Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
Heute nicht mehr! Ich flehe Euch an! Ich habe mich völlig erholt! Sten kann nicht kämpfen, lasst mich meinen Platz wieder einnehmen! Nur für einen Kampf! Für diesen einen!«
»Manche dieser Männer tragen keine Soldatenuniformen!«, rief Joran ihr zu. »Korta hat seine Mordbrenner zurückgerufen und sie auf die Große Ebene losgelassen!«
Ceban wollte aus Angst nicht, dass seine Schwester mitkam, und Sten wollte trotz allem selbst in den Kampf ziehen, um Estelle am Aufbruch zu hindern. Allan und Andin ihrerseits sahen hingegen in seiner Frau einen möglichen Kämpfer mehr. Theon blieb neutral. Erwan bildete schließlich das Zünglein an der Waage: Er ritt neben Estelle und packte sie am Handgelenk, um sie hinter sich in den Sattel zu ziehen.
»Ich würde mir selbst nicht vertrauen, wenn ich ihr nicht vertrauen würde«, antwortete der Zwerg dem Riesen, der ein lautes Verzweiflungsgeschrei angestimmt hatte. »Ich werde auf sie aufpassen.«
Die sechs Kämpfer ritten wieder los, geführt von Joran und gefolgt von der Opaline.
Sten sank auf einer hölzernen Bank zusammen und stützte die Stirn in die Hände. Besorgt? Ohne Zweifel, aber er war auch zornig auf sich selbst. Er, der Größte, der Stärkste, der, den die Schlacht um Ize persönlich am meisten betraf, war dazu verdammt zu warten. Noch einen Tag zu warten, nur einen Tag! Er musste sich angesichts der langsamen Wirkung des Füllhorns auf seine Wunde in Geduld fassen.
Seine beiden Jungen hatten sich zu ihm gesellt, um ihm mitzuteilen, dass die beiden Säuglinge im Haus zu weinen begonnen hatten. Der Riese aus Ize fühlte sich nur noch hilfloser.
»Estelle! Sie haben Hunger!«, wimmerte er.
Aber Estelle war schon weit weg. Sie fühlte sich frei. Ihre geschwollene Brust rief ihr durchaus in Erinnerung, dass sie Mutter war, aber dennoch hatte sie für einen Augenblick ihren Schwung, ihre Bewegungsfreiheit und ihre Unabhängigkeit zurückgewonnen. Ihr braunes Haar, das sie so lange nicht geschnitten hatte, streifte ihre Lippen, während Erwans Pferd im gestreckten Galopp dahinschoss. Estelle klammerte sich an die Taille des Akalers und spürte, wie sich ihr Bauch in Erwartung der Schlacht zusammenkrampfte. Sie würde die Wut, die seit sechs Monaten in ihr brodelte, endlich an etwas auslassen können. Sie würde jemanden für ihre Angst und für die Wunde, die ihr Mann davongetragen hatte, bezahlen lassen!
Die Frauen und Kinder von Ize hatten sich in den Kellern versteckt, während die Männer den Angreifern die Stirn boten. Mit Schwertern, Pfeilen, Mistgabeln und sogar Knüppeln verteidigten sie sich und töteten, so gut sie konnten. Aber Kortas vierzig Waffenknechte waren stärker, und eine gewisse Anzahl von Bauern hatte schon mit dem Leben für ihren Widerstand und ihre Kühnheit bezahlt: Die Soldaten und Söldner hatten Befehl, Ize dem Erdboden gleichzumachen.
Estelle stieß denselben Kriegsschrei wie die anderen aus, als sie die Mörder erreichten, und stürzte sich mit ebensolchem Rachedurst auf sie. Andin griff an; sein Schwert und sein Dolch waren zur Verlängerung seiner Arme geworden. Was eine der Waffen nicht erreichen konnte, durchtrennte die andere. Wen die eine abwehrte, der wurde zugleich von der anderen durchbohrt. Andins Kleidung und seine Maske erstaunten mehr als einen Mann, der seinen letzten Seufzer aushauchte. Sogar die Bauern, die sich von der Verkleidung nicht täuschen ließen, waren überrascht über seine Anwesenheit. Aber die Maske legte bei ihren Angriffen eine solche Tapferkeit an den Tag, dass ihre Identität keine Rolle spielte: Sie folgten ihr.
Und dann war da noch dieses kleine, geflügelte Geschöpf, das nicht weit von Andin entfernt funkelte und mit leuchtenden Wirbelwinden jeden beschützte, der in Schwierigkeiten geriet. Die Opaline rief auf Seiten der Soldaten großen Schrecken hervor. Auf der Flucht vor ihr stürzte einer von ihnen sogar in eine Viehtränke, bevor er von drei entfesselten Bauern angegangen wurde. Die Göttlichkeit der Opaline dämpfte die Furcht, und Andin verwendete all seinen Eifer darauf, den Kampf zu Ende zu führen, bevor die Sylphe verschwand.
Erwan kämpfte gemeinsam mit Estelle, wie er es gewöhnlich mit Sten tat. Er wusste um die Tüchtigkeit der jungen Frau, da er sie das Waffenhandwerk gelehrt hatte. Zugleich kannte er aber auch ihre Schwächen und war sich durchaus bewusst, dass es ihr aufgrund ihrer nicht lange zurückliegenden Schwangerschaft an Übung fehlte. Er wollte nicht, dass
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