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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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aus unserem Land zugeführt, sondern seine Experten haben auch bestätigt, dass es sich bei deiner Zeusstatue tatsächlich um ein von Phidias eigenhändig angefertigtes Modell des Weltwunders handelt. Da staunst du, was!«
    Die Tür flog auf und Vassiliki stürzte herein, eine aufgeregt gestikulierende Jaja im Schlepptau. »Was haben Sie mit meinem Püppchen gemacht!«, schrie Vassiliki.
    »Nichts«, erwiderte Ypsilanti ruhig lächelnd, »nur ein bisschen festgebunden, damit sie mich und sich nicht verletzt und den Mund zugemacht, damit sie endlich einmal zuhört. Leider ist ihr Kleid dabei etwas beschädigt worden. Jaja«, wandte er sich an die andere alte Frau, »sag bitte Maria, dass sie eines der Kleider von Mademoiselle herunterbringen möchte.«
    Mando machte große Augen, als jene Maria, die sie mit Marcus auf frischer Tat ertappt hatte, mit einem flaschengrünen Kleid über dem Arm in den Salon trat. Das Mädchen würdigte ihre frühere Herrin keines Blickes, sondern strahlte Ypsilanti schwärmerisch an, als sie ihm das Gewand reichte. Mando beobachte, dass er ihr kurz ins Hinterteil kniff, ehe sie wieder den Raum verließ.
    »Warte draußen auf deine Herrin«, befahl er Vassiliki und zu Jaja sagte er: »Gib ihr was zu essen in der Küche. Ich möchte nicht, dass eine so alte Frau ihre Ohren übermäßig beansprucht.«
    Als sie wieder allein waren, musterte er Mando nachdenklich. »Du hast es nur dir selber zu danken«, sagte er ruhig und bezwang den Wunsch ihr die restlichen Fetzen vom Leib zu reißen. »Aber vielleicht ist es ganz gut so. Jetzt kann ich es dir ja gestehen. Es gab eine Zeit, da habe ich dich sehr geliebt, aber es ist dir vorzüglich gelungen, diese Liebe zu töten.«
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch. »Mehr habe ich dir nicht mitzuteilen. Ich werde jetzt arbeiten, aber du wirst noch eine Weile im Sessel sitzen bleiben und darüber nachdenken, was du dir selber und anderen angetan hast. Deine körperlichen Reize, meine Liebe, lassen mich kalt.«
    Mando konnte nur über eins nachdenken. Dimitri hatte sich diesmal übertroffen. Eine schlimmere Erniedrigung, als nicht von Ypsilanti begehrt zu werden, konnte sie sich kaum vorstellen.
    Dimitri beugte sich über Papiere, aber er sah sie nicht. Zu schmerzlich war Mandos Gegenwart und zu sehr musste er sich anstrengen diese widerborstige Frau nicht in seine Arme zu reißen. Er würde nie aufhören sie zu lieben, gestand er sich ein, und das nahm er ihr übel. Heute Nacht würde er wieder Maria besteigen und sich vorstellen, es wäre Mando. Weil der Körper des Mädchens aus Argos dem der Mykoniatin so ähnelte, hatte er Maria wieder eingestellt.
    Er dachte an die Nächte mit seiner Verlobten zurück. Als sie ihm in Tripolis die Tür geöffnet hatte, war er nur ihretwegen so schnell zur Sache gekommen. Er hätte sie lieber zuerst gestreichelt und gekost, aber er wusste, dass es für Frauen das erste Mal schmerzlich sein konnte und darum hatte er sie nicht länger leiden lassen wollen als nötig. Er erinnerte sich an die hässliche Auseinandersetzung, die der zweiten gemeinsamen Nacht vorangegangen war. Er war über ihre merkantilen Motive erschüttert gewesen, aber ihre Kühle hatte ihn auch herausgefordert. Er hatte sie nicht nur festgebunden, um ihren Widerstand zu brechen, sondern auch, weil er vermutete, dass trotz aller zur Schau gestellten Kälte hinter solchen flammenden Augen Leidenschaft verborgen sein musste. Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass manche Damen zu ihrem Glück gezwungen werden mussten, und Mando bildete dabei keine Ausnahme. Er hatte gehofft, dass sie nach diesem Erlebnis zugänglicher sein würde, aber das Gegenteil war der Fall gewesen. Deshalb hatte er sie nicht mehr angerührt.
    Er hatte versucht seine Gefühle für sie unter Kontrolle zu halten und dabei erfahren, dass ein fremder Gegner leichter zu besiegen war als das eigene Herz. Immer wieder hatte er überlegt, wie er sie erobern könnte, als sie für anderthalb Jahre aus seinem Leben verschwunden war. Aber als sie nach ihrer Rückkehr aus Mykonos behauptete, von Liebe zu ihm ergriffen zu sein, hatte er ihren Motiven misstraut. Um herauszufinden, wie groß denn diese angebliche Liebe sei, hatte er sie gewissermaßen zum zweiten Mal entjungfert. Er hatte zwar nicht erwartet, dass sie darüber beglückt sein würde, aber ihre panische Reaktion hatte ihn doch etwas überrascht. Er erinnerte sich an einen Offizier aus seinem Regiment, der ihm einmal die Geschichte

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