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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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vorehelichen Vertrag mitbekommen. Erst zu spät hatte Vassiliki gemerkt, dass sie überlistet worden war.
    Natürlich konnte der Prinz nicht ahnen, dass es viele Jahre lang für Vassiliki eine Überlebensfrage gewesen war, genau zu wissen, was um sie herum geschah. Inzwischen war das Lauschen an Türen eine für sie wichtige Gewohnheit geworden und Mando hatte sich daran gewöhnt, dass Vassiliki immer in der Nähe war – wenn auch durch eine Tür von ihr getrennt. Sie hatte sich sehr gewundert, dass die Dienerin keine Anspielungen auf die entscheidenden Ereignisse gemacht hatte und vermutete, dass Vassiliki ihre Handlungsweise nicht nur missbilligte – dann hätte sie zweifellos den Mund aufgemacht –, sondern wahrscheinlich auf das Schärfste verurteilte.
    Das kränkte Mando, denn ihr war am Wohlwollen des einzigen uneigennützigen Menschen in ihrer Umgebung viel gelegen. Daher war sie jetzt unendlich erleichtert, als sie merkte, dass Vassiliki offensichtlich wirklich ahnungslos war.
    Zögernd berichtete Mando den beiden, dass Ypsilanti tatsächlich das Verlöbnis hatte auflösen wollen, allerdings verschwieg sie seine Gründe. Marcus erinnerte sich daran wie schlecht sie den Prinzen behandelt hatte und wunderte sich nicht, dass diesem der Kragen geplatzt war.
    »Und warum seid ihr dann immer noch verlobt?«, fragte er.
    »Weil Dimitri mir eine Menge Geld zahlen muss, wenn er sich von mir trennt.«
    »Wieso denn das?«
    »Der voreheliche Vertrag«, klärte Vassiliki ihn auf. Damals hatte sie noch alles mitgekriegt.
    »Mando!«, rief Marcus. »Du hast doch nicht etwa von Prinz Dimitri Ypsilanti einen vorehelichen Vertrag verlangt!«
    »Warum nicht? So ist das bei uns in Mykonos Sitte«, erwiderte sie patzig. Ihr Gesicht hatte bereits wieder etwas Farbe angenommen.
    Marcus wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Mando hatte Dimitri schlecht behandelt, weil sie sich von ihm zu trennen und mit reich gefüllten Koffern abzureisen wünschte. Das also war der Plan gewesen, den sie ihm gegenüber als unerfreulich bezeichnet hatte!
    »Auch ich kenne Dimitri Ypsilanti«, er wog sorgfältig seine Worte ab, »dieser Mann steht zu seinem Wort. Er wird dich nicht freigeben. Vergiss also sein Geld und trenne du dich von ihm.«
    Vassilikis Kopfnicken begleitete seine Worte.
    »Das kann ich nicht«, jammerte Mando.
    »Nur wegen des Geldes?«, fragte Marcus ungläubig.
    »Nicht nur. Ich habe doch Jahre in seinem Haus gewohnt! Jeder weiß das in Griechenland! Ich werde nie einen Mann finden, der mich danach heiraten will! Und ich werde bald dreißig!«
    Damit brach sie in Tränen aus.
    Die beiden warteten, bis das Schluchzen verebbte. Dann fragte Vassiliki sanft: »Ist Liebe nicht wichtiger als Ehe?«
    Marcus hätte sie dafür auf die schmalen Lippen küssen können.
    »Oder willst du immer noch Macht?«, fragte er unvorsichtigerweise. »Dann bist du hier auf Mykonos fehl am Platz. Dann solltest du dich Kolokotronis anschließen und deinem Posten als Generalleutnant gerecht werden. Du könntest eine Menge Soldaten zu Heldenmut antreiben.«
    Mando sprang auf. »Verlasst sofort das Zimmer!«, schrie sie und verlieh der Aufforderung mit zur Tür ausgestrecktem Zeigefinger Nachdruck. »Was fällt euch überhaupt ein, so mit mir zu reden!«
    Marcus und Vassiliki rührten sich nicht vom Fleck.
    »Wo ist eigentlich der grüne Kasten?«, fragte Marcus plötzlich.
    »In Nauplia«, klärte ihn Vassiliki auf.
    »Warum habt ihr ihn nicht mitgenommen?«
    »Weil Dimitri ihn versteckt hat!« Mandos Zorn richtete sich jetzt wieder auf Ypsilanti. »Er hat sich angemaßt ihn mir einfach wegzunehmen!«
    »Hat sich denn herausgestellt, dass die Zeusstatue wirklich ein Stück aus dem Altertum ist?«, wollte Marcus wissen.
    »Er hatte nicht das Recht mir mein Eigentum zu stehlen.«
    »Wie ist der Kasten eigentlich in deinen Besitz gekommen?«, fragte Vassiliki schelmisch. Mando erinnerte sich und hob fragend die Augenbrauen.
    »Eins hat mich die ganze Zeit gewundert«, sagte sie langsam, »dass Pappas Mavros nicht Himmel und – ja – Hölle in Bewegung gesetzt hat, um den Kasten wieder zu finden. Er muss doch erraten haben, dass du die Figur gestohlen hast!«, wandte sie sich an Vassiliki.
    »Was meinst du damit?«, fragte Marcus verwundert. »Pappas Mavros hat ihr den Kasten doch gegeben!«
    »Was! Einfach so?!«
    Vassiliki hob die mageren Schultern. »Was sollte er mit so einer heidnischen Figur – wo

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