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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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helfen. Davon waren die Griechen überzeugt.
    Viele ausländischen Offiziere dienten inzwischen in der griechischen Armee. Einer von ihnen, Oberst Fabvier, der schon mit Napoleon in die Schlacht gezogen war, wurde sogar Kommandant der regulären griechischen Streitkräfte.
    »Manchmal denke ich, wir befinden uns im Mittelalter, die Christen Europas ziehen mit dem Kreuz in der Hand gegen den Halbmond in die Schlacht, und Griechenland ist das Heilige Land«, meinte Mando, als sie im Salon ihres Hauses auf Mykonos Marcus eine Tasse Tee einschenkte. Nach ihrer Rückkehr aus Nauplia war Mando nicht wieder in das Haus seiner Mutter gezogen, sondern in ihr eigenes. Ihre eigene Mutter wohnte schon seit einiger Zeit bei einer Schwester.
    Marcus war sehr überrascht gewesen, als seine Cousine so unvermutet in Mykonos auftauchte. Er war ein wenig gekränkt, dass sie ihr altes Dachkämmerchen nicht wieder beziehen wollte. Sie hatte ihm auseinander gesetzt, dass sie eine sehr schwere Zeit hinter sich habe, über die sie aber nicht weiter zu sprechen wünsche. Sie brauche jetzt vor allem Ruhe, um sich zu erholen.
    Mit ihrem Plan habe es dann wohl nicht geklappt, meinte er und versuchte vergeblich ihr Einzelheiten über diesen Plan zu entlocken.
    Ihm war, als wäre eine Flamme in ihr erloschen. Mando war sehr dünn geworden, ihr Blick schien trüb, ihr Gang weniger aufrecht und ihre Stimme hatte jegliches Timbre verloren. Sie schien sich ganz in sich selber zurückgezogen zu haben, wie eine Schnecke in ihr Haus, und nicht einmal Vassiliki konnte an sie herankommen. Marcus konnte nicht glauben, dass der Dienerin entgangen sein könnte, was mit Mando geschehen war und fragte sie spitz, ob sie etwa anfange, schwerhörig zu werden. Aber Vassiliki versicherte ihm, auch sie habe keine Erklärung für Mandos Verhalten und bereits alles versucht, um ihre Herrin aufzuheitern. Eine tiefe Melancholie habe sie befallen und sie könne nur vermuten, dass es mit Ypsilanti zu tun habe, da sich die beiden in den letzten Wochen aus dem Weg gegangen wären. Sie habe gehofft, dass Mandos Lebensgeister nach dem Wiedersehen mit Marcus wieder erwachen würden und wisse jetzt auch keinen Rat mehr.
    Vassiliki berichtete, sie habe sogar einen Pfau aufgetrieben, um Mando von ihrer Traurigkeit abzulenken. Mando verbringe zwar Stunden damit, sich dieses Tier anzusehen, aber lächeln würde sie dabei auch nicht. In der Verfassung, in der sich Mando jetzt befand, versuchte Marcus erst gar nicht, ein Schäferstündchen mit ihr zu vereinbaren. Obwohl ihn die Sehnsucht nach seiner Geliebten fast zerriss, respektierte er ihren Wunsch allein zu sein.
    An diesem Nachmittag aber hatte sie Vassiliki geschickt, ihn in ihr Haus einzuladen. Die Füße der alten Dienerin konnten gar nicht so schnell gehen, wie sie diesen Auftrag auszuführen wünschte. Marcus ließ alles stehen und liegen und eilte sofort zu Mandos Haus.
    Sie saß im Wohnzimmer, las gerade das jüngste Bulletin, begrüßte Marcus mit ihrem Kommentar zu den Kreuzzügen und reichte ihm die Tasse Tee.
    Gut, dachte er, dann sprechen wir eben über Politik. Solange dabei nicht Dimitri Ypsilantis Name fällt, ist das zurzeit das ungefährlichste Terrain.
    »Viele Europäer sind bereits für die griechische Sache gestorben …«
    »… oder wieder heimgekehrt, weil es auf den Schlachtfeldern nicht so romantisch zugeht wie in den Büchern«, unterbrach ihn Mando.
    »Das gilt nicht für die vielen Offiziere, die uns zu Hilfe geeilt sind. Denk an all die Engländer, die dem Londoner Philhellenischen Komitee angehören, Admiral Cochrane, Oberst Stanhope und Kapitän Hastings …«
    »… und die Deutschen Normann und von Heydeck«, las Mando von ihrem Bulletin ab.
    »Angefangen hat es mit George Canning, der vor vier Jahren Lord Londonderry im britischen Außenministerium abgelöst hat«, erinnerte sich Marcus. »Hätten die Engländer uns nicht anerkannt, wäre der Rest von Europa wohl kaum auf uns aufmerksam geworden. Da hätte man nur gesagt, dass die Hinterwäldler auf dem Balkan mit ihrem eigenen Problem fertig werden sollen.«
    »Vergiss bitte Lord Byron nicht«, meinte Mando mit verschleierten Augen. »Ein engagierter Dichter kann mehr Einfluss ausüben als manch gescheiter Politiker. Im Übrigen halten sich die Politiker immer noch zurück. Ich verstehe nicht, warum England oder Frankreich der Türkei nicht längst den Krieg erklärt haben!«
    »Weil sie uns nicht trauen«, erwiderte Marcus, der froh war,

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