Die Rebellion
am Fuß des Eisernen Throns zusammen, starrten die
Höflinge feindselig an und warteten ungeduldig darauf, jeden
zu zerreißen, der das Mißfallen ihrer Herrin erregte. Aber zum
ersten Mal waren die Blicke der Höflinge nicht ununterbrochen
auf die Dienerinnen der Imperatorin gerichtet. Neben dem
Thron nämlich, ein kleines Stück an der Seite, stand reglos ein
Schläfer vom Planeten Grendel.
Kontrolliert durch ein Joch.
Auf dem Planeten Grendel war man tief unter der Erde in riesigen Gewölben auf genetisch manipulierte Bestien gestoßen,
die Schläfer. Tausende und Abertausende von ihnen, eine gewaltige Armee, die auf einen Feind wartete, der niemals gekommen war. Die fremde Zivilisation, die Erschaffer der
Schläfer, war lange verschwunden, doch ihr Werk lebte fort.
Unaufhaltsame Mordmaschinen, lebende Waffen, programmiert zu kämpfen bis zum eigenen Untergang oder der Vernichtung des Feindes. Ein Imperialer Erkundungstrupp hatte
den Fehler begangen, eines der uralten Gewölbe zu öffnen, und
die Schläfer waren erwacht und in rasender Wut herausgekommen. Innerhalb weniger Minuten hatten sie den gesamten
Trupp und das Basislager an der Oberfläche überrannt und alles niedergemetzelt, was sich bewegte. Hunderte von Männern
und Frauen hatten den Tod gefunden, und kein einziger Schläfer war gefallen. Disruptoren und Schwerter schienen den Bestien nichts anhaben zu können. Aber sie besaßen keine Raumschiffe, und so hatten sie auf dem Planeten festgesessen. Die
Imperatorin hatte schließlich den Befehl erteilt, Grendel aus
dem Orbit zu sengen, und das war das Ende der Schläfer gewesen. Mit Ausnahme derjenigen, die noch immer in anderen
Gewölben tief unter der Oberfläche schliefen und warteten.
Löwenstein hatte eine vollkommene Quarantäne über Grendel
verhängt und eine Gruppe von Sternenkreuzern abkommandiert, um die Quarantäne auch durchzusetzen.
Aber angesichts der Bedrohung durch unbekannte Fremdrassen, die sich gegen das Imperium der Menschheit zusammenrotteten, hatte Löwenstein einen neuen Plan entwickelt: Sie
wollte die Schläfer aufwecken und unter ihre Kontrolle bringen, um sie als Sturmtruppen gegen den Feind zu werfen. Und
jetzt stand eine dieser Bestien hier, mit einem glänzenden kybernetischen Joch auf den Schultern, das ihre Gedanken kontrollierte. Theoretisch zumindest.
Alles schielte mißtrauisch zu dem Schläfer, und jeder betete,
daß den Wissenschaftlern kein Fehler bei der Konstruktion der
Maschine unterlaufen war. Das Wesen von Grendel war gut
drei Meter groß und in einen stachligen purpurnen Siliziumpanzer gehüllt, der irgendwie Teil seines Körpers zu sein
schien. Es besaß ungefähr humanoide Körperformen, doch
seine Zähne und Klauen wirkten bösartig, und der herzförmige
Kopf besaß nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Menschen. Eine einzige dieser Bestien hatte eine ganze Kompanie
von Schwejksams Männern ausgelöscht, als er zu den Gewölben von Grendel hinabgestiegen war mit dem Auftrag, die Wesen gefangenzunehmen und eine Möglichkeit zu finden, wie er
sie kontrollieren konnte. Schließlich war es ihm und dem Rest
seiner Leute mit mehr Glück als Verstand gelungen, das Wesen
zu überlisten. Und jetzt befand sich eine dieser Bestien hier am
Hof, und nur der zweifelhafte Prototyp eines kybernetischen
Jochs hielt ihre immerwährende Mordlust im Zaum. Mehr als
je zuvor wünschte Schwejksam, er hätte seine Waffen dabei.
Oder zumindest eine Ahnung, in welcher Richtung der Ausgang lag. Die Höflinge betrachteten die Kreatur unglücklich,
doch sie schwiegen. Sie verstanden die Notwendigkeit erhöhter
Sicherheitsmaßnahmen bei Hofe, nachdem erst kurz zuvor Elfen und Fremdwesen angegriffen hatten, aber ein Schläfer an
der Leine ging eindeutig zu weit. Selbst für die Löwenstein.
Das hier hatte nichts mehr mit Sicherheit oder Stil zu tun. Das
hier ging ganz eindeutig in Richtung Overkill. Vielleicht sogar
im buchstäblichen Sinne des Wortes. Die Männer und Frauen
in den vordersten Reihen hatten plötzlich das Bedürfnis, höflich ihre privilegierten Plätze freiwillig anderen zu überlassen,
und versuchten, sich in der Menge zu verstecken. Die in den
Reihen dahinter hatten keinerlei Sehnsucht, plötzlich vorn zu
stehen, und sie widersetzten sich entschlossen. Jeder wußte,
daß die bewaffneten Leibwächter sie nicht schützen würden,
falls das Joch unerwartet versagte. Das war nicht ihre Aufgabe.
Trotz des Gedränges brachten die
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