Die Rebellin
zuließen.
»Bitte mich darum!«, sagte er, als er aufstand, vom Nachttisch seine Schreibfeder nahm und mit ihrem weichen Ende den Höhleneingang malträtierte.
»Bitte«, schrie Mando endlich, und da tat er ihr den Gefallen.
Eine Woge nach der anderen schien ihn immer weiter in die heiße, nasse, weite Schlucht hineinzutragen. Mando stöhnte laut, während ihr die Tränen aus den Augen stürzten.
»Geliebte, Geliebte«, murmelte er, als er seinen Kopf in ihren Haaren vergrub. Er hatte Recht gehabt! Eine Frau mit so flammenden Augen konnte nicht anders als leidenschaftlich sein. Aber er durfte die Kontrolle nicht verlieren, nicht die über Mando und nicht die über sich selber. Sie war starr erstaunt, als er seinen Samen auf ihren Bauch spritzte.
»Ich möchte dir kein Kind machen«, erklärte er kühl, »dann müsste ich dich ja heiraten!«
Mandos Spucke traf ihn mitten ins Gesicht.
»Das musst du sowieso!«, rief sie. »Wenn der Krieg vorbei ist! So steht es in unserem Vertrag!«
»Ach, mein liebes Kind«, sagte er, und ein belustigtes Lächeln zog über sein Gesicht, »glaubst du wirklich, dass es zwischen Türken und Griechen jemals Frieden geben wird?«
Nach diesem Vorfall wuchs Mandos Hass auf Dimitri ins Unermessliche. Aber sie verhielt sich ruhig, um sich eine Wiederholung dieser demütigenden Erfahrung zu ersparen. Aber nicht nur das hatte die Zurschaustellung von Dimitris Macht bewirkt. Sie war seit jener Nacht auch nicht mehr in der Lage, sich selber an jener Stelle zu berühren, die er entweiht hatte. Vassiliki musste ihr jeden Abend einen Schlaftrunk brauen, da sie sonst nicht zur Ruhe kam und sich bis zum Morgengrauen mit peinigenden Gedanken auf ihrem Lager wälzte. Sie war froh, dass Marcus weit weg war, denn sie hätte seine Gegenwart und Berührung zu diesem Zeitpunkt unerträglich gefunden.
Am schlimmsten waren die Nächte, in denen sie Dimitris Schritte auf dem Flur hörte.
Ihr Kopf wünschte, dass sie weitergingen, ihr Körper flehte, dass sie näher kämen.
Aber Dimitri rührte sie nicht mehr an.
Einige Wochen später sprach Vassiliki bei Ypsilanti vor. Sie mache sich Sorgen um ihre Herrin, klagte die Dienerin und legte ihre Stirn in Falten, Mando bekomme die Luft in Nauplia augenscheinlich nicht. Sie habe entsetzlich abgenommen, weil ihr nichts mehr schmecke, sie könne kaum schlafen und werde immer durchsichtiger. Ihre Kräfte schienen sie verlassen zu haben und wenn nicht bald etwas geschähe, würde Mando sicherlich sterben. Ob Dimitri nicht seine Zustimmung geben könnte sie nach Mykonos zu schicken.
»Seeluft haben wir hier auch. Was könnte ihr dort helfen, was sie hier nicht hat?«, fragte er.
»Ihre Mutter«, log Vassiliki, überzeugt, dass ihm Mando nie etwas über die Beziehung zu Zakarati verraten hatte.
»Also gut«, sagte er nach kurzer Überlegung. »Ihr könnt morgen abfahren. Ich gebe dir einen Brief für Marcus Mavrojenous mit. Als ihr Adjutant kann er auf Mykonos seine Arbeit wieder aufnehmen.«
Das wird er zweifellos tun, dachte Vassiliki und senkte den Blick.
H ERA
Anfang 1826 stand Griechenland in Flammen. Unaufhaltsam zog Ibrahim Pascha mordend und brandschatzend über den Peloponnes. Eine Stadt nach der anderen fiel, aber es gelang ihm doch nicht, das ganze Land einzunehmen. Die Griechen hatten sich nämlich wieder in die Berge zurückgezogen und führten von dort aus im Partisanenstil den Kampf weiter. Die große Stunde der Klephten war gekommen, jener Räuberbanden, die von Kolokotronis befehligt wurden. Mittelgriechenland und die Argolis im Osten des Peloponnes konnten von diesen rund 4.000 Freischärlern bis jetzt noch verteidigt werden, und die Stadt Missolonghi, der ›Schlüssel von Korinth‹, hielt seit bereits einem Jahr der Belagerung stand.
Allerdings war Ibrahim Pascha persönlich noch nicht bis dorthin gelangt. Die Stadt wurde von Männern beschossen, die unter dem Befehl des türkischen Generals Kiutagi standen, mit dem der Sultan in Konstantinopel langsam die Geduld verlor.
»Entweder Missolonghi oder deinen Kopf«, hatte Mahmud II. dem General unmissverständlich ausrichten lassen.
Aber für die Griechen gab es trotzdem eine gute Nachricht: Zar Alexander I. war am 1. Dezember gestorben, und das bedeutete das Ende der griechenlandfeindlichen Politik Russlands. Sein Bruder Nikolaus I. der am Heiligabend des Vorjahres formell die Regierung übernommen hatte, würde nicht auf Metternich, sondern auf sein eigenes Volk hören und Hellas
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