Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
verloren?
Hastig kämmte ich mir mit den Fingern durch die Haare, wobei mir einfiel, dass ich immer noch meine verschwitzten Sportklamotten trug. Unter meinen Achselhöhlen hatten sich dunkle Flecken gebildet und meine blauen Boxershorts waren am Saumausgefranst. Ich starrte an mir herunter und fragte mich, ob man wohl noch unattraktiver aussehen konnte.
Da klingelte es an der Tür und Baley drehte völlig durch. Sie raste aus dem Zimmer und ihr hohes Kläffen hallte durch das Haus. Schnell sprang ich ebenfalls auf und fiel beinah über meinen Schreibtischstuhl. Auf halbem Weg die Treppe nach unten begegnete ich meiner Mutter. Sie stand dort und ließ die Eingangstür nicht aus den Augen, als hätte sie am Rande ihres Territoriums ein Raubtier gewittert.
»Wer ist das?«, rief sie über Baleys Wolfsgeheul hinweg. Ich versuchte, beide zu beruhigen.
»Keine Panik, das ist nur Justin.«
»Wer?«
»Justin!«, schrie ich, rannte zur Tür und hielt Baley die Schnauze zu, sodass ihr Gebell sich in ein ausdauerndes Jaulen verwandelte. Als ich die Tür aufriss, schaute Justin mich besorgt an.
»Alles okay bei euch?«, fragte er.
Baley drängte mit scharrenden Pfoten nach vorne und ich hielt sie nur mühsam zurück. Langsam verlor ich die Geduld.
»Was machst du hier?«, wollte ich wissen. »Ich habe dich nicht eingeladen, bei mir zu Hause aufzutauchen!«
»Das wird mir auch gerade klar«, sagte er. Wir schauten uns eine Weile stumm an und keiner von uns zuckte mit der Wimper. Schließlich macht er den Anfang. »Da ich nun einmal hier bin, willst du mich vielleicht ins Haus lassen?«
»Nein«, sagte ich. In Justins Augen funkelte es amüsiert. Dann nahm meine Mutter die Sache in die Hand, nachdem sie einen ausreichenden Blick auf Justin geworfen hatte, der atemberaubend aussah.
»Maddie, so behandelt man doch keinen Gast«, sagte sie tadelnd und wandte sich an Justin. »Tut mir leid, wir sind es nicht gewöhnt, dass jemand bei uns klingelt.« Sie schob mich aus dem Weg und öffnete einladend die Tür. Ich schaute weiter so feindselig,als wäre er geradewegs in den Umkleideraum der Mädchen hineinmarschiert.
Als Justin an mir vorbeiging, streifte sein weicher, grauer Fleecepullover meinen Arm. Am liebsten hätte ich ihn hemmungslos angeschmachtet, aber es war wohl besser, ich tat so, als sei ich genervt von seiner Anwesenheit. Seine dunklen Haare waren vom Wind zerzaust und standen in alle Richtungen ab. Sein Gesicht sah überraschend weich aus. Vielleicht hatte er sich für den Besuch rasiert. Er stellte sich meiner Mutter vor und streckte ihr seinen langen Arm entgegen. Sie schüttelte ihm die Hand und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Darüber konnte ich nur die Augen verdrehen. Mom wird bei jedem gut aussehenden Mann weich wie Butter.
»Ein normales Treffen im Chatspace war wohl zu viel verlangt?«, fragte ich.
Er stand so dicht vor mir, dass ich ihn hätte berühren können. Von seiner Nähe wurde mir ganz schwindelig.
»Warum sollte man online reden, wenn man sich persönlich treffen kann?« Er beugte sich zu Baley herunter.
Ich ließ das Halsband los, und mein Hund reagierte prompt, indem er hochsprang, um Justin das Gesicht abzulecken. Stirnrunzelnd starrte ich Baley an. Mit der sprichwörtlichen Hundetreue war es auch nicht weit her, wenn man sie mal brauchte.
»Ist es denn so seltsam, auf einen Besuch vorbeizukommen?«, fragte er. Sein Blick huschte kurz zu meinen Boxershorts.
»Ja, ist es. Im Übrigen bin ich nicht unbedingt angezogen für Besuch, außer du bist hergekommen, um Dauerlauf zu trainieren.« Ich streckte die Arme aus, um meine Sportkleidung zur Geltung zu bringen, während Mom ihm erzählte, dass ich gerade für meinen zweiten DS-Marathon übte. Er richtete sich auf und zog die Augenbrauen hoch, als würde ihn das sehr beeindrucken. Ich fand die Szene nur peinlich. Nichts mag ich weniger, als im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
»Gut zu wissen«, meinte er.
Ich stützte die Hände in die Hüften. »Also, was sollen wir jetzt machen?«
»Kaffee trinken?«, schlug er vor.
Ich sah ihn verwirrt an. »Du bist den ganzen Weg hierher gefahren, bloß um einen Kaffee zu bekommen?«, fragte ich und schaute in Richtung Küche. »Klar, wir können einen kochen.«
Justin schaute ebenso verwirrt zurück und schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine, willst du vielleicht in der Stadt was trinken gehen?«
»In der Stadt?« Ich warf Mom einen Blick zu. Sie nickte.
»Erst muss ich aber
Weitere Kostenlose Bücher