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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Jakobs Leiche zu sehen. Nur zwei Leute hatten sich an Bord
befunden. Unglücklicherweise konnte Valentin die Aufzeichnungen der internen Kameras nicht studieren, weil man es so
eingerichtet hatte, daß alle abgeschaltet worden waren, als der
Kampf begonnen hatte. Valentin hatte nicht zulassen dürfen,
daß eine der Aufzeichnungen den Mord an seinem Vater zeigte. Also konnte jeder im Raum die Leiche genommen haben.
Aber wer konnte einen Nutzen aus dem leblosen Körper ziehen? Sicher, man konnte einen neuen Jakob aus den Zellen
klonen. Aber wozu? Ein einfacher Gentest würde zeigen, daß
der Klon nicht der echte Jakob war. Und für einen Klon würde
die Familie kein Lösegeld zahlen. Selbst die trauernde Witwe
Konstanze nicht … Sicher, für die Rückgabe der Leiche wäre
man bereit zu zahlen, damit Jakob mit allen Ehren zur letzten
Ruhe gebettet werden konnte. Aber es hatte nie eine entsprechende Forderung gegeben. Gegen seinen Willen formte sich
ein neuer Gedanke in Valentins Kopf. Was, wenn … niemand die Leiche genommen hatte? Was, wenn der tote Jakob einfach
aufgestanden und davonspaziert war, von jedermann unbemerkt im allgemeinen Chaos? Valentin schauderte unwillkürlich, als sich ein Bild vor sein geistiges Auge drängte. Jakobs
Körper, noch immer aus der tödlichen Wunde blutend, wie er
sich unsicher auf die Beine kämpfte und kurz verharrte, um
seinen Mörder anzustarren, bevor er aus der Tür schlüpfte. Jakobs Körper, ungesehen in einer dunklen Seitengasse, belebt
einzig und allein durch den Haß auf seinen Mörder. Irgendwo
dort draußen lauerte er und wartete auf eine Gelegenheit zur
blutigen Rache an seinem mörderischen Sohn. Valentin hatte
immer einen Hang zum Aberglauben besessen. Meist hatte er
sich nicht dagegen gewehrt, wegen des zusätzlichen Nervenkitzels, doch jetzt verfolgte ihn der Gedanke an seinen toten Vater
und ließ ihn nicht mehr los. Manchmal, in der Nacht, wenn
Valentin allein im Bett lag, träumte er zu hören, wie sein Vater
aus der Finsternis zu ihm sprach. Die Worte erweckten pures
Entsetzen in Valentin, doch morgens konnte er sich nie an sie
erinnern.
Natürlich konnten das auch Nebenwirkungen seiner Drogen
sein.
Valentin riß sich zusammen und kehrte in die Gegenwart zurück. Niemand konnte ihm Schaden zufügen. Er war jetzt der
Wolf, anerkannt und unangefochten, und nichts konnte das
wieder rückgängig machen, gleichgültig, was mit dem Körper
seines Vaters geschehen war. Valentin hatte seine Rivalen, die
Feldglöcks, zerstört, und er hielt den lukrativsten und wichtigsten Kontrakt des Imperiums in Händen: die Serienfertigung
des neuen Hyperraumantriebs. Jedermann beugte den Kopf vor
ihm und trat vor Valentin zur Seite. Er besaß das Ohr der Herrscherin. Die Imperatorin betrachtete Valentin als eine Art Hofnarren, Weisheit und Wahnsinn zugleich in einer unterhaltsamen Verpackung, doch wenn er sprach, hörte sie zu. Löwenstein tolerierte viel bei Valentin, das niemand sonst sich hätte
erlauben dürfen, weil er sie amüsierte. Und auch, weil sie die
Reaktionen der anderen Familien genoß, wenn sie feststellten,
daß die Herrscherin Valentin bevorzugte oder in Positionen
brachte, in denen er Macht über die anderen Clans besaß. Löwenstein war tief im Herzen ein Wesen mit einfachen Geschmäckern. Sowohl die Kirche als auch das Militär hatten
deutlich zum Ausdruck gebracht, daß sie nicht viel von Valentin hielten. Es gab nicht viele Dinge, in denen Kirche und Militär einer Meinung waren, doch Valentin Wolf war ganz definitiv eines davon. Aber da beide Gruppen den neuen Raumschiffsantrieb benötigten, um weiterzukommen (und da keine
der beiden Gruppen sich leisten konnte, gegenüber der anderen
ins Hintertreffen zu geraten), blieben sie zumindest in der Öffentlichkeit höflich. Meistens jedenfalls. Keiner der Familien
gefiel die Macht, die Valentin in Händen hielt. Schon allein aus
dem Grund nicht, weil auf diese Weise das Kräftegleichgewicht, welches sie davon abhielt, sich gegenseitig an die Kehlen zu fahren, empfindlich gestört wurde. Doch ihre gelegentlichen Intrigen gegen den Wolf hatten bisher zu keinerlei Erfolgen geführt. Mit den Mitgliedern des Parlaments war es genau
das gleiche. Sie konnten Valentin weder bestechen noch kontrollieren, weil sie nichts besaßen, das er sich wünschte. Und
das machte den jungen Wolf gefährlich. Eine unbekannte Größe im Spiel, die nicht auszurechnen war.
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