Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
Vom Netzwerk:
inzwischen klar, dass es in der menschlichen Natur lag, immer das zu wollen, was man nicht haben konnte. Wenn man als kleines Kind etwas verboten bekam, reagierte man mit einem lautstarken Wutausbruch. Als Teenager war man klug genug, seine Eltern nur innerlich anzubrüllen und zu raffinierteren Mitteln zu greifen. Man nickte gehorsam, wenn sie ›nein‹ sagten, wenn sie einem den Freundeskreis aussuchen wollten und überzeugt waren, dass sie immer am besten wussten, was richtig war.
    Dann drehte man sich um und tat hinter ihrem Rücken genau das, was sie gerade verboten hatten.
    Denn irgendwann kam der Punkt, an dem man sein Leben selbst in die Hand nehmen musste. Um erwachsen zu werden, musste man sich zutrauen, selbst zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Oder wenn man es ganz geschickt anstellte, dachte ich mit einem heimlichen Lächeln, hörte man einfach auf, um Erlaubnis zu fragen.
    Als ich in die Bahn stieg, die zum Fußballplatz führte, saß Erin schon auf ihrem üblichen Fensterplatz am Ende des Abteils. Ich hockte mich neben sie und genoss erleichtert die Nähe einer echten Person. Es fühlte sich an, als würden meine Sinne aus einem Winterschlaf erwachen und sich hungrig in alle Richtungen strecken.
    »Was gibt’s Neues?«, fragte ich, als ich neben ihr Platz genommen hatte. Sie trug einen MindReader auf der Stirn und starrte auf ihren Flipscreen. Als einzige Antwort erhielt ich ein Nicken. Ich hob eine Augenbraue. Eine halbe Minute verstrich.
    »Wie geht’s denn so?«, fragte sie schließlich. Ich beobachtete ihr Verhalten interessiert. Sie schaute mich nur selten an und bisher hatte mich das nie gestört. Aber heute wollte ich, dass sie mich wirklich bemerkte. Ich hatte das Bedürfnis, gehört und gesehen und gemocht zu werden. War das nicht der Sinn von Freundschaft?
    »Furchtbar«, antwortete ich, doch sie hörte nicht zu. Stattdessen fragte sie, was ich in letzter Zeit so gemacht hatte.
    »Ich habe die Ersparnisse meiner Großmutter beim Poker verspielt«, sagte ich.
    Sie hob die Augenbrauen und nickte. Wieder wartete ich darauf, dass sie hochschaute, aber sie war viel zu vertieft in ihren Flipscreen und starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm.
    Ich betrachtete ihre abwesende Miene und fragte mich zum ersten Mal in den vier Jahren, die wir uns kannten, ob wir jemals echte Freundinnen gewesen waren. »Du, Erin?« Wieder wartete ich darauf, dass sie mich anschauen würde. Vergeblich. Sie hatte kein einziges Mal hochgeblickt, seit ich in die Bahn gestiegen war.
    »Hm?«, fragte sie und lehnte sich zu mir vor. Ich atmete tief durch und versuchte, meine Stimme nicht zu scharf klingen zu lassen.
    »Kannst du das Ding mal eine Minute ausstellen?«, fragte ich und zeigte auf ihren Computer. Überrascht schaute sie vom Bildschirm hoch. Doch im gleichen Moment leuchtete eine neue Nachricht auf, und sie klickte mit dem Finger darauf, um den Text zu überfliegen. Ich knirschte mit den Zähnen.
    »Geht dir das nie auf die Nerven?«, fragte ich. Erin nahm den MindReader von der Stirn und starrte mich an, als würde sie mich nicht wiedererkennen.
    »Was soll mir auf die Nerven gehen?«
    »Na dieser ganze … Mist«, sagte ich und deutete nacheinander auf ihre Hände, Augen und Ohren, die alle irgendwie verkabelt und von Computertechnik vereinnahmt waren, als wäre ihr Gehirn eine Batterie und Erin könne nur noch denken, wenn sie von Außen aufgeladen wurde. Als bräuchte ihr Verstand zum Arbeiten diese ganzen Programme, Stimmen und Nachrichten, die ihn steuerten.
    »Kannst du darauf nicht ab und zu verzichten?«, fragte ich. »Wozu brauchst du den ganzen Kram beim Fußballtraining?« Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich sie als Zielscheibe für meinen Frust benutzte. Wie geduldig hatte dagegen Justin mir alles erklärt. Ich wünschte, mir hätten seine Worte zur Verfügung gestanden, aber ich hatte schon vor Jahren akzeptieren müssen, dass Geduld eine Eigenschaft war, die sich nicht in meinem genetischen Bauplan befand.
    Erin blieb der Mund offen stehen. Sie schaute auf den Flipscreen in ihrem Schoß und dann verblüfft wieder zu mir hoch.
    »Um was wollen wir wetten, dass du einen ganzen Tag ohne Computer auskommst?«, forderte ich sie heraus.
    Sie schaute mich mit großen Augen an. »Warum sollte ich?«
    »Warum nicht?«, gab ich zurück.
    »Ich will in Verbindung bleiben.«
    »Du fühlst dich verbunden? Mit wem denn?«, fragte ich.
    Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen. »Mit

Weitere Kostenlose Bücher