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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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war, schien sein Gesicht auf der linken Seite zu zerteilen. Ein Befehl und seine Männer würden den Scylenkrieger töten. Muht konnte den Angriff zwar vorausahnen, würde aber nicht den Sieg davontragen. Nur der Gedanke an Ibbaks Zorn hielt Korta zurück.
    »Wünsch dir nicht, dass ich gewinne! Dein Lohn wäre blutig!«, schrie er, um nicht vor seinen Leuten völlig das Gesicht zu verlieren.
    Muht drehte sich noch nicht einmal um. Die Geschichte hier hatte nichts mehr mit ihm zu tun. Er schenkte nur dem Falken einen Blick, der am Himmel kreiste, und setzte dann seinen Weg wortlos fort.
    Joran näherte sich nun Korta. Der Herzog hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die Prinzessinnen einzuholen. Er stieß Befehle hervor, denn er wusste auswendig, wo welcher Steinweg durch die Furt endete. Die Prinzessinnen würden mehrere Stunden lang unterwegs sein.
    Obwohl ihm dank der Abreise des Scylen leichter ums Herz war, verspürte Joran aufs Neue eine gewisse Beklemmung. Wie sollte er nur vor Korta die beiden jungen Frauen in der Furt der Fünf Flüsse wiederfinden? Wie sollte er sie aus dem Gewässer hinauslotsen? Sie würden einen Führer brauchen. Vielleicht eine echte Katratte?
    Joran nahm wahr, dass Elea mit Nachdruck nach ihm rief. Die Zeit wurde knapp. Er verschwand in einem Aufblitzen, um in seine Welt zurückzukehren. Alle, die nicht aus Leiland stammten, gaben den Kampf auf, aber die Auseinandersetzungen waren noch nicht beendet.

Spukbilder der Furcht
    Kopfüber hatten sie sich in den dichten Nebel gestürzt. Sie waren über die ersten Steine gelaufen, bis sie außer Atem gewesen waren. Aber plötzlich war den Prinzessinnen bewusst geworden, an welchem Ort sie sich befanden. Sie sprangen auf den nächsten Felsbrocken und blieben stehen, um einander in die Arme zu sinken.
    Die Wärme, die von der schwarzen, unbewegten Wasserfläche ausging, verwirbelte mit der kühlen Nachtluft. Dämpfe stiegen ohne Unterlass auf. Nur die kleinen Pfade aus weißen Steinen stachen von der Dunkelheit ab. Sie waren beinahe phosphoreszierend und verliehen der Umgebung eine übernatürliche Helligkeit. Ansonsten verschwamm einem schon in einem Abstand von ungefähr sechs Fuß alles vor den Augen.
    Es war unmöglich, irgendetwas zu sehen, einen Ausweg oder auch nur eine Landmarke. Der Nebel wallte und legte eine Decke wie aus Baumwolle über die Prinzessinnen. Sie fühlten sich davon beinahe erdrückt und hatten schon die Köpfe zwischen die Schultern gezogen.
    Alles war so still! Die Glocken der Burg waren nicht mehr zu hören: Die Nacht war angebrochen. Die Atmosphäre regte die Vorstellungskraft der beiden jungen Frauen übermäßig an. Ihre Angst vor der Dunkelheit wurde stärker. Elisa war nun völlig wach: Sie riss beim kleinsten Dunstfetzen die Augen auf und drehte sich noch nach dem geringsten Hauch um.
    Eline drückte ihr die rechte Hand und versuchte, ihre eigene Furcht zu überwinden. Vorsichtig tasteten sie sich weiter voran.
    Sie durften nicht in Panik geraten. Leiland trug den Beinamen »Land der Illusionen«– und diese Furt quoll, ebenso wie die höllischen Nebel, davor über. Ihrer Angst durften sie keine Beachtung schenken, sonst würden sie wahnsinnig werden. Onemie hatte Eline davor gewarnt. Nichts hier war echt.
    »Hast du dieses Zischen gehört?«, schrie Elisa.
    »Die Nacht verstärkt alle Geräusche«, erklärte Eline in gleichmütigem Ton. »Es ist nur der Wind im Schilf und in den Binsen.«
    »Ich habe einen Schatten gesehen! Wir werden verfolgt!«
    »Die Dämpfe formen phantastische Gestalten«, verkündete Eline, ohne sich umzusehen.
    »Das Wasser bewegt sich! Ich habe gesehen, dass das Wasser sich bewegt!«, regte Elisa sich auf, wobei ihre Stimme immer schriller wurde.
    »Das sind Gasblasen, die an die Oberfläche steigen. Atme sie nicht ein.«
    »Und dieses Geräusch eben?«
    »Ein Laubfrosch, der ein Insekt gefangen hat«, entgegnete Eline, der die Erklärungen ausgingen.
    »Ein Laubfrosch? Warum quakt er dann nicht? Frösche quaken nachts immer!«
    »Er hat das Maul voll«, antwortete ihre Schwester ohne Erbarmen.
    »Oh, Eline, ich habe Angst! Ich habe Angst! Was tust du nur, um nicht zu zittern?«
    Wenn sie gesehen hätte, dass ihre ältere Schwester die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht zu schreien oder davonzulaufen, hätte sie wahrscheinlich selbst die Beine in die Hand genommen und wäre zurückgerannt.
    »Eine von uns muss schließlich kühlen Kopf bewahren«, sagte Eline mit einem sehr

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