Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
kannte. Clare führte mich in ihre Ecke und ich nickte zur Begrüßung. Ihre Anspannung war jedoch nichts gegen die knisternde Energie, die von Justin ausging. Er lehnte lässig an der gegenüberliegenden Wand, die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen, die Arme verschränkt, und betrachtete mich wortlos. Man sah ihm an, dass er über meine Anwesenheit ungefähr genauso begeistert war wie Scott.
»Wo hast du die denn aufgegabelt?«, wollte Scott von Clare wissen.
Sie setzte sich auf einen Klappstuhl und funkelte ihn an. »Madeline wollte gerade in den Coffeshop, also habe ich sie eingeladen, mitzukommen. Ist das vielleicht ein Verbrechen?«
Wieder dauerte die Stille viel zu lange. Ich stand noch immer in der Nähe der Tür und dachte ernsthaft darüber nach, mich umzudrehen und zu gehen. Doch dann sagte Scott zu mir: »Ebenso gut, wenn du ab sofort richtig dabei bist.«
»Können wir das Thema nicht auf später verschieben? Ich sollte erst noch mit ihr reden«, unterbrach Justin ihn.
»Deine Maddie wird schon damit zurechtkommen.« Scott schaute mich herausfordernd an und ich erwiderte seinen Blick.
»Womit?«
Scott lächelte wieder auf seine spöttische Art. »Komm schon, du weißt genau, warum du hier bist.«
Die folgende Stille war noch Nerven zerreißender als zuvor. Mein Blick huschte durch den Raum, und ich musste mich räuspern, ehe ich antworten konnte.
»Ich nehme an, dass ihr mich rekrutieren wollt, falls du darauf anspielst«, sagte ich.
Scott nickte langsam. »Dir ist ja wohl klar, wie wertvoll deine Hilfe für uns sein könnte.«
Ich runzelte die Stirn. »Wertvoll? Wie meinst du das?«
Er grinste zynisch. »Du hast Beziehungen, von denen wir nicht einmal träumen können, und noch dazu in Reichweite deiner Tippfinger.«
Meine Miene gefror. »Wovon redest du eigentlich?«
Scott stieß einen übertriebenen Seufzer aus und nahm Justin ins Visier. »Hast du ihr denn gar nichts erzählt? Was zum Teufel hast du die ganze Zeit gemacht?«
Als Antwort warf Justin ihm nur einen kalten Blick zu.
»Okay, Madeline, dann bekommst du von mir jetzt die Kurzfassung. Dazu brauche ich keine zwei Minuten«, sagte Scott mit einem Seitenblick zu Justin. »Die Sache ist so: Wir hatten dich schon seit Langem auf unserem Radar.«
»Auf eurem Radar?«
»Seit der Sache in Portland. Du hast damals bei der Sabotage geholfen. Du hast dich in den Computer deines Vaters gehackt und die Koordinaten der Funktürme weitergeben. Diese Information hatten nur ein halbes Dutzend Leute in den ganzen Vereinigten Staaten.«
Mir blieb fast der Atem weg. Zu viele wissende Blicke waren auf mich gerichtet, und es hätte keinen Sinn gehabt, länger zu leugnen. Tatsächlich war es fast eine Erleichterung, endlich die Wahrheit zu sagen.
»Wie habt ihr das herausgefunden?«, fragte ich.
Scott stand auf und tigerte im Raum auf und ab. »Leicht war es nicht. Wie alt warst du bei der Aktion, vielleicht fünfzehn? Und hinterher hast du so viele falsche Computerspuren gelegt, dass die Medien mit ihren Nachforschungen ins Leere liefen und aufgeben mussten. Also ist nie bekannt geworden, wer die Information hat durchsickern lassen. Brillante Arbeit, das muss ich zugeben.«
»Wenn ich so brillant gewesen wäre, hätte man mich wohl kaum geschnappt«, stellte ich fest. Ich hatte keine Lust, mir für den größten Fehler meines Lebens gratulieren zu lassen, der mich bis heute verfolgte und für den ich jeden Tag aufs Neue bezahlte.
»Trotzdem kann es nicht einfach gewesen sein, dieses Ding zu drehen. Ich nehme an, der Computer deines Vaters hat eine enorm hohe Sicherheitsstufe. Wir haben Ewigkeiten gebraucht, um herauszubekommen, wer dieser Hacker war. Du bist ziemlich gut darin, anonym zu bleiben.«
Ich zwang mich, ruhig zu klingen, als ich antwortete: »Mein Vater gehört zur politischen Elite und ist weit und breit bekannt. Wenn ich meine Privatsphäre behalten will, muss ich mich hinter verschiedenen Identitäten verschanzen.«
»Oder vielleicht willst du nicht mit ihm in einen Topf geworfen werden? Weil dir nicht gefällt, wofür er steht?«
Ich schaute ihn mit schmalen Augen an. »Kann schon sein.«
»Wie auch immer«, sagte er, »jedenfalls war es eine echte Herausforderung, dich aufzuspüren. Bevor dein Hackerjob aufgeflogen ist, warst du in einer Menge Anti-DS-Gruppen zu finden. Aber dann bist du plötzlich von der Bildfläche verschwunden.«
Ich konnte nur die Augen verdrehen. »Was hast du denn erwartet? Mein Vater hat den
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