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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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weitere damit, Rechenschaft vor sich abzulegen: Ihm blieb nun nichts mehr, als sich der Wahrheit zu stellen.
    Jemand klopfte an die Tür. Der Herrscher von Leiland erteilte die Erlaubnis zum Eintreten und nahm wieder eine königliche Haltung an. Ein Jüngling von vierzehn Jahren erschien und grüßte seinen König. Bei seiner Verneigung fegte die Feder seiner Kappe aus kobaltblauer Seide über den Marmorboden.
    »Eure Majestät, der Hof ist besorgt. Es sind schon vier Tage vergangen, seit Eure Majestät zuletzt im Thronsaal erschienen ist.«
    »Ja, Thalan, und das hier wird der fünfte Tag meiner Abwesenheit sein«, verkündete der König schlicht.
    Der junge Page wirkte verstört.
    »Aber Maj…«
    »Setzt Euch«, schnitt ihm der Herrscher das Wort ab. »Ich habe Euch eine Frage zu stellen.«
    Die Einsicht war erfolgt, aber der König wollte sicherstellen, dass er keine Fehler begehen würde. Der Junge zögerte, welchen Sitz er wählen sollte, und beschränkte sich am Ende auf einen damastbezogenen Schemel. Er zog die Knie an und drehte die Mütze zwischen den großen Fingern.
    »Was haltet Ihr vom Herzog von Alekant?«, fragte der König ihn direkt.
    Der Page war erstaunt über die Frage und wusste nicht, was er erwidern sollte. Er hatte Kortas Gewalttätigkeit noch nicht am eigenen Leib erfahren, sondern nur einige Gerüchte in den Gängen gehört.
    »Ich glaube, dass er ein ehrenhafter Mann ist«, antwortete er aufrichtig. »Eure Majestät sollte nicht an all das Geschwätz glauben, das aus Eifersucht entspringt.«
    »Welch weise Ratschläge für Euer Alter! Ihr erinnert mich an Euren Vater.«
    Thalan neigte das kantige Gesicht. Sein dichtes, ebenholzschwarzes Haar fiel ihm wie ein Vorhang ins Gesicht. Der König bedauerte seine Worte.
    »Eure Mutter ist mutig und erzieht Euch zu einem genauso rechtschaffenen Mann, wie er einer war. Ihr könnt stolz darauf sein. Euer Vater war ein außergewöhnlicher Mensch.«
    »Ich danke Eurer Majestät für die Ehre, die Ihr mir erweist.«
    »Nichts zu danken, Thalan. Ich habe Euren Vater sehr geschätzt. Sein Tod war ein großer Verlust für dieses Königreich.«
    »Der Herzog von Alekant hat mir erst vor kurzem versprochen, ihn zu rächen. Er wird die Maske töten, für Prinzessin Eline und für mich«, stieß der Halbwüchsige zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ich weiß allerdings, dass Euer Vater dem Herzog von Alekant keine große Zuneigung entgegenbrachte. Sollte man etwa annehmen, dass der Kampf Seite an Seite zu einer Annäherung zwischen den beiden geführt hat?«
    Thalan erwiderte nichts. Sein Vater war in einer großen Schlacht einen Monat nach dem Erscheinen der Maske gefallen. Der Herzog von Alekant hatte Thalan ausführlich den Mut und den Eifer beschrieben, den er an den Tag gelegt hatte, um den grausamen Räuber niederzustrecken. Der Junge, der unter dem Tod seines Vaters sehr gelitten hatte, hatte gar nicht anders gekonnt, als ihm zu glauben.
    »Ich bin seit Jahren nicht mehr in der Stadt gewesen«, klagte Seine Majestät plötzlich und schlug den großen Prunkmantel mit einer ungezwungenen Bewegung beiseite. »Es ist höchste Zeit, dass ich dorthin zurückkehre… und zwar heute.«
    »Soll ich die Kutsche bereit machen lassen?«, schlug Thalan vor und sprang auf.
    »Nein.«
    »Möchten Eure Majestät gern ausreiten?«
    »Nein.«
    Der Page wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Sein Herr dachte doch nicht etwa daran, zu Fuß zu gehen?
    »Thalan, ich will kein ›Majestät‹ mehr von dir hören, und auch kein ›Ihr‹. Wir gehen zu Fuß nach Etel, allein. Nur du und ich.«
    Der junge Page riss die Augen weit auf. Hatte Seine Majestät den Verstand verloren? Er hatte nie daran glauben wollen. Jetzt sah er, wie der König auf eine mit Teppichen und Waffen geschmückte Wand zutrat und mit der Hand auf einen der Monde im Wappen des Königreichs drückte: Ein Geheimgang öffnete sich; große Spinnweben rissen entzwei.
    »Es ist sehr lange her, dass ich zuletzt diesen Weg genommen habe. Viel zu lange«, sagte der König bitter.
    Er entzündete eine Fackel, die am Eingang hing. Sie durchdrang die Dunkelheit mit ihrem bernsteinfarbenen Licht. Der König trat auf die Treppe zu, die in die Tiefen der Burg hinabführte. Er winkte dem Pagen, ihm zu folgen, bevor er den Geheimgang wieder verschloss.
    Es war düster, und im Fackelschein schienen die Stufen endlos weiterzugehen. Thalan war beeindruckt, doch er fühlte sich vom Rest der Welten abgeschnitten.

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