balken. Sicher hatten die Feen dafür gesorgt, dass Elea seinen Weg gekreuzt hatte. Wenn nicht, um sie zu lieben, dann sicher, damit er ihr half, Prinzessin Elisa zu retten. Für den Augenblick genügte das.
Er hob seinen Bogen auf, der neben dem Baumstamm lag, und nahm den Dolch mit, als er zu den Waffenkammern hinunterschritt.
Zu schön, um wahr zu sein
» Komm, Nis, komm!«
Der Stute, die sich seit zwei Tagen eine kleine Ruhepause ohne Sattel auf dem Rücken und mit frischem Gras zwischen den Zähnen gönnte, fiel es schwer, ohne Bedauern zu gehorchen. Aber Andin streckte ihr eine Karotte hin. Er hatte überzeugende Argumente!
Die Männer drohten, von einem Augenblick auf den anderen von der Verlorenen Insel zurückzukehren. Elea, die ihr Pferd am Zügel führte, behielt die Umgebung der zehn Karren im Auge, die für die Waffenverteilung vorbereitet worden waren, während Andin Nis’ Rücken belud. Es war ihnen gelungen, mithilfe von Melanie, Erby, Tanin und Chloe die Ställe zu erreichen. Die vier Kinder waren ihnen über den Weg gelaufen und hatten ihnen geholfen, Joran nicht zu begegnen. Die beiden kleinen Mädchen waren losgerannt, um die blinde Hexe zu suchen, die beiden Jungen hatten dafür gesorgt, dass Joran sie getroffen hatte. Das Ungeheuer war wie der größte Einfaltspinsel in die Falle gegangen.
Ein Gebüsch bewegte sich: Tanin erschien.
» Du kannst losreiten, Mama. Die Luft ist rein bis zu den Weißen Steinen. Imma kümmert sich um Joran. Sie… ist auf dem Laufenden über euren Aufbruch«, sagte er mit einem kleinen, bedauernden Lächeln. » Melanie hat ihre Fähigkeiten vergessen und hat ihr aus Versehen die Hand gereicht.«
» Das ist nicht so schlimm, mein Herz«, antwortete Elea und ging zu ihm. » Imma ist vertrauenswürdig, und Joran fasziniert sie so sehr, dass sie sich hiermit eher selbst eine Freude macht. Hilf heute allen gut. Und wenn Sten Schwierigkeiten hat, darfst du Joran auch sagen, wo ich bin, einverstanden?«
» Ja… Sag mal, darf ich mitkommen, wenn ihr heute Abend die Sachen verteilt?«
» Ja, mein Herz. Diesmal werde ich dich mitnehmen.«
Tanin schlang rasch die Arme um Eleas nackte Taille; sie trug ihre leichte Kleidung und einen Dolch am Schenkel. Tanin drückte sie fest an sich und presste ihr die Wange auf den Ba uch. Überrascht und gerührt streichelte sie ihm die Haare.
» Hab einen schönen Tag, Mama«, wünschte er ihr und sah Andin geradewegs in die Augen.
Dann lief er ins Dickicht, bevor die junge Frau ihm auch nur einen Kuss geben konnte. Sie lächelte darüber.
» Er scheint dich über alle Maßen zu lieben«, sagte Andin verständnisvoll.
» Und ich bin stolz darauf«, antwortete Elea in einem Tonfall, der dieser Aussage angemessen war. » Ich habe um seine Wertschätzung gekämpft.«
» Einst hatte Leiland keine Kinder mehr – und jetzt fehlt es diesem Land an Erwachsenen. – Das hat Ceban gesagt«, erklärte er auf Eleas erstaunten Blick hin.
Elea schwieg nachdenklich.
» Na gut, gehen wir. Kein Leiländer wird mir diesen Satz erklären– und von dir erwarte ich es schon gar nicht mehr«, fügte Andin hinzu und führte seine Stute am Zügel auf die Brücke-ohne-Wiederkehr zu.
» Du nimmst die falsche Richtung«, verkündete Elea und brach hinter die Ställe auf. » Statt alles Mögliche zu glauben, solltest du mir lieber folgen.«
Ihr ebenso gemessener wie gekränkter Tonfall brachte Andin zum Lächeln. Er ging zu ihr. Elea sah ihn an, schwieg einen Moment und schmollte dann ein wenig. Er hatte doch noch ein Mittel gefunden, sie zum Sprechen zu bringen.
» In den drei Jahren vor dem Erscheinen der Maske haben Kortas Männer die rüstigsten Bauern zwangsverpflichtet. Sie haben sie in angebliche Kriege mit dem Ausland
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