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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Geräusch als den dumpfen Aufprall des Kastens gehört.
    »Sie müssen jetzt schlafen«, sagte sie zu der Frau, die sich sofort wieder auf den Boden fallen gelassen hatte. »Aber nicht hier. Kommen Sie, ich bringe Sie zu Ihrem Schlafgemach.«
    Es würde für sie schon schlimm genug sein, die Frucht ihres Leibes zu verlieren, da durfte sie nicht auch noch verdächtigt werden etwas mit dem Diebstahl des grünen Kastens zu tun gehabt zu haben.
    Die Wachen vor der Küchentür wussten, dass Vassiliki keine Sklavin, sondern eine freie Dienerin war. Sie ließen sie in die Nacht hinaushuschen und wandten sich dann wieder ihrem Kartenspiel zu.
    Als Vassiliki neben dem Bauern auf dem Bock saß, nahm sie sich vor, ein paar Tage auf seinem Hof zu bleiben, um zu Kräften zu kommen. Sie würde gemeinsam mit ihm zur Panagia beten und wenn der grüne Kasten ein paar Tage später wieder verschwunden war, würde der Bauer annehmen, die Mutter Gottes habe ihn zurückgeholt.
    Als Lord Byron am 24. Januar 1824 in Missolonghi landete, traf Vassiliki in Nauplia ein. Sie stieg aus der Kutsche, winkte einem Jungen mit einem Handkarren zu und ließ den mit dem Vorhang umwickelten Kasten aufladen.
    Jaja öffnete die Tür von Dimitris Haus und sah die verstaubte alte Frau misstrauisch an.
    »Was haben Sie zu verkaufen?«, fragte sie unwillig.
    »Ich habe ein Geschenk für Mando Mavrojenous«, krächzte Vassiliki und grinste von einem Ohr zum anderen.
    Wie schon immer erzählte Vassiliki Mando nur das, was sie für nötig hielt. Auch als Marcus und Dimitri in sie drangen, war sie nicht zu bewegen mehr zu berichten, als dass sie den grünen Kasten zufällig entdeckt hätte. Warum sie so lange weggeblieben wäre und nicht einmal eine Nachricht geschickt hätte?
    »Erstens kann ich nicht schreiben und zweitens dauert es eben, bis so eine schwache alte Frau wie ich mit so einem schweren Ding nach Hause kommen kann«, sagte sie nur.
    Dimitri hatte inzwischen die Zeusstatue herausgenommen und genau betrachtet.
    »Ich kann nur erkennen, dass es eine sehr alte Handarbeit ist«, meinte er, »aber ich werde einen Fachmann rufen lassen, der die Figur genau untersuchen soll.«
    Er wandte sich wieder an Mando.
    »Du hast einmal gesagt, dein Pappas Mavros wisse, wem die Figur gehört?«
    Mando nickte eifrig. »Er hat mir ein Rätsel aufgegeben.«
    »Kennst du den genauen Wortlaut noch?«
    Mando dachte nach und zitierte dann: »Der rechtmäßige Besitzer kann seinen Anspruch zurzeit nicht geltend machen, weil er sich in Gefangenschaft befindet.«
    »Das war alles?«
    »Nein, Pappas Mavros sagte noch, dieser rechtmäßige Besitzer habe sich nicht gewehrt, als eine Räuberbande in sein Haus einfiel und sich aus Dank für kleine Gnaden sogar in den Dienst des Räuberhauptmanns gestellt. Er habe zum Teil aus Bequemlichkeit, zum Teil aus Dummheit seine eigenen Ideale verraten, seine Familie verleugnet und sich schließlich der Resignation ergeben. Er soll einst Respekt einflößend und mächtig gewesen sein und wäre heute arm und bemitleidenswert.« Mando brach ab, schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Jahre später hat Pappas Mavros mal etwas Seltsames gesagt …«, sie kratzte sich an der Stirn, »… dass der rechtmäßige Besitzer gerade dabei wäre, aus dem Gefängnis auszubrechen. Dann müsste er doch jetzt frei sein!«
    Dimitri begann laut zu lachen. Verwirrt sahen ihn Marcus und Mando an.
    »Weißt du denn, wer es ist?«, fragte sie ungläubig.
    Immer noch lachend küsste er sie auf die Stirn.
    »Und ihr wisst es auch! Es ist so einfach! Aber ganz frei ist der rechtmäßige Besitzer noch nicht. Euer Pappas Mavros hat natürlich das griechische Volk gemeint!«
    Zu Mandos Überraschung verstanden sich Vassiliki und Jaja prächtig. Die beiden Alten waren viel zu unterschiedlich, als dass sie einander ins Gehege kommen konnten, und Jaja akzeptierte Vassilikis ältere Rechte.
    Es war überhaupt recht friedlich geworden in Ypsilantis Haus. Dimitri und Mando gingen freundschaftlich miteinander um und der Prinz rüttelte nicht mehr an ihrer Schlafzimmertür. Da der Bürgerkrieg zwischen den zerstrittenen Fraktionen inzwischen offen ausgebrochen war, hielt er sich auch nur selten in Nauplia auf, und so blieb Mando und Marcus reichlich Gelegenheit ihre Liebe zu leben.
    Mando hielt sich aus den politischen Zwistigkeiten heraus. Das hatte ihr auch Graf Kapodistrias in einem Brief aus seinem Genfer Exil geraten. Der im venezianischen Korfu geborene Capo d'Istria,

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