Die Rebellin
stechen könnt?«, fragte er kalt.
»Das können wir wohl getrost Ibrahim Pascha überlassen. Wie ich höre, seid ihr schreiend vor ihm davongelaufen.«
Dimitri ballte die Fäuste. Er zwang sich ruhig zu bleiben. »Du bist ja betrunken«, sagte er angeekelt und verließ das Zimmer.
Mando blieb auf ihrem Sessel sitzen. Ihre Mundwinkel kräuselten sich. Sie war noch nie so nüchtern gewesen und sehr zufrieden darüber, wie sich ihr Plan entwickelte.
Marcus bat Dimitri zwei Tage später um Urlaub. Familiäre Gründe zwängen ihn, für eine Weile nach Mykonos zurückzukehren. In Wirklichkeit aber wollte er nur flüchten, vor einer Mando, die ihm fremd geworden war und die offensichtlich etwas vorhatte, an dem er sich nicht zu beteiligen wünschte. Auch wenn er Ypsilanti als seinen Nebenbuhler betrachtete und sich daher nie mit ihm hätte anfreunden können, so schätzte er den Mann doch als einen aufrechten Menschen und fähigen Soldaten. Es war ihm unerträglich, mit ansehen zu müssen, wie Mando diesen bedeutenden und großzügigen Mann in Gegenwart von anderen lächerlich machte und so reizte, dass selbst der geduldigste Mensch irgendwann explodieren musste.
Ypsilanti explodierte nicht. Er wartete ab. Irgendeinen Grund musste es für Mandos Veränderung geben und er war entschlossen ihn zu erfahren. Zwei Wochen später kannte er ihn.
»Was ist das für eine Rechnung?«, fragte er und versuchte das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Für ein neues Kleid«, zwitscherte Mando, »ich kann doch nicht wie eine Lumpenfrau herumlaufen!«
»Dies ist das vierte Kleid in zwei Wochen! Und wie kommst du dazu, dir Schmuck auf meine Rechnung zu kaufen?«
»Du weißt doch, dass mir so viel gestohlen worden ist.«
»Alles könnte ich dir verzeihen«, sagte Dimitri mit gefährlich leiser Stimme, »aber das hier«, er hob ein Papier hoch, »das hier nie! Wie kommst du dazu, den Mavromichali-Brüdern in meinem Namen zwei teure Pistolen ins Haus schicken zu lassen?«
Er stand auf, zerrte Mando vom Sessel, stellte sie vor sich hin und schüttelte sie an den Schultern.
»Lass das! Du tust mir weh!«, jammerte sie.
»Ach ja? Und du tust mir nicht weh?«, rief er. »Gehst zu Geselligkeiten in Kolettis' Haus, bandelst mit den Brüder Mavromichali an, die nichts lieber wollen, als Kolokotronis und mich zur Hölle zu schicken und hast sogar die Unverschämtheit diesen skrupellosen Intriganten in meinem Namen Waffen zu schicken!«
»Eine diplomatische Geste«, meinte Mando kokett.
»Nein, Mademoiselle, das ist eine Kriegserklärung. Und zwar mir gegenüber.«
Mando schwieg.
Unruhig lief er im Zimmer auf und ab, schlug mit der Faust auf den Eichentisch und blieb schließlich vor Mandos Porträt über dem Kamin stehen. Er blickte ihrem Ebenbild in die Augen und fragte: »Warum quälst du mich? Was habe ich dir angetan, dass du mich so hasst? Was muss geschehen, damit die Mando, die ich so schätze und verehre, wieder zurückkommt?«
»Du könntest unsere Verlobung lösen«, schlug sie vor.
Er wandte sich um und staunte über den eiskalten Blick aus dunkelbraunen Augen.
Verwirrt schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe dich nicht. Wenn du mich nicht heiraten willst, werde ich dich nicht dazu zwingen. Dazu musst du doch nicht all dies hier veranstalten!« Mit einer Handbewegung fegte er alle Papiere vom Tisch.
»Du willst also die Verlobung lösen?«
»Wenn du das wünschst.«
»Gut. Dann gehen wir morgen zum Anwalt und klären die finanzielle Seite.«
»Welche finanzielle Seite?«
Mando schwieg und sah ihn eindringlich an. Dann fiel es ihm wieder ein. Er hatte den vorehelichen Vertrag vollkommen vergessen, ihn damals schon nicht ganz ernst genommen, für eine mykoniatische Laune gehalten. Jetzt verstand er alles.
»Es ging dir also die ganze Zeit nur um mein Geld!«
Mando nickte.
»Die Tochter von Nikolaos Mavrojenous …«
»Lass meinen Vater aus dem Spiel!«
»… die Tochter von Nikolaos Mavrojenous, die Mykonos vor den Türken beschützt und sich auf griechischen Schlachtfeldern ausgezeichnet hat, ist nichts weiter als eine miese kleine Hure.«
Mando richtete sich zu voller Größe auf. »Sie wissen selbst am besten, mein Herr, dass dies eine unzutreffende Bemerkung ist.«
»Findest du?«, sagte er und zog ihr mit einer schnellen Bewegung ein langes Seidenband aus dem Haar.
»Was tust du da?«
»Das wirst du gleich merken!«
Er warf sie in den Sessel, griff nach ihren Händen und band sie
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