Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
von Aufständischen verteidigt wurden. Alle Gegenstände, die den Dörflern in die Hände fielen, hagelten auf sie herab. Hier wie auch anderswo mussten Kortas Männer sich zurückziehen und ins offene Land fliehen. Viele wurden verfolgt, und nur wenige sollten die Burg erreichen. Sogar Joran hatte in Adlergestalt Schrecken verbreitet, indem er sich, die Klauen voran, mit offenem Schnabel auf einige noch zögernde Soldaten gestürzt hatte.
Die Bauern hatten die Große Ebene in Besitz genommen. Sie wollten sich nicht gegen die Königsmacht erheben und einen Umsturz erreichen, sondern nur endlich in Frieden mit ihren Familien und ihrem bescheidenen Besitz auf ihrem Stückchen Land leben. Sie hatten genug von der Tyrannei des Herzogs von Alekant.
Noch immer ging ein Geruch nach Krieg und Hass von den zerhauenen Leichen aus. Die Toten türmten sich zu mörderischen Gipfeln auf. Klingen funkelten noch immer, obwohl sie von Blut und Eingeweiden besudelt waren. Zerfetzte Lumpen flatterten im Wind oder tanzten über die Rapsfelder, die nun rote Flecken aufwiesen. Einige Hände hatten sich um die Waffen geklammert, die ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten; Augen starrten auf ewig verständnislos in den Himmel. Soldaten und Bauern fanden sich im Tode vereint wieder.
Die Kämpfer aus dem Verbotenen Wald kamen sich beinahe nutzlos vor, als die Soldaten sich aus Yil zurückzogen. Sie waren der Funken gewesen, der das Feuer entzündet hatte. Jetzt benötigten die Bauern sie nicht mehr, ganz gleich, wie viele Soldaten das Königreich noch aufzubieten hatte und wie sich die Angriffe gestalten würden. Es hatten sich schon mehrere Anführer eine Stellung in den Bauerngruppen gesichert, ihren Mut beflügelt und sie zu den Schwachstellen der Großen Ebene geführt, um den Soldaten den Weg zu versperren und ihre Anschläge zu vereiteln. Sie hatten nicht einmal bemerkt, dass die Opaline im Laufe des Kampfs verschwunden war. Sie brauchten keine Magie und keine Symbole mehr, die sie zusammenschweißten.
Die fünf Gefährten hielten einige Augenblicke lang zu Pferde reglos vor dem Schlachtfeld, etwas erstaunt, dass Korta sich nicht hatte blicken lassen. Feigheit, Vorsicht? Die Dorfbewohner der Großen Ebene hätten ihm sicher den Kopf abgeschlagen, um ihn in ein Feldzeichen zu verwandeln, das Andin ihnen streitig gemacht hätte. Nur Muht war gekommen und hatte sich immer hinter der Front aufgehalten, um, geschützt von seiner Glasmaske, Strategien und Gedanken auszuloten. Aber seine Fähigkeit war bald überfordert gewesen, da die meisten Dorfbewohner jetzt ungefähr wussten, wie sie ihren Geist abschirmen konnten. Es gelang zwar nicht allen, aber Muht hatte noch nie ein Schlachtfeld gesehen, das für seine Macht derart undurchdringlich war. Am Ende war er davongeritten und hatte sich in seinem Kriegerstolz gekränkt gefühlt, weil er ein zweites Mal zum Rückzug hatte blasen müssen. Da er ahnte, wie sich die Ereignisse entwickeln würden, war der einzige Kampf, den er jetzt noch führen wollte, der gegen die Akaler, den Oberalchemisten der Maske mit eingeschlossen.
Niemand war unbeschadet aus den Kämpfen hervorgegangen. Prellungen und Wunden machten sich den Platz auf den Körpern der fünf Freunde streitig. Sie waren besser für Zweikämpfe als für Kriege ausgebildet. Allan hatte die schwerste Verwundung: Ein Rückhandhieb mit dem Schwert war ihm tief in den Schenkel gedrungen. Ein behelfsmäßiger Druckverband presste den Schnitt mühsam zusammen. Theon hatte die verästelten Spitzen einer Hellebarde in den Arm bekommen. Sie hatten ihm auch die Brust aufgeritzt. Die Wunde an seinem Hals hatte sich wieder geöffnet und durchtränkte seinen alten Verband.
»Du gehst zu viele Risiken ein«, sagte Allan vorwurfsvoll zu ihm. »Du suchst ja geradezu nach der Klinge, die dich töten wird!«
Theon verband sich lächelnd den Arm.
»Denk an deine Frau und deine Töchter, und mach dir keine Sorgen mehr um mich. Sieh dir lieber deine Wunden an, bevor du dir meine anschaust!«
Es gab keinen Kampf, nach dem die beiden ehemaligen Soldaten keinen solchen Schlagabtausch führten. Wie gewöhnlich brach Allan das Gespräch ab.
Cebans Wunden waren wie immer die eindrucksvollsten. Er hatte einen Schlag mit einem bleibesetzten Handschuh abbekommen, der ihm die Augenbrauen an mehreren Stellen hatte aufplatzen lassen. Das Blut rann ihm über das halbe Gesicht und tropfte ihm auf das Hemd; er hätte sich wirklich nicht die Mühe machen müssen, eines
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