Die Rebellin
Spiel.«
»Du hast genug Geld geopfert«, bemerkte Marcus. »Ist dir eigentlich klar, dass wir beide seit Jahren von Dimitri durchgefüttert werden? Mir beginnt das langsam peinlich zu werden und du solltest endlich etwas unternehmen, um dein Geld zu kriegen.«
Mando lachte bitter. »Hast du denn vergessen, dass ich ausbezahlt worden bin?«
Im vergangenen Jahr hatte ihr die Regierung 25.000 Grossia versprochen, ihr die Summe aber nicht bar, sondern in Papieren ausgehändigt, die nur mit großen Verlusten zu Geld zu machen waren. Ein Viertel der Summe blieb am Ende übrig und auch dieses Geld war längst verbraucht.
»In Geldangelegenheiten scheinen wir Griechen eine schlechte Nase zu haben. Denk nur an all unsere Landsleute, die mit den englischen Banken schlechte Erfahrungen gemacht haben!«
Marcus wusste, worauf sie anspielte. Seit beinahe einem Jahr gewährten die englischen Banken den Griechen die ersten Staatsanleihen. Aber von ihrem Nominalbetrag in Höhe von 2,8 Millionen Pfund, wurde nur ein Drittel ausgehändigt, da die Auszahlung zum Kurs von 55 Prozent erfolgte. Der Rest wurde von Provisionen und Zinsen verschlungen.
»Du könntest das Schwert von Konstantin dem Großen verkaufen«, schlug Marcus vor.
»Das Schwert, das ich von meinem Vater geerbt habe? Niemals!«
»Mando, auch meine Mittel neigen sich dem Ende zu. Meine Familie hat mir jetzt einen Riegel vorgeschoben. Ich kann kein weiteres Grundstück auf Paros oder Mykonos verkaufen.«
»Und ich habe keine Lust hier in Nauplia darauf zu warten, dass dieser Barbar Ibrahim Pascha über uns herfällt«, gestand sie. »Ich habe Heimweh nach den Inseln.«
»Ich auch«, flüsterte Marcus.
»Es gibt einen Weg«, sagte Mando langsam, »aber der ist sehr unerfreulich.«
Wenn sie dafür sorgte, dass Dimitri ihre Verlobung löste, würde er ihr eine Menge Geld auszahlen müssen. Dann könnte sie mit Marcus nach Mykonos zurückkehren und dort sorgenfrei bis ans Ende ihrer Tage leben. Vielleicht würde die kykladische Sonne die schrecklichen Bilder von der Schlacht auf Euböa aus ihrem Kopf wegbrennen. Die Freiheitsheldin war kriegsmüde.
Im September 1825 kehrte Dimitri von einer verlorenen Schlacht deprimiert nach Nauplia zurück. Einen Monat zuvor war er von Ibrahim Pascha vernichtend geschlagen worden und selbst nur mit knapper Not dem Tod entronnen. Der Gedanke, in ein friedliches Haus und zu einer schönen Frau zurückzukommen, war ein Lichtblick – auch wenn ihm diese Frau immer noch nicht ganz gehörte. Er hoffte, dass sie nachgiebiger sein würde und war froh, dass sie sich keinen Kämpfen mehr ausgesetzt hatte. Weicher würde sie werden, fraulicher, und das begrüßte er. Er träumte davon, sich an einem üppigen Busen von den Strapazen der Schlacht zu erholen. Wie Paris hätte er jetzt den goldenen Apfel Aphrodite gereicht. Er wollte keine Pallas Athene heiraten.
Obwohl er einen Adjutanten vorausgeschickt hatte, um seine Ankunft anzumelden, traf er Mando nicht im Haus an. Vassiliki teilte ihm mit, dass sie sich zu einer Geselligkeit ins Haus von Jannis Kolettis begeben habe.
Dimitri war verärgert. Nicht nur, weil dem müden Krieger kein süßer Empfang bereitet wurde, sondern vor allem, weil Mando offensichtlich auf bestem Fuß mit jenem Mann stand, der zu Kolokotronis' ärgsten politischen Feinden gehörte – und damit auch zu seinen. Er beschloss zu warten, bis sie nach Hause kam, setzte sich ins Wohnzimmer und schlief dort ein.
Gekicher weckte ihn. Mandos Stimme forderte im Flur jemanden auf noch ein Glas Wein zu trinken. Offensichtlich hatte sie schon mehr zu sich genommen, als sie vertragen konnte. Er stand auf und blickte mit finsterem Gesicht zur Tür, durch die sie in diesem Augenblick schritt. Sie hing am Arm eines dieser aalglatten, schleimigen Diplomaten aus Jannis Kolettis Lager. Es war einer jener Männer, die er nie ins Haus gelassen hätte. Und das wusste sie.
»Guten Morgen!«, donnerte er.
Mando schien nicht überrascht zu sein.
»Ach du bist's«, sagte sie nur, ohne ihn weiter zu beachten, und wandte sich ihrem Begleiter zu. »Die Weinkaraffe steht da drüben«, strahlte sie ihn an.
Der Diplomat verbeugte sich eilig vor Dimitri, murmelte etwas Unverständliches, gab Mando einen Handkuss und verschwand.
Mando warf sich in einen Sessel und schmollte. »Immer verdirbst du mir die Freude«, jammerte sie, »wir hatten uns so nett unterhalten.«
»Vielleicht darüber, wie ihr Kolokotronis ein Messer in den Rücken
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