Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
nun ihr Spiel mit den Soldaten. Den Prinzessinnen war die Flucht geglückt. Sie setzten ihren Weg bis zu einem großen Felsen an einer Kreuzung fort. Vor Wasser und Schlamm triefend setzten sie sich außer Atem aneinandergelehnt darauf, ohne so recht zu wissen, wie sie sich berühren sollten.
»Ich dachte,du hättest Angst vor diesem Ort, Elisa.«
»Meine Angst war nichts im Vergleich zu der, die in deinen Augen stand, als du den Herzog von Alekant gesehen hast: Du konntest ja nicht einmal mehr schreien!«
»Er hat jede einzelne meiner Hoffnungen vernichtet«, erklärte Eline und versuchte zögerlich, mit einem Finger die Haarsträhnen, die ihr im Gesicht klebten, zu lösen. »Ich habe den Eindruck, ihm zu gehören. Nichts als ein Spielzeug zu sein, dessen er sich bedient, wie er will.«
»Marionetten proben nicht den Aufstand.«
»Ohne dich wäre mir das nie gelungen. Wenn du mich nicht mitgezogen hättest, wäre ich dageblieben.«
»Du hast hier deine Furcht außer Acht gelassen, um mich dazu zu bringen, meine zu vergessen. Und ich war nichts als ein törichtes Kind«, antwortete Elisa, ohne es zu wagen, ihre schlicktriefenden Haare auszuwringen. »Du denkst niemals an dich, und ich bin nur eine Last. Ich habe heute alles nicht einfacher gemacht.«
»Ach, Elisa, nun komm schon…«
»Ich werde nicht zulassen, dass Korta dich anrührt, ich beschütze dich meinerseits vor ihm, wenn du nicht mehr die Kraft dazu hast. Ich lasse nicht zu, dass du weiterhin allein kämpfst. Deine kleine Schwester wird groß werden, das verspreche ich dir.«
Eline legte ihre Wange an die Elisas, ohne darauf zu achten, wie schmutzig sie waren.
»Schließlich sind das doch nur Schlamm und Aale, ein bisschen Dunst und viel Einbildungskraft«, sagte Elisa, ohne ganz überzeugt zu sein, dass sie es wirklich ernst meinte.
»Und das ist ekelhaft«, antwortete Eline mit einem schiefen Lächeln. »Ich dachte, ich würde verrückt werden, als ich gespürt habe, wie die Biester mir zwischen den Beinen hindurchgeschlüpft sind!«
»Was beschwerst du dich! Ich habe einen Schuh verloren, er steckt am Grund des Sees fest. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn einem Schlick zwischen den Zehen hindurchquillt!«
»Igitt!«, rief Eline, der bei dem Gedanken ganz übel wurde.
Sie begannen über ihr Unglück zu lachen, froh, es zumindest gemeinsam durchleben zu können. Die Nebel wallten um sie her und trennten sie von Korta. Auf ihrem Felsen allein und doch vereint gaben die Prinzessinnen sich einer Fröhlichkeit hin, die endlich dafür sorgte, dass sich ihre Nerven entspannten. Sie hatten vergessen, wie wohltuend ein Heiterkeitsausbruch sein konnte.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Eline.
»Ich glaube, ich gewöhne mich langsam an diesen Ort. Wir können genauso gut hierbleiben. Es heißt doch, dass man die Furt der Fünf Flüsse tagsüber durchqueren kann. Warten wir die Morgendämmerung ab! Beim geringsten verdächtigen Geräusch haben wir immer noch Zeit, das Weite zu suchen.«
»Dann werden wir wohl noch einige Male hochschrecken«, sagte Eline lächelnd.
»Sag lieber deinem Laubfrosch, dass er beim Fressen weniger Lärm machen soll, und bitte ihn zu quaken. Dann vergesse ich meine Furcht leichter.«
Eline lachte noch einmal und zog ihre Schwester an ihr Herz.
»Du hast mir so gefehlt!«
Elisa schlang ihr die Arme um den Hals und legte ihr den feuchten Kopf an die Wange.
»Halt mich wach. Erzähl mir von Vaters Brief. Erklär mir noch einmal, was in den letzten sechs Jahren geschehen ist.«
Die Nacht war schön und sternenklar. Die Dreiviertelmonde funkelten weiß. Eine leichte Brise wehte nach Ize hinüber. Den Kopf auf Jorans Nacken gelegt ließ Elea ihren Gedanken freien Lauf. Sie war froh, dass ihre Schwester Elisa erwacht war, beruhigt, dass es Eline gelungen war, Korta zu entkommen, indem sie in die Furt der Fünf Flüsse geflohen war, und erleichtert über Muhts Abreise. Sie schloss ein wenig die Augen und ließ sich von ihrem Lehrmeister tragen. Während ihrer Reisen war sie sehr oft so auf dem Rücken des riesigen Vogels eingeschlafen.
Elea dachte auch an Andin. Würde er bald zurückkommen? Sie vermisste ihn jetzt schon so sehr!
»Wach auf, wir sind da!«, verkündete Joran auf einmal.
Elea zuckte zusammen. Als sie den Kopf hob, stellte sie überrascht fest, dass es der Katratte, die sie in den Dunklen Wäldern hatten fangen können, mittlerweile gelungen war, die beiden Säcke zu zerfetzen, in
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