Die Rebellion
leichthin. »An meiner
Seite. Wo er immer zu finden ist.«
Sie winkte leicht, ein holographischer Schirm fiel zusammen
– und da stand Dram, neben ihr, zwischen Kardinal Kassar und
dem Thron. Kassar wäre beinahe erschrocken in die Luft gesprungen. Er sah ganz danach aus, als hätte er genau das am
liebsten getan. Jedenfalls wich er unwillkürlich einen Schritt
zur Seite, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Lord
Dram, Oberster Krieger des Imperiums und Prinzgemahl von
Löwenstein XIV, stand in schwarzem Kampfanzug und langer
pechschwarzer Robe an ihrer Seite, das bekannte sympathische
Gesicht vielleicht ein wenig kalt und abwesend. Dram nickte
den versammelten Höflingen zu, die ihn schweigend anstarrten.
Es hatte nie auch nur einen winzigen Funken Sympathie zwischen der rechten Hand der Herrscherin und der Versammlung
der Lords gegeben. Valentin musterte Dram einen langen Augenblick, dann blickte er zu SB Chojiro, zuckte die Schultern
und trat in die Menge zurück. Es machte keinen Sinn, ein verlorenes Spiel auszuspielen. SB Chojiro verneigte sich vor Löwenstein und Dram und trat ebenfalls zurück, um sich wieder
zu Razor zu gesellen.
»Also das ist wirklich interessant«, murmelte Frost. »Wenn
das da Dram sein soll – wen hatten wir dann die ganze Zeit
über an Bord? Den echten Dram? Ist das hier ein Klon? Oder
war es ein Klon, der mit uns auf der Wolflingswelt war, während der echte Dram zu Hause geblieben ist?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Schwejksam. »Aber in mir regt sich der starke Verdacht, daß diese Sorte Fragen wirklich üble Auswirkungen auf die Gesundheit des
Fragenstellers haben könnte.«
»Worüber redet Ihr?« erkundigte sich Stelmach ungeduldig.
»Ich kann kein Wort verstehen, wenn Ihr so leise flüstert. Was
werden wir jetzt tun?«
Schwejksam und Frost wechselten einen vielsagenden Blick.
Ohne es zu bemerken, hatten sie einmal mehr telepathischen
Kontakt miteinander aufgenommen, und ihre Gedanken sprangen wie in einer Unterhaltung vom einen zum anderen. Was an
und für sich vollkommen unmöglich hätte sein müssen, wenn
man all die ESP-Blocker bedachte, auf denen Löwenstein während der Versammlungen bei Hof bestand. Noch etwas, über
das sie sich unterhalten mußten, wenn sie erst allein und halbwegs sicher waren.
»Ich sage Euch, was wir tun werden.« Schwejksam sprach
schließlich als erster wieder. »Wir werden unseren Mund halten, bis die Imperatorin uns erzählt, was wir zu sagen haben.
Und wenn sie sagt, daß das dort Lord Dram ist, dann ist es
Lord Dram. Richtig?«
»Damit kann ich durchaus leben«, stimmte Frost zu.
»Richtig«, schloß sich auch Stelmach an, aber er schien nicht
so recht glücklich damit zu sein.
Plötzlich entstand Unruhe unter den Höflingen, und dann trat
ein nach der allerneuesten Mode mit goldenem Gehrock und
hüfthohen Lederstiefeln bekleideter Mann vor und nahm eine
herausfordernde Haltung ein. Sein Haar bestand aus langen,
metallisierten Strähnen, die bronzen leuchteten, und sein Gesicht fluoreszierte blendend. Über seiner Brust hing ein dickes
silbernes Medaillon, das ihn als gewähltes Mitglied des Parlaments auswies. Er warf einen raschen Blick in die Runde –
wegen der Holokameras, von denen er wußte, daß sie irgendwo
versteckt waren, auch wenn er sie nicht sehen konnte – und
reckte sich stolz auf. Wie alle Politiker kannte er die Bedeutung einer guten Schau ganz genau. Und heute saß das halbe
Imperium an den Holoschirmen.
»Euer Majestät, ich muß wirklich protestieren! Auch mir sind
Informationen aus einer höchst verläßlichen Quelle zugeflossen, die selbstverständlich anonym bleiben muß, aus denen
hervorgeht, daß jedes Wort zutrifft, das Lord Wolf gesagt hat.
Der Hohe Lord Dram ist tot. Er starb auf der Wolflingswelt ,
getötet vom ursprünglichen Todtsteltzer persönlich. Der Mann
an Euer Majestät Seite ist bestenfalls ein Hochstapler und im
schlimmsten Falle ein Klon, den Euer Majestät uns unterzuschieben versuchen. Nun, ich für meinen Teil lasse mich nicht
an der Nase herumführen. Ich muß darauf bestehen, daß dieser
… diese Person einem Gentest unterzogen wird, und zwar jetzt
und an Ort und Stelle. Wir dürfen nicht zulassen, daß Euer Majestät ein Klon als Gemahl zur Seite steht.«
»Wir?« meldete sich Dram zu Wort. »Und wer mag das sein
außer Euch?«
»Ich repräsentiere eine stattliche Anzahl meiner geschätzten
Kollegen«, erwiderte der
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