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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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seiner ersten Ehewochen erzählt hatte. Seiner Braut war vor der Ehe von der Mutter eingeschärft worden, sofort ins elterliche Haus zurückzukehren, falls der Gatte sie auffordern würde sich umzudrehen. Das Liebesleben der jungen Eheleute gestaltete sich vorzüglich, aber eines Tages bat der Mann seine Frau sich doch umzudrehen. Sie brach in Tränen aus und erklärte, dann müsse sie das der Mutter gegebene Versprechen halten und nach Hause zurückkehren. »Aber willst du denn keine Kinder?«, hatte der Offizier enttäuscht gefragt. Es gab also Frauen, die an dieser Methode Gefallen fanden. Weil Mando offensichtlich nicht dazugehörte, hatte er sie nie wieder umgedreht. Aber in den darauf folgenden Nächten hatte sie sich mehr als nur willig gezeigt und jetzt war er davon überzeugt, dass sie schon bei ihrer Ankunft in Nauplia schwanger gewesen war.
    Er nahm sich vor, sie ganz aus seinem Leben zu streichen. Vielleicht sollte er auch Maria loswerden. Er hob das silberne Glöckchen und läutete.
    »Bindet sie los und kleidet sie an«, befahl er, als Jaja und Vassiliki ins Zimmer kamen. Ohne Mando eines Blickes zu würdigen, verließ er den Salon. Die Tür blieb offen und Mando sah, wie er ungeniert einen Arm um Maria legte und mit ihr die Treppe hinaufstieg.
    Mando beschloss alles zu verdrängen, was soeben in Dimitris Salon vorgefallen war. Nur seine Bemerkung über ihren Anwalt wollte sie nicht vergessen und sie nahm sich vor, Vlachos künftig besser auf die Finger zu sehen. Bisher hatte er noch nicht einmal einen einzigen Menschen davon überzeugen können, vor Gericht auszusagen, dass sie mit Dimitri Ypsilanti verlobt gewesen wäre!
    Also begleitete sie ihren Anwalt nach Argos. Sie empfand es als eine Ironie des Schicksals, dass sie ausgerechnet in jener Stadt ihr Recht suchte, in die der Sage nach König Danaus mit seinen fünfzig Töchtern vor den Nachstellungen der fünfzig Söhne seines Bruders geflüchtet war. Die Hochzeit der Cousins und Cousinen fand dann aber doch in Argos statt. Auf Befehl des Vaters ermordeten jedoch alle Töchter, bis auf eine namens Hypermnestra ihre Ehemänner in der Hochzeitsnacht. Hypermnestra wurde wegen der Weigerung, ihren Mann Lynceus umzubringen, von ihrem Vater in Argos vor Gericht gestellt. Hätte ich nur meinen Cousin heiraten dürfen, dachte Mando, dann wäre mir dieses unwürdige Schauspiel erspart geblieben!
    Anderthalb Jahre lang prozessierte Mando, ehe sie sich geschlagen gab und Vassiliki aufforderte, alles für die Rückreise nach Mykonos vorzubereiten. Sie wusste, dass sie keine Chance mehr hatte gegen den Vaterlandshelden, als den man Ypsilanti jetzt betrachtete, ihren Prozess zu gewinnen.
    Im September 1829 war es nämlich bei Petra in Böotien zur letzten Feldschlacht dieses Krieges gekommen, der mit dem Einmarsch von Alexander Ypsilanti in die Moldau begonnen hatte. Sein Bruder Dimitri Ypsilanti führte 300 Griechen an und schaffte es, 7.000 türkische Soldaten aus Böotien zu vertreiben. Er setzte mit seinem Sieg einen Schlusspunkt unter die Massenschlachten zu Lande und sollte dem Land als einer der größten Feldherren aller Zeiten in Erinnerung bleiben.

P HILEMON UND B AUCIS
    »Es war einmal eine Mutter, die hatte fünf Kinder«, sagte Zakarati verbittert, als Mando ihr zum ersten Mal seit Jahren wieder gegenübersaß. »Dimitri und Irini sind tot, Antonio lebt mit seiner Familie im Ausland und hat seit sieben Jahren nichts mehr von sich hören lassen, Stefano ist verrückt geworden …«
    »Wo steckt er überhaupt?«, erkundigte sich Mando, die nach der überstürzten Abfahrt ihres Bruders aus Nauplia erfahren hatte, dass die Nachricht von der schweren Krankheit ihrer Mutter auf einem Übermittlungsfehler beruhte. Zakarati erfreute sich bester Gesundheit.
    »Wieder auf Paros«, beantwortete Zakarati Mandos Frage und schüttelte den Kopf. »Er behauptet, dass er sich dort vor den Mördern eures Vaters verstecke. Ausgerechnet da!«
    »Wieso ausgerechnet da?«, fragte Mando neugierig.
    »Weil die Leute von Paros deinen Vater umgebracht haben! Du wolltest es mir damals nicht glauben, aber ich bin ganz sicher, dass sie ihn wegen eines kleinen Stückchens Land, das er nicht verkaufen wollte, vergiftet haben. Dein Bruder …« Zakarati brach ab und schüttelte den Kopf.
    »… glaubt, dass Vaters Tod etwas mit einem grünen Kasten zu tun hatte«, vollendete Mando den Satz und hakte gleich nach: »Wie ist dieser Kasten überhaupt zu uns in die Familie

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