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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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seine Hand
fiel automatisch zu der Stelle an seiner Hüfte, wo der Disruptor
hätte sein sollen. Einen Augenblick lang war eine Bewegung
im Nebel zu erkennen, als eine gewaltige Kreatur unter lautem
Knirschen durch den Schnee stapfte, den zotteligen Kopf hob
und herausfordernd brüllte. Das rauhe Geräusch echote unheimlich durch die Stille. Dann wurde der Nebel wieder dichter, und die Kreatur war nicht mehr zu sehen. Die Höflinge
drängten sich dicht zusammen und beeilten sich weiterzugehen.
Die Imperatorin wartete.
    In Schwejksams Händen juckte es nach dem Griff einer Waffe, doch Pistole und Schwert waren ihm versagt. Keinem Untertanen, egal, wie vertrauenswürdig oder geschätzt, war es
gestattet, im Beisein der Imperatorin ohne ausdrückliche Genehmigung Waffen zu tragen. Was bedeutete, daß auch rings
um Schwejksam jedermann unbewaffnet war. Leichte Beute,
falls die Kreatur hungrig sein sollte. Die Eiserne Hexe mußte
verrückt sein, wenn sie riskierte, die Familien durch eine echte
Bedrohung zu gefährden, aber niemand hätte dagegen wetten
mögen. Schwejksam schnitt eine Grimasse und ballte die Fäuste. Erneut brüllte ein undeutlicher Schatten, doch diesmal
klang das Geräusch weiter entfernt. Es bewegte sich von den
Höflingen weg. Ein allgemeines erleichtertes Aufatmen, dann
ging es weiter. Natürlich bestand immer die Möglichkeit, daß
die Schatten nur Hologramme waren, doch auch darauf hätte
niemand wetten mögen. Schwejksam beschloß, in der Nähe
von Investigator Frost zu bleiben. Auch ohne Waffen war Frost
der Tod auf zwei Beinen, und Schwejksam würde ihr den Rükken decken, falls Löwenstein weitere Überraschungen bereithielt. Nicht, daß er gegenüber Frost davon sprechen würde. Sie
war auch so schon eingebildet genug.
    Weitere Schatten tauchten im Nebel vor ihnen auf. Im ersten
Augenblick dachte Schwejksam, es wären Sicherheitsleute, die
darauf warteten, die Höflinge zum Thron zu eskortieren, aber
als er näher kam, entpuppten sie sich als Schneemänner. Eine
Reihe menschlicher Gestalten aus Schnee, mit Augen und
Mündern aus Kohlstückchen und einem fröhlichen Grinsen im
Gesicht. Ein bezaubernder Einfall – wenn sie nicht alle verschiedene einfallsreiche Todesarten dargestellt hätten. Einer
war auf einer Lanze aufgespießt. Ein anderer hielt den abgetrennten Kopf unter dem Arm. Eine dritte Gestalt war vollkommen zerlegt worden, und ihre Gliedmaßen lagen um den
Rumpf verstreut. Schwejksam wollte an den Gestalten vorbeigehen, doch als er bemerkte, daß Frost stehengeblieben war,
zögerte er ebenfalls. Frost stand da und musterte die Schneemänner mit nachdenklichem Gesicht. Ihre Hand lag auf der
Hüfte, wo das Schwert hätte sein sollen. Stelmach stand zitternd vor Kälte daneben. Er widmete den Schneemännern keine besondere Aufmerksamkeit, doch er war andererseits auch
nicht gewillt, ohne den Schutz der einzigen bekannten, mehr
oder weniger freundlichen Gesichter weiterzugehen. Schwejksam trat neben Frost.
    »Was gibt es, Investigator? Probleme?«
»Ich weiß nicht, Kapitän. Vielleicht. Irgend etwas gefällt mir
nicht an diesen Schneemännern. Sie … sie wirken so beunruhigend. Wer baut schon einen Schneemann mit Gliedmaßen?«
Frost trat zu dem enthaupteten Schneemann und nahm den
Kopf aus seinen Armen. Es war eine große, runde Kugel mit
einem breiten Grinsen, das man unter den blinden Augen eingekerbt hatte. Frost knurrte wegen des unerwarteten Gewichts
der Kugel und hielt sie in der Armbeuge fest, während sie mit
der freien Hand den Schnee abkratzte. Die Augen und das
Grinsen verschwanden. Schwejksam wußte bereits, was sie
finden würde, bevor er es sah. Der Mantel aus Schnee verschwand, und die gebrochenen Augen und die Nase eines
menschlichen Gesichts kamen zum Vorschein. Frost wischte
vorsichtig noch mehr Schnee ab. Schwejksam kannte den
Mann nicht. Er trat vor und schob die Hand tief in den Körper
des Schneemanns. Seine Fingerspitzen berührten etwas Hartes
und Unnachgiebiges, das ganz definitiv kein Schnee war. Er
zog die Hand rasch wieder zurück und wischte sie an seiner
Uniform ab.
»Da drin steckt ein richtiger Körper«, sagte er leise.
»Ich kann nicht sagen, daß mich das überrascht«, erwiderte
Frost. Sie warf den Kopf in den Schnee. »Soll ich auch die anderen Schneemänner überprüfen?«
»Nicht nötig. Das sind alles Tote. Löwensteins Methode, uns
zu sagen, was auf uns zukommen wird. Ich frage mich, was sie

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