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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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unattraktiven Herrn zu starren, und fragte ihn, ob er denn nicht wisse, dass Griechenland zurzeit Krieg führe.
    »Das habe ich gehört«, erwiderte er, »aber davor habe ich keine Angst, eher schon vor den Piraten, türkischen wie griechischen übrigens.«
    »Auf Mykonos lebt auch ein Pirat«, meinte Mando und fand es höchst seltsam, im elegant eingerichteten Salon des Schiffes mit einem Gentleman artige Konversation zu führen, während jeden Moment eine Seeschlacht ausbrechen konnte. Über die Armada vor der Insel hatte sich der reiche ausländische Herr offenbar keine weiteren Gedanken gemacht.
    Marcus hatte ihn nachdenklich gemustert und mischte sich jetzt in das französisch geführte Gespräch ein.
    »Ich erinnere mich an Sie«, meinte er, »und es wird Sie sicher freuen, dass Ihre frühere Frau inzwischen gut verheiratet und, wie es heißt, glücklich ist.« Er unterließ es allerdings, ihn darüber zu informieren, dass sie einen der von dem Lord so gefürchteten Piraten geehelicht hatte, den einzigen auf Mykonos.
    Um die Mundwinkel des englischen Herrn zuckte es. »Das ist für sie erfreulich und für mich betrüblich«, bemerkte er. »Grüßen Sie sie von mir und bestellen Sie ihr, dass ich ihr ein langes schönes Leben wünsche.« Er reichte Marcus ein Kärtchen. »Dies ist meine Adresse in England. Sollte die Dame nicht glücklich genug sein, würde ich mich freuen, wenn Sie ihr dabei behilflich wären, sich mit mir in Verbindung zu setzen.« Versonnen blickte er durch ein Bullauge und bemerkte mit leiser Stimme: »Niemand vermag einem Mann größere Wonnen zu bereiten, als eine Frau von Mykonos.«
    »Sie sprechen die Wahrheit, mein Herr«, meinte Marcus mit ernstem Gesicht.
    Der Lord seufzte und wandte sich an seinen Kapitän. »Die Dame ist also vergeben. Dann gibt es für mich hier nichts mehr zu tun. Lassen Sie uns weiterfahren.«
    »Bleiben Sie und helfen Sie uns!«, brach es aus Mando heraus, und sie schenkte dem Lord ihr süßestes Lächeln.
    »Mademoiselle«, sagte der Engländer, dem jetzt auffiel, dass die junge Dame vor ihm mit ähnlichen körperlichen Vorzügen ausgestattet war wie seine damalige Geliebte, »für nur eine Nacht mit Ihnen würde ich ein ordentliches Sümmchen springen lassen.«
    Marcus fuhr auf. »Mylord, Sie sind kein Gentleman!«
    Sofort rasselten einige Schwerter im Salon.
    »Beruhige dich«, zischte Mando ihrem Cousin zu und erwiderte immer noch lächelnd: »Ich verzeihe Ihnen, denn Sie können ja unmöglich wissen, wer ich bin!«
    »Dies ist Madon Mavrojenous, die von Ihren Landsleute die Madonna von Mykonos genannt wird!«, rief Marcus. »Eine Prinzessin mit einem Stammbaum, der bis in die Antike zurückreicht!«
    Der Lord war beeindruckt. Er senkte das Haupt und sagte leise: »In der Tat, das konnte ich nicht wissen. Ich biete Ihnen hiermit nicht nur meine tief empfundene Entschuldigung an, sondern auch meine Hilfe. Sagen Sie, was ich zu tun habe, ich bin Ihr untertänigster Diener!«
    Wenig später saß Mando mit dem Lord in einem Beiboot und wurde zum Flaggschiff der belagernden Flotte gerudert. Die beiden Gäste wurden höflich begrüßt und in einen nicht minder eleganten Salon als auf dem englischen Schiff geführt. Dort erlebte Mando eine Überraschung.
    Neben dem hoch gewachsenen Admiral stand der Mann, den sie vor vier Jahren gefragt hatte, ob er ihr helfen wolle die Türen der Katapoliani zu zählen.
    »Sind Sie, Effendi, unter die Krieger gegangen?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    Hussein Pascha, der Mando auf den zweiten Blick ebenfalls erkannt hatte, verbeugte sich.
    »Auch die Tochter von Nikolaos Mavrojenous hat ihr Seidenkleid gegen den Waffenrock eingetauscht«, bemerkte er. Der Lord, der dem türkisch geführten Gespräch nicht folgen konnte, scharrte etwas unbehaglich mit den Füßen. Plötzlich fühlte er Mandos Hand in seiner. Glücklicherweise waren die Augen der beiden Türken auf Mando gerichtet, sodass sie den äußerst überraschten Gesichtsausdruck des Engländers nicht wahrnahmen.
    »Mein Bräutigam ist gekommen, um unserer Insel seinen Schutz anzubieten«, fuhr Mando fort, »dieser Herr ist mit dem englischen Königshaus verwandt.« Sie erfand schnell einen wohlklingenden Namen und setzte hinzu: »Der Sultan wird sich wegen eines unfruchtbaren Felsens im Meer doch nicht mit der englischen Krone anlegen wollen?«
    »Vielleicht auch nicht mit einer Frau, die am Ufer so tapfer gekämpft hat«, meinte Hussein Pascha. »Wahrlich, die große Tochter

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