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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Du heißt Onemie!«, rief er aus und sah die Schankmagd an.
    Sie schenkte ihm ein blasses und ganz schüchternes Lächeln, während sie bejahte.
    »Erstaunlich, wenn man nicht damit rechnet, hehe.«
    »Als das Volk von der Entscheidung des Königs erfahren hat, sich eine Frau zu nehmen, waren die Leiländer mit seiner Wahl einverstanden, obwohl sie auf eine Ausländerin gefallen war. Meine Mutter wollte die künftige Königin auf ihre Art willkommen heißen. Sie hat mir ihren Vornamen gegeben, auf dass meine Seele genauso schön wie die der Königin werden möge.«
    Dieser Name, der für den König die Zeit zurückzudrehen schien, lähmte ihn. Sein Herz war einen Augenblick lang verloren. Ihm fehlten die Arme, die Beine, die Worte. In seinem Kopf hatte ein Gesicht alles Verschwommene verscheucht.
    »Ist es so schockierend, eine Schankmagd zu treffen, die den Namen einer Königin trägt?«, fragte sie gekränkt. »Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich ihn nie mit solcher Anmut wie sie tragen werde.«
    Bei ihren letzten Worten hatte sie sich einige strohblonde Haare über die Wange fallen lassen, um ihre Narbe zu verbergen. Der König wagte es, sich ihr zu nähern und ihr die störenden Strähnen aus dem Gesicht zu streichen; er ließ die Hände auf ihren Schläfen ruhen.
    »Nun, du hast deine ganz eigene Schönheit. Ich glaube, dass die Königin, wenn sie davon gewusst hätte, sich sehr geehrt gefühlt hätte und stolz gewesen wäre, ihre Seele mit dir zu teilen.«
    »Danke«, murmelte sie schüchtern und biss sich auf die Lippen.
    »Aber du… Wie lautet dein Name, Reisender?«, fragte der Wirt neugierig.
    Der König senkte den Kopf und trat von Onemie zurück.
    »Ich habe keinen– nicht mehr.«
    Er ging zur Tür. Thalan lief ihm nach. Der König wollte schon hinausgehen, drehte sich aber dann noch einmal um und warf dem Wirt einen kleinen Geldbeutel zu. Der Mann wollte ablehnen, aber der König unterbrach ihn:
    »Um die Schäden zu reparieren, die die Soldaten angerichtet haben.«
    Er sah die drei ein letztes Mal an: den Wirt, der ständig auf den Beinen war, den alten Trinker mit seinem schon wieder geleerten Glas, die hübsche Schankmagd mit dem grausamen Namen. Onemie, die sich noch immer nicht gerührt hatte, wollte ihm seinen Umhang zurückgeben, aber er ließ ihr diese Kleinigkeit und beeilte sich, die Tür zu öffnen.
    Viele Leute hatten sich davor zusammengeschart. Eingeschüchtert von der geschlossenen Tür hatten sie es nicht gewagt einzutreten. Doch seit dem blutigen Abzug der Soldaten hatte die Neugier sie nahe an die Fenster und vor die Tür gelockt. Die Eteler machten jedoch dem Mann-mit-den-Messern und dem Kind der Angst, das ihn begleitete, Platz. Ohne es zu wissen bildeten Kaufleute, Handwerker und Bettler ein Ehrenspalier für ihren König, dem sie damit das Herz nur noch ein wenig mehr brachen.
    Sie ließen ihn in respektvollem Schweigen gehen, hinein in die verwinkelten Gässchen. Dann brachen mit ohrenbetäubendem Lärm Fragen und Gerüchte los. Wer war das? Der Mann hatte keinen Namen. War er also ein Verbrecher? Nein, er hatte gute Manieren und hatte uneigennützigen Mut bewiesen. Versuchte er nur, einen Fehler wiedergutzumachen, um seine Seele zurückzugewinnen?
    Der Wirt wusste bald nicht mehr, was er ihnen antworten sollte, aber der Alte kicherte immer noch in seiner Ecke, die Flasche in der Hand.
    »Hör mit diesem törichten Gelächter auf, alter Säufer!«, befahl der Wirt.
    »Alter Säufer, hehe. Ich bin vielleicht ein alter Säufer, aber ich habe noch ein Gedächtnis«, sagte er mit einem meckernden Lachen. »Der Mann-mit-den-Messern, wie ihr ihn nennt– hehe!–, das ist Seine Majestät!«
    Natürlich wollte niemand ihm glauben, und viele Leute verhöhnten ihn. Aber Onemie öffnete den kleinen Geldbeutel, den der Wirt erhalten hatte, nahm eines der Geldstücke heraus und sah sich die Kopfseite an, die ein Bildnis des Königs zeigte.
    »Er hat Recht! Das ist er tatsächlich! Es ist wirklich der König!«, rief sie. »Ich habe mir doch gleich gesagt, dass sein Bart zu gepflegt war!«
    »Hehe, alter Säufer!«, wiederholte der Alte. »Aber ich erinnere mich, oh ja. Aber es ist fast zwanzig Jahre her, dass ich ihn in dieser Verkleidung gesehen habe! Alter Säufer, hehe. Damals hatte er eine blonde, sehr schöne Apfelhändlerin bei sich«, fügte er nachdenklich hinzu. »Hehe, das wundert euch vielleicht, aber was soll ich euch denn sagen?

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