Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
Zugang zu solchen Seiten für mich natürlich gesperrt. Immerhin ist er meinetwegen fast ins Gefängnis gekommen. Er war kurz davor, wegen Landesverrats angeklagt zu werden.«
»Ach«, sagte Scott ironisch, »das hätte uns allen bestimmt sehr leidgetan.« Sein scheinheiliges Lächeln ließ mich die Hände zu Fäusten ballen. »Na, jedenfalls hat Justin weiter versucht, dich zu finden, und vor ein paar Monaten ist es uns endlich gelungen, die Daten deiner Profile bis nach Corvallis zurückzuverfolgen. Da wurde uns klar, dass der Hacker aus dem inneren Zirkel um die Familie Freeman selbst stammen musste.« Er gluckste amüsiertund betrachtete mich durch halb gesenkte Lider. »Wie heißt es doch gleich? ›Ironie des Schicksals‹?«
»Kommst du jetzt mal auf den Punkt?«, gab ich zurück. Aber er ließ sich Zeit.
»Zwar haben wir uns auch für dich und deine Mutter interessiert, aber eigentlich waren wir sicher, dass dein älterer Bruder die Informationen gestohlen hatte. Damit will ich nicht sagen, dass man einem Mädchen so etwas nicht zutrauen kann, aber immerhin ist dein Bruder Computertechniker. Dann stellten wir fest, dass er schon eine Weile in Los Angeles wohnt, was uns erst einmal verwirrt hat. Also wollte Justin dich persönlich kennenlernen, um herauszufinden, was wirklich dahintersteckte.«
»Herzlichen Glückwunsch. Das ist euch gelungen. Also, warum sagst du mir nicht endlich, was ihr von mir wollt?«
Scott lächelte über meine Direktheit, aber seine Augen waren immer noch hart.
»Wir brauchen Insider-Informationen, die wir nur vom Zentralrechner deines Vaters bekommen können. Und ganz offensichtlich hast du das nötige Talent, um an seine Daten zu kommen. Justin dachte, dass er vielleicht zu dir durchdringen und dich überzeugen kann, uns zu helfen.«
»Wie kommt ihr auf die Idee, dass ich immer noch Zugang zu Dads Rechner habe?«
»Der Coup ist dir einmal gelungen, also wirst du es auch ein zweites Mal schaffen, wenn du genug Grund dazu hast.«
Während Scott seine Rede hielt, wurde mir allmählich einiges klar. Justin hatte mich nicht rekrutiert, um mich auszubilden. Er wollte mich nur benutzen, um an meinen Vater heranzukommen. Da ich schon einmal Widerständlern geholfen hatte, nahmen sie an, dass sie mich ohne Schwierigkeiten überzeugen konnten. Kein Wunder, schließlich mussten sie nicht die Konsequenzen tragen. Und im Übrigen hatten sie recht: Wenn sie das DS-System sabotieren wollten, war ich die perfekte Helferin, um für sie dieSchmutzarbeit zu erledigen. Ich war der der Schlüssel zu ihrem Erfolg.
»Okay, jetzt mal Klartext. Ihr habt euch in mein Leben gedrängt, nur um an meinen Dad heranzukommen?« Ich weigerte mich, in Justins Richtung zu schauen, obwohl ich seinen Blick spürte. Stattdessen beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln. Er lehnte steif an der Wand und verfolgte meine Reaktionen. Jetzt ergab alles einen Sinn. Wenn Justins Zeit so wertvoll war, musste er natürlich einen enorm wichtigen Grund haben, um so viel davon einer einzelnen Person zu opfern. Und dieser Grund lautete: Ich war eine lohnende Investition. Dabei hatte ich mir tatsächlich eingebildet, endlich jemanden gefunden zu haben, der echte Gefühle für mich hegte. Ich hatte ihn und seine Truppe als meinen ersten wahren Freundeskreis betrachtet. Ein eisiger Schauer lief mir über den Körper und ich schluckte heftig.
Scott sah mich an. »Wenn wir es mit unseren Plänen ernst meinen, gegen die Digital School zu kämpfen und Reformen einzuführen, dann brauchen wir die Verbindungen und Informationen deines Vaters. Wir brauchen Namen, Dateien, Kontaktlisten. Er hat die nötige Technik, um jeden im DS-System gleichzeitig zu erreichen, jeden Schüler, jeden Lehrer, jedes Mitglied. Stell dir vor, wie hilfreich es wäre, Zugang zu diesen Daten zu haben.«
Ich hatte nur einen vernichtenden Blick für ihn übrig, denn er sprach von genau denselben Hochsicherheitsdateien, in die ich mit fünfzehn eingedrungen war, und die mein Leben in einen endlosen Hausarrest verwandelt hatten.
Im Zimmer war es unnatürlich still. Niemand rührte sich, alle schienen den Atem anzuhalten und wie auf glühenden Kohlen zu sitzen, bis ich meine Entscheidung verkündete.
»Wir wollen, dass du dich mit uns verbündest«, sagte Scott. »Schließlich glaubst du an unsere Sache. Du weißt, dass wir recht haben. Um den Menschen die Freiheit der Wahl zurückzugeben,werden wir bis ans Ende kämpfen, auch ohne dich. Aber wenn du uns
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