Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
meinen Freunden, meinen Hobbys, meinem Leben.«
»Findest du nicht, dass das Leben aus mehr bestehen sollte als diesem kleinen Bildschirm? Glaub mir, wenn du ihn für eine Weile abschaltest, wirst du feststellen, dass du auch lebst. Nur anders.«
»Wow«, sagte sie. »Wo kommt das denn alles plötzlich her? Ich bin einfach so wie immer, und – wenn ich dich mal erinnern darf – bis vor Kurzem warst du mit deinem Flipscreen geradezu verwachsen.«
Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Erins Blick war endlich auf mich gerichtet und ich hatte ihre volle Aufmerksamkeit. Vermutlich führten wir gerade die längste durchgehende Unterhaltung, seit wir uns kannten. Ich schaute ihr in die Augen und stellte zum ersten Mal fest, wie schön sie waren, tiefblau mit einem braunen Ring um die Iris. Das war mir bisher nie aufgefallen, weil ich ja kaum eine Chance gehabt hatte, ihren Blick aufzufangen. Als ich Erin das sagte, wurde sie rot und klappte ihren Flipscreen zu. Verlegen lächelte sie mich an.
»Maddie, du benimmst dich echt seltsam.« Sie betrachtete mich skeptisch von oben bis unten. »Mit wem hast du dich herumgetrieben?«
Als ich vom Fußball nach Hause kam, erwartete mich eine Voicemail meiner Mutter. Offenbar traf sie sich in der Stadt mit meinem Vater, um ein Interview zu geben, und die beiden würden erst in ein paar Stunden zurück sein.
Also hatte ich ein begrenztes Zeitfenster, in dem ich frei war, und ich wusste, was ich damit anfangen würde. Es gab jemanden, den ich unbedingt sehen musste. Nachdem ich geduscht und mich umgezogen hatte, stülpte ich mir meine Lieblingsmütze im braunen Militärlook über die nassen Haare und machte mich auf den Weg in die Stadt. Draußen vor der Tür empfing mich warmes Sonnenlicht und schien meine nackten Arme zu streicheln. Ich ging die Straße hinunter und nahm eine Bahn zu dem Coffeeshop, in den Justin mich vor über einem Monat mitgenommen hatte. Gerade als ich ausstieg, sah ich Clare aus dem Café kommen.
»Clare!«, rief ich und rannte auf sie zu.
»Madeline«, grinste sie und zog mich in die Arme. Ihre Augen strahlten mir entgegen, und sie schien ehrlich erfreut, mich zu sehen. »Was machst du denn hier?«
Ich warf einen Blick durch das Caféfenster. »Vor allem will ich Justin eine Nachricht schicken. Hast du was von ihm gehört?«
Sie nickte. »Eigentlich wollte ich gerade los, um mich mit ihm zu treffen.«
»Er ist in der Stadt?«, fragte ich überrascht und fühlte mich ungefähr wie ein Ballon, dem man die Luft ablässt. Als hätte ich ernsthaft erwarten können, dass Justin mir als Erstes Bescheid sagte, wenn er zurück war. Als wäre ich nicht nur ein Name auf seiner endlosen Liste von Rekruten.
»Komm doch einfach mit«, schlug sie vor. »Bestimmt möchte er dich gerne sehen.«
Wie ich erfuhr, war Justin in Scotts Apartment, gleich am Ende der Straße. Clare zeigte auf einen metallisch grauen Wolkenkratzer um die Ecke, und bevor ich ablehnen konnte, hatte sie auch schon meinen Arm gepackt und zog mich hinter sich her. Wir stiegen die Stufen zu dem gläsernen Eingangsbereich hoch und sie drückte Scotts Nummer. Gleich darauf ertönte seine Stimme durch die Gegensprechanlage.
»Wie ich sehe, hast du eine Freundin mitgebracht«, sagte er kühl, und dann ging mit einem Summen die Metalltür auf.
»Vielleicht hätte ich nicht mitkommen sollen«, flüsterte ich, als wir die Stufen zum zweiten Stock hochgingen.
Clare schüttelte den Kopf. »Scott hat keine Ahnung von Leuten«, sagte sie. »Versuch einfach, dich nicht einschüchtern zu lassen.« Sie klopfte an der Tür mit der Nummer 28, und eine Stimme rief von drinnen, wir sollten reinkommen. Also folgte ich Clare in das Apartment, wo uns ein großer, sparsam möblierter Wohnraum erwartete. Scotts Stimme hallte von den kahlen Wänden wider.
»Sieh mal an. Wenn man vom Teufel spricht …«
Er und Molly thronten in der Mitte des Zimmers. Als ich seine spöttische Miene sah, sträubte sich bei mir alles und ich schaute ihn mit schmalen Augen an. Offenbar hatte ich mit der Vorahnung recht gehabt, dass ich hier nicht willkommen war. Ich schaute mich um und stellte fest, dass der Raum nur eineabgewetzte Couch und ein paar verstreute Klappstühle enthielt. In einer Ecke saßen Jake, Riley und Pat beisammen. Sie nickten mir zu, aber niemand von ihnen sagte etwas. Die Stille im Raum war ohrenbetäubend.
Außerdem gab es noch Spencer und seinen Vater Ray, die ich von meinem Besuch im Coffeeshop
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