Die Rebellion
vielleicht unterminieren
konnte. Also hatte sie sich in die Arbeit gekniet, hart studiert
und ihrem Bruder ebenso Beine gemacht. Gemeinsam hatten
sie das Geschäft ins Laufen gebracht und die Kontrolle übernommen.
Stephanie und Daniel standen dicht beisammen und zitterten
wie alle anderen wegen der Kälte, während sie Valentin verstohlen beim Nachdenken beobachteten. Ihr Blick war alles
andere als freundlich. Daniel zog eine Flasche Brandy hervor
und reichte sie Stephanie. Dankbar nahm seine Schwester einen tiefen Schluck. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle, und
langsam wurde ihr ein wenig wärmer. Stephanie gab ihrem
Bruder die Flasche zurück, und Daniel nahm ebenfalls einen
großen Schluck.
»Nicht so viel, Daniel«, ermahnte sie ihren Bruder automatisch. »Das hier ist ein denkbar schlechter Ort, um sich zu betrinken. Du brauchst einen klaren Kopf!«
»Ich komme schon damit zurecht«, verteidigte Daniel sich
ebenso automatisch. »Keine Sorge.« Dennoch steckte er die
Flasche wieder ein. »Du machst dir zu viele Gedanken, große
Schwester.«
»Und du zu wenig.«
»Nein, das stimmt nicht. Ich muß nur einen Blick auf Valentin werfen. Wenn ich sehe, wie angestrengt er nachdenkt, mache ich mir auf jeden Fall Sorgen. Vielleicht plant er wieder
etwas, das nur ihm allein nutzt. Oder vielleicht hat er herausgefunden, wie tief wir bereits in seinem Hyperraumgeschäft stekken. Wir sollten es schließlich nur rühren, nicht gleich ganz
übernehmen.«
Stephanie grinste kalt. »Bis er herausgefunden hat, was geschehen ist, wird es zu spät sein. Unsere Kontrolle über die
Produktion des Hyperraumantriebs wird uns Kontrolle über ihn
geben. Er ist davon abhängig, um seinen Status bei Hofe nicht
zu gefährden. Ein plötzlicher Einbruch in der Produktion, zu
einem Zeitpunkt, wo die Eiserne Hexe eine Steigerung verlangt, und er fällt in ihrer Gunst bis ins Bodenlose, ohne daß
wir der Gesellschaft auch nur den geringsten Schaden zufügen.
Natürlich gibt es noch eine Menge anderer Dinge, die auf ihn
und nicht auf uns zurückfallen würden. Es sollte nicht schwer
sein, die Schuld an allem Valentin in die Schuhe zu schieben.
Schließlich sind wir diejenigen, die Zugriff auf die Bücher der
Gesellschaft haben. Wenn wir Valentin einem stetigen Strom
von Peinlichkeiten aussetzen, sollte es uns am Ende gelingen,
die Herrscherin davon zu überzeugen, daß es im Interesse des
Imperiums und in ihrem eigenen liegt, wenn sie Valentin die
Kontrakte wegnimmt und uns überschreibt. Wir werden ihn zu
Fall bringen, kleiner Bruder. Wir werden ihn zu Fall bringen,
verlaß dich nur auf mich.«
Daniel runzelte unglücklich die Stirn. »Ich mache mir trotzdem Gedanken über das, was Valentin ausheckt. Was kann so
wichtig sein, daß er all seine Zeit damit verbringt, anstatt die
Gesellschaft zu leiten, von der er abhängig ist? Was auch immer es sein mag, ich schätze, es ist von größter Bedeutung.«
Stephanie zuckte die Schultern. »Wer weiß schon, wo Valentin in diesen Tagen mit seinen Gedanken ist? Mich überrascht
immer wieder, daß sie anscheinend noch in den gleichen Sphären schweben wie die von uns anderen.«
»Wir werden ihn fertigmachen«, sagte Daniel und gab sich
Mühe, genauso zuversichtlich zu klingen wie seine Schwester.
»Wir bringen ihn zu Fall. Vater hatte niemals die Absicht, einen dekadenten Geisteskranken wie Valentin zum Oberhaupt
der Familie zu machen. Und dann werden wir die Familie leiten. Wir beide zusammen.«
»Ja«, erwiderte Stephanie. »Genau. Wir beide zusammen.«
Daniel blickte seine Schwester an und senkte die Stimme.
»Bist du in Ordnung? Macht dir die Kälte zu schaffen? Komm
zu deinem kleinen Bruder und laß dich von ihm wärmen.«
Daniel öffnete den Umhang. Stephanie schlüpfte darunter
und drängte sich dicht an ihn, während er den Stoff des Umhangs eng um sie beide wickelte. Und wenn sie sich ein wenig
enger aneinander drängten, als Bruder und Schwester es vielleicht sollten, dann bemerkte es unter dem Schutz des Umhangs und des noch immer respektierten Namens Wolf zumindest niemand.
Nicht weit entfernt standen Lily Wolf, die Gattin Daniels,
und Michael Wolf, der bei seiner Hochzeit mit Stephanie den
Familiennamen seiner Frau hatte annehmen müssen, dicht beieinander und beobachteten, wie ihre beiden Partner Valentin
anstarrten. Ein unparteiischer Beobachter wäre vielleicht zu
dem Schluß gekommen, daß die beiden dichter als nötig beieinander standen. Der
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