Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
vermeide langweilige Menschen, so gut es geht.«
»Damit kann ich leben«, stellte ich fest.
Sie wandte sich mir zu. »Hier kommen und gehen so viele Leute, dass sich sowieso kaum Ordnung halten lässt. Unser Haus ist ein einziger Taubenschlag. Aber jetzt bringe ich euch erst einmal zu euren Zimmern.« Plötzlich schlug sie sich mit der Handvor die Stirn. »Aber bestimmt seid ihr beide am Verhungern. Wie gut, dass Erica ein paar Reste rübergebracht hat.«
Justin beugte sich zu mir und flüsterte: »Sie kann genauso wenig kochen wie deine Mutter. Dafür ist mein Dad zuständig.«
»Das habe ich gehört!«, rief sie über die Schulter.
Wir gingen durch das Foyer in den Flur, wo es nach Holz und Kaffee duftete. In unserem Haus gab es keine Gerüche. Ich war auch nicht an so viel Farbe bei der Inneneinrichtung gewöhnt. Die Wände des Foyers waren zitronengelb und der Flur leuchtend meerblau, fast türkis, wobei die Farbe an einigen Stellen abblätterte. Zu Hause war fast alles steril weiß und die Fußböden waren mit Laminat und beigefarbenem Teppichboden bedeckt, natürlich alles feuerfest.
Ich war nicht besonders hungrig oder zumindest viel zu müde, um es zu spüren. Aber Elaine goss mir einen Teller mit Hühnersuppe voll und stellte einen Stapel geröstete Toastscheiben dazu. Ich trank die salzige, nahrhafte Brühe regelrecht in mich hinein. Als mein Magen sich zu füllen begann, wurde ich nur noch müder.
»Justin, das arme Mädchen ist ja völlig erschöpft. Was hast du mit ihr angestellt?«
Ich versuchte krampfhaft, diesmal nicht rot zu werden. Justin ließ sich nichts anmerken, sondern wandte sich ab und schien nach etwas auf dem Regal zu suchen.
»Hast du ihr nichts zu essen gegeben? Sie ist ganz dünn«, tadelte seine Mutter ihn.
»Ich bin einfach nicht viel zum Schlafen gekommen«, sagte ich, was schließlich stimmte. Den genauen Grund brauchte ich ihr ja nicht zu erklären.
»Na, hier kannst du dich jedenfalls ausruhen. Am besten solltet ihr beiden gleich ins Bett gehen.«
Nachdem Justin noch einen zweiten Teller Suppe verputzthatte, stand er auf, um mich in mein Zimmer zu bringen. Ich dankte Elaine für das Essen und wünschte eine gute Nacht, woraufhin sie mich noch einmal fest in die Arme nahm. Dann folgte ich Justin ins Foyer und die Treppe nach oben in ein Erkerzimmer am Ende des Flurs. Es war klein mit Dachschräge und hatte ein riesiges Fenster zum Meer hin. Justin ließ meine Reisetasche auf das Bett plumpsen.
»Wenn du noch was brauchst, sag mir Bescheid«, meinte er. Ich nickte, ging zum Fenster und schaute hinaus in den stillen Abend. Der Himmel war klar und eine kühle Brise trug den Duft des Meeres herein. Als ich mich umwandte, kreuzten sich unsere Blicke. Wir starrten einander stumm an und kämpften gegen die Versuchung. Justin zögerte, trat dann widerstrebend einen Schritt zurück und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, bis sie wild nach allen Seiten abstanden.
»Gute Nacht, Maddie«, sagte er und verschwand ohne ein weiteres Wort. Ich konnte nur auf die Stelle starren, wo er eben noch gestanden hatte. Den ganzen Tag hatte er mich kaum berührt und eine freundlich-höfliche Distanz gewahrt. Das machte mich mehr als nervös. Am liebsten wäre ich ihm in den Kopf gestiegen, um all die Türen und Fenster aufzureißen, die er anscheinend mit Gewalt wieder verschließen wollte.
Schlaflos rollte ich mich im Bett herum und betrachtete den Mond, der durch die flatternden dünnen Vorhänge schien. Der Geist war willig, aber das Fleisch war schwach, und daran hatte nur eine einzige Person Schuld. Gerade als ich meine Decke wegschieben und zu ihm gehen wollte, klopfte es leise und dann öffnete sich die Tür. Ich fühlte die typische Justin-Energie schon, bevor ich seine Gestalt in der Dunkelheit ausmachen konnte, stützte den Kopf auf den Ellbogen und schaute ihm mit schmalen Augen entgegen. Er schob die Tür zu, und ich roch den Seifenduft auf seiner Haut, als er näher kam. Einladend hob ich die Decke hoch.
»Ist das okay?«, fragte er, während er zu mir ins Bett kroch. Unsere Blicke trafen sich im Dämmerlicht, seine Hand fand mein Gesicht und seine Lippen meinen Mund.
»Worauf hast du so lange gewartet?«, beschwerte ich mich, während er mich zu küssen begann.
»Ich musste erst sicher sein, dass Mom eingeschlafen ist«, sagte er und klang genauso ungeduldig wie ich mich fühlte.
»Ich habe vorhin nicht einmal einen Gute-Nacht-Kuss bekommen«, gelang es mir zu
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