Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
damit wieder auf den Ausgangspunkt zurück. Ich warf einen Blick auf meine Mutter, die mich neugierig beobachtete. Aber sicher war es kein Problem, ihn zu einem Chat zu treffen.
»Noch keine Pläne.«
»Vielleicht können wir uns um zwei Uhr treffen?«
»Du weißt, wo du mich findest«, sagte ich und versuchte, möglichst gleichgültig zu klingen.
Ohne ein weiteres Wort legte Justin auf. Ich klickte das Handy aus und bemühte mich, nicht zu grinsen, obwohl ich am liebsten vom Stuhl aufgesprungen wäre und einen Freudentanz aufgeführt hätte.
»Madeline, du glühst ja richtig.«
Ich starrte auf den Boden. »Gar nicht.«
»Schau dich nur an – du hast ganz rote Bäckchen.«
»Das liegt an den Vitaminen«, sagte ich und schlürfte die letzen Tropfen meines Proteindrinks.
Ihre Augen glitzerten. »Wer war das?«
»Justin, der Typ aus meiner Lerngruppe.« Sofort verschwanddas Lächeln von ihrem Gesicht, als hätte ich vom Drogendealer um die Ecke gesprochen.
»Oh, dieser Junge«, sagte sie nur.
»Punkt eins«, sagte ich und hob einen Finger in die Luft. »Er ist kein Junge mehr. Punkt zwei: Dad kennt ihn überhaupt nicht, auch wenn er sich das vielleicht einbildet. Punkt drei: Justin ist nicht an mir interessiert und unsere Beziehung basiert nur auf akademischen Interessen.«
Meine Mutter verdrehte die Augen zur Decke. »Akademische Interessen an einem Samstagnachmittag. Schon klar.«
Ich sah auf die Uhr und fragte mich, wie ich mich vier endlose Stunden lang beschäftigen sollte. Dann ging ich hoch, räumte mein Zimmer auf, sortierte alles in meinem Kleiderschrank um und faltete die frische Wäsche zusammen. Da danach immer noch mehr als eine Stunde übrig war, zog ich mir ein T-Shirt und meine Sportschuhe über, um im Keller joggen zu gehen. Meine Eltern hatten mir zum fünfzehnten Geburtstag ein Laufband geschenkt. Eigentlich wäre ich lieber draußen joggen gegangen, aber in der Stadt war das schwierig, weil einem der Shuttleverkehr ständig den Weg abschnitt. Ich laufe jeden Tag eine Stunde. Das ist schon fast wie eine Sucht. Die Anstrengung bringt mein Blut in Wallung, macht die Lungen weit, und dazu kommt noch der Laufrhythmus, die fließende, ununterbrochene Bewegung. Es fühlt sich an, als könne ich meinen Problemen davonrennen. Sie sind hinter mir her, können mich aber nicht einholen. Manchmal stelle ich mir vor, wie ich von zu Hause fortlaufe.
Ich nahm Baley mit nach unten, damit sie sich auf dem Dog-Jog austoben konnte, einem Laufband speziell für Hunde. Nachdem ich ihr die Maschine angestellt hatte, trottete sie zufrieden vor sich hin.
Ich selbst betrat den virtuellen Parcours, und kaum hatten meine Füße das Laufband berührt, glühte schon die Bildschirmfläche um mich herum auf. Schnell klickte ich durch die Landschaften,bis ich den Strand gefunden hatte. Dort jogge ich am liebsten. Ich erhöhte die Geschwindigkeit und regelte die Lautstärke hoch, bis das Rauschen der Wellen meine Gedanken übertönte. Eine kühle Brise berührte meine Haut, und in der Ferne hörte ich Möwen rufen.
Eine Stunde später lief ich erfrischt nach oben und setzte mich vor den Computer. Baley war mir gefolgt und legte sich neben meinen Füßen nieder. Ich warf einen Blick auf die Uhr, und in meinem Magen tanzten Schmetterlinge, als ich sah, dass es zehn vor zwei war. Schnell loggte ich mich auf der Netzwerkseite ein, auf der ich immer mit Justin gechattet hatte. Ich schaute in meinen Posteingang. Seit ich heute Morgen das letzte Mal nachgeguckt hatte, waren über hundert neue Mails angekommen. Ein paar Dutzend Clubs, die mich als Mitglied werben wollten, zwanzig Gratisangebote, dreißig Privatnachrichten, zwanzig Chatanfragen, zwanzig mögliche Neukontakte, die mein Computer mir als Freunde vorschlug. Aber keine Nachricht von der einzigen Person, mit der ich reden wollte. War ja klar.
Ich chattete mit ein paar Leuten, während ich darauf wartete, dass er sich einloggte. Kurz nach zwei begann Baley neben mir leise aus tiefer Kehle zu knurren. Sie stellte die Ohren auf und rannte zu meinem Fenster.
»Was ist denn?«, fragte ich.
»Madeline«, rief in dem Moment meine Mutter von unten. »Da kommt eine Person unseren Gartenweg rauf.« In ihrer Stimme lag ein ängstlicher Unterton, als würde sie befürchten, dass gleich jemand mit Gewalt in unser Haus einbrechen wollte. Mir klappte die Kinnlade herunter. Justin war persönlich aufgetaucht? Niemand kommt mehr leibhaftig zu Besuch. Hatte er den Verstand
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