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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Messer steckte ihm in den Lenden. Schwarzes Blut spritzte auf. Der Berg erstarrte und brach verständnislos unter dem Stich eines zweiten Messers zusammen, in sein Herz gerammt von jemandem, den er nur für einen kleinen Jungen gehalten hatte. Thalan war jedoch binnen eines Tages und einer Nacht sehr erwachsen geworden. Aber vielleicht noch nicht erwachsen genug, um die Beherrschung zu wahren, als die schöne Eline ihm um den Hals fiel: Der knochige Jüngling spürte, wie er von Kopf bis Fuß errötete.
    »Thalan! Ihr seid wunderbar!«
    »Äh… Danke, Hoheit«, stammelte er, als sie ihre Umarmung wieder löste. »Ich… habe Euch doch gesagt, dass ich Euch hier herausholen würde. Vergebt mir, dass ich so lange gebraucht habe, aber bis ich dazu gekommen bin…«
    »Entschuldigt Euch nicht. Ihr seid genau im richtigen Moment erschienen.«
    »Nein, Hoheit. Ich konnte Euren Vater nicht aufhalten.«
    Sein Blick war zu den Felsgewölben hinaufgerichtet; seine Stimme brach in der Gefühlsaufwallung.
    »Und Korta ist immer noch am Leben.«
    Eline betrachtete ihn mit großer Zärtlichkeit.
    »Ich weiß, dass Ihr getan habt, was Ihr konntet. Es war schon zu spät, als ich den Brief gelesen habe.«
    Sie hatte solch ein klares, schönes Gesicht. Es gelang Thalan, die Bitterkeit seines Herzens zu vergessen.
    »Rasch, gehen wir«, beschloss Eline.
    »Ja«, antwortete der Page, ohne sich zu rühren. »Korta hat sicher Alarm geschlagen. Ich hatte Schwierigkeiten, bis in diesen Gang vorzudringen, weil so viele Kolosse dort unterwegs waren. Aber es sind keine mehr hinter mir. Ich werde Korta töten, während Ihr von hier flieht.«
    »Seid Ihr darauf erpicht zu sterben?«
    »Ich muss Euretwegen ohnehin sterben, denn ich habe Euer Gesicht gesehen. Also ist es doch besser, wenn ich für Euch sterbe und dabei noch meinen Vater und meinen König räche.«
    »Das ist ungeheuer lächerlich, Thalan! Der Herzog von Alekant ist viel zu stark für Euch, und ich lege keinen Wert darauf, dass Ihr zu seinen nächsten Opfern gehört. Helft uns lieber, rasch hier herauszukommen.«
    »Uns? Habt Ihr Prinzessin Elisa getragen? Wo ist sie?«
    »Hier«, sagte ein schwaches Stimmchen in einer dunklen Ecke.
    »Prinzessin Elisa? Bei den Gottheiten des Lebens, Ihr seid erwacht!«, rief Thalan aus und wäre beinahe auf die Knie gefallen.
    Das junge Mädchen trat mühsam aus dem Versteck hervor. Das Herz des Pagen setzte beinahe noch einmal aus. Aber Eline ließ nicht zu, dass er sich länger seiner Gefühlsaufwallung hingab. Sie fasste ihre Schwester unter dem Arm und forderte Thalan auf, als Kundschafter vorauszugehen.
    »Sag mal, Eline, wer ist dieser Junge?«, murmelte Elisa, die so schnell ging, wie ihre Füße es ihr gestatteten.
    »Der Sohn des Herzogs von Yil.«
    »Das ist der kleine Knabe, der ihm wie ein Hund überall hin gefolgt ist?«, fragte Elisa zwischen zwei Atemzügen.
    »Ja, aber er folgt ihm schon seit Jahren nicht mehr. Der Herzog von Yil ist tot.«
    »Das habe ich geahnt, und es macht mich sehr traurig. Zu Recht? Wenigstens er war doch kein böser Mensch?«
    »Nein, Elisa, er war ein rechtschaffener Mann.«
    Die junge Prinzessin, die noch ganz betäubt von ihrem Schlummer war, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und alles in sich aufzunehmen, was man ihr sagte. Sechs Jahre aufzuholen– das war nicht wenig.
    Sie begegneten nur einem letzten Koloss, der vorüberlief, ohne sie zu sehen. In einem Winkel an seine Prinzessinnen geschmiegt war Thalan bereit, sie mit seinem Körper zu schützen. Er war zwar rot wie eine Pfingstrose, fühlte sich aber stark wie ein Löwe. Aber dann erscholl dumpfes Getöse in den Gängen: Sämtliche Kolosse durchsuchten die Höhlen und näherten sich den Flüchtlingen.
    »Der Ausgang liegt hinter der nächsten Biegung«, versicherte der Junge ihnen. »Und wenn es sein muss, halte ich sie auf: Ich habe sechs Dolche bei mir.«
    »Nichts da«, sagte Eline. »Ich wusste ja gar nicht, dass Ihr so kriegslüstern seid! Wie ich sehe, wollt Ihr wirklich sterben.«
    Die Schritte ertönten im selben Takt wie die Glocken. Am Ende des letzten Ganges befand sich eine schlichte Mauer, die beiseiteglitt, wenn man einen Hebelmechanismus betätigte. Geistesgegenwärtig schloss Thalan die Tür hinter ihnen, blockierte den Mechanismus aber, bevor sie ganz zugeglitten war.
    »Dazu sollten sie eine Weile brauchen. Und wenn ich mich gut verteidige, sollte ich drei oder vier von ihnen niederstrecken können, wenn sie

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