Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
egoistisch benommen haben?«
Er runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Ihnen war es wichtiger, die Protestbewegung anzuführen, als sich um dich zu kümmern.«
»Sie sind die besten Eltern, die man sich vorstellen kann.«
Das nahm ich ihm nicht ab. »Ach, wirklich? Wo stecken sie denn jetzt? Verbannt nach Kalifornien. Und wie oft bekommst du sie zu sehen?« Ich fühlte Bitterkeit in mir aufsteigen. Seine Elternmochten ja wahre Heilige sein, die als Nächstes den Weltfrieden herbeiführen und Krebs heilen würden, aber trotzdem hätten sie sich mehr um ihn kümmern sollen.
Justin atmete tief durch und sprach langsam und betont. »Nur weil es selbstlose Menschen wie meine Eltern gibt, können wir jetzt hier sitzen, ohne dass ein Satellit den Strichcode unter unserer Haut abtastet.« Er machte eine Pause und lehnte sich weiter zu mir vor. »Wir haben es Leuten wie meinen Eltern zu verdanken, die aktiv werden, statt nur Reden zu schwingen, dass wir heute Abend eine Sängerin live hören konnten und unsere Welt überhaupt noch ein paar Funken Glück enthält. Und wenn ich dafür Opfer bringen muss, wenn ich meine Eltern höchstens ein paar Tage im Jahr sehen kann, dann finde ich das fair. Sie wollen ein besseres Leben für mich erkämpfen und ein größeres Geschenk können Eltern ihrem Kind wohl kaum machen.«
Ich senkte den Blick und verschränkte die Hände im Schoß. »Tut mir leid«, sagte ich. »Eigentlich geht deine Familie mich nichts an. Aber du bist der erstaunlichste Mensch, dem ich je begegnet bin, und ich finde es traurig, dass deine Eltern keine Gelegenheit haben, das zu sehen.«
Justin richtete sich überrascht auf und ich fühlte, wie ich wieder einmal rot wurde. Wo war die Delete-Taste, wenn man sie brauchte?
Verlegen starrte ich nach unten und versuchte mir etwas einfallen zu lassen, um das Thema zu wechseln.
»Eine Sache sollte ich dir noch erzählen«, sagte Justin. »Vor ungefähr drei Jahren gehörten meine Eltern zu einer Gruppe von Rebellen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die DS-Funktürme zu lokalisieren.«
Meine Finger krallten sich ineinander, und ich weigerte mich, den Blick zu heben. Den Rest der Geschichte kannte ich nur allzu genau.
»Was ist passiert?«, stellte ich mich ahnungslos.
Ich fühlte, wie sich seine Augen in mich bohrten. »Sie hatten geplant, das Signal für eine Stunde zu unterbrechen und einen landesweiten Aufruf zu senden, der die Leute gegen die Digital School mobilisieren sollte. Aber die Regierung war ihnen auf die Spur gekommen, und meine Eltern wurden verhaftet, bevor die Aktion auch nur vollständig organisiert war. Die Informationen, die sie gesammelt hatten, gerieten ungefähr ein Jahr später einer anderen Rebellengruppe in die Hände. Leider waren diese Leute weniger wählerisch, was ihre Methoden anging. Sie haben einen Funkturm in Portland in die Luft gejagt und damit das DS-Signal für einen ganzen Bundesstaat lahmgelegt.«
Ich nickte langsam und er fuhr mit seiner Erzählung fort.
»Weil es so lange dauerte, die DS-Versorgung wiederherzustellen, wurde damals sogar überlegt, zu Direktunterricht zurückzukehren. Seit den Anfängen der Digital School hat es keinen größeren Erfolg im Kampf gegen das System gegeben.«
Natürlich erinnerte ich mich bestens. Für gute zwei Wochen war im ganzen Bundesstaat der DS-Unterricht unterbrochen gewesen, derweilen hätte ich fast meine Zukunft verspielt, und mein Vater wurde vom FBI als potenzieller Terrorist verhört.
Justin sprach nicht weiter, sondern schaute mich abwartend an. Also stellte ich die entscheidende Frage, mit der ich jeden Zweifel ausräumen konnte.
»Wie heißen deine Eltern?«
»Thomas und Elaine Sabel.«
Ich versuchte, mir den Schock nicht anmerken zu lassen, denn diese Namen erkannte ich in der Tat. Ich hatte sie mehr als einmal bei uns zu Hause gehört, wenn mein Vater über radikale Revolutionäre herzog. Justins Eltern hatten unzählige Male versucht, alles zu zerstören, was mein Vater aufgebaut hatte.
»Aber du hast einen anderen Nachnamen«, stellte ich mit angestrengter Stimme fest.
»Sie haben beschlossen, dass ich den Nachnamen meiner Patentragen soll, als ich noch klein war. Zu meiner eigenen Sicherheit.«
Ich nickte und starrte auf die Tischplatte. »Jetzt sollte ich wohl besser nach Hause«, sagte ich. Bevor er antworten konnte, griff ich nach seiner Jacke und rutschte von der Lederbank. Justin stand auf, legte Geld auf den Tisch und winkte noch schnell Irene zu,
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