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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Schott
blickte dem Hohen Lord fest in die Augen, und obwohl noch
immer Tränen über seine Wangen liefen, klang seine Stimme
hart, fest und entschlossen.
»Laßt uns anfangen.«
Dram trat einen Schritt vor, hob das Schwert, und Schott
machte sich bereit, ihm zu begegnen. Sie umkreisten einander
für einige Sekunden …, und dann startete Dram einen mörderischen Angriff, in den er all seine Kraft legte. Schott parierte, so
gut er konnte, doch nach nur einem Dutzend Hieben wurde ihm
das Schwert aus der Hand geprellt. Er blickte der Waffe hinterher, als sie durch die Luft segelte und einige Meter weiter in
den Schnee fiel. Schott sah wieder zu Dram, den Kopf trotzig
erhoben, und gab sich Mühe, das Beben seiner Lippen zu verbergen. Es gab keinen Ort, wohin er flüchten konnte, und vielleicht würde ihm ein mutiger Auftritt eine Begnadigung durch
die Herrscherin verschaffen. Doch Dram blickte gar nicht erst
zu Löwenstein zurück. Er hob die Klinge und stieß sie tief in
Schotts rechte Schulter wie ein Förster, der mit seiner Axt einen störrischen Baum bearbeitet.
Die Wucht des Schlages warf Schott auf die Knie, und ein
überraschtes Stöhnen drang aus seinem erschlaffenden Mund.
Dram riß die Klinge zurück. Blut sprudelte aus der großen
Wunde und bespritzte Schotts Gesicht und den Schnee ringsum. Dram schlug wieder und wieder zu. Er vermied es sorgfältig, sein Opfer tödlich zu treffen. Sein Schwert arbeitete unermüdlich, mit eiskalter Präzision. Schott versuchte, ein paar der
Hiebe mit bloßen Armen abzuwehren. Das Schwert fetzte Haut
und Muskeln weg, als die Klinge von den Knochen abprallte.
Dann trennte einer der Hiebe Schotts linke Hand ab. Der Abgeordnete brach im Schnee zusammen und hielt den blutigen
Stumpf an seine Brust gepreßt. Er schrie ununterbrochen vor
Schmerz, doch er machte keine Bewegung mehr, um den unablässigen neuen Treffern zu entgehen. Schließlich zuckte er ein
letztes Mal und lag still. Es war für jedermann offensichtlich,
daß der Mann tot war. Trotzdem fuhr Dram fort, auf den
Leichnam einzuschlagen wie ein Holzfäller bei der Arbeit, und
der Körper Schotts zuckte und schüttelte sich unter dem Hagel
von Hieben, die auf ihn einprasselten.
Die Höflinge beobachteten die Szenerie in entsetztem
Schweigen. Löwenstein beugte sich auf ihrem Thron vor, um
eine bessere Sicht zu haben. Ihre Lippen zierte ein breites
Grinsen. Die Dienerinnen bewegten sich unruhig zu ihren Füßen, aufgepeitscht wegen des schweren Blutgeruchs in der
Luft, und beobachteten mit kalten Insektenaugen, wie der leblose Körper zuckte und sich schüttelte. Schwejksam verzog
keine Miene und überlegte, ob er sich an Schotts Stelle einfach
im Schnee zusammengekrümmt und alles ertragen hätte. Bewaffnet oder nicht, er hätte sein Bestes gegeben, um selbst im
Sterben noch die Hände um Drams Kehle zu klammern. Frost
hatte die Lippen geschürzt. Sie mißbilligte eine derartige
Schweinerei zutiefst. Stelmachs Gesicht war weiß wie der
Schnee, doch er wandte die Augen nicht einen Augenblick lang
ab. Er wußte, wie gefährlich es sein konnte, an Löwensteins
Hof Schwäche zu zeigen.
Schließlich hielt Dram inne. Er richtete sich auf und stand
über seinem Opfer, das Schwert der Länge nach mit Blut besudelt. Der Hohe Lord atmete ein wenig schneller, doch sein Gesicht wirkte ruhig. Er zog die Klinge ein paarmal durch den
Schnee, um sie zu reinigen, bevor er sie in die Scheide zurücksteckte. Dann blickte er die Höflinge an und lächelte knapp.
»Ich schätze, im Bezirk Grausee Ost ist eine Neuwahl erforderlich.«
Dram kletterte auf das Podest zurück und nahm wieder seinen Platz neben dem Thron Löwensteins ein. Kassar wich bereitwillig zur Seite. Die Herrscherin winkte ein paar Wachen
herbei, damit sie den Leichnam wegschafften, genau wie zuvor
den des verstorbenen Sicherheitschefs. Die Soldaten wickelten
den verstümmelten Körper in ein Tuch, achteten sorgfältig darauf, daß keine Gliedmaßen liegenblieben, und trugen ihn davon. Die Höflinge beobachteten die Szene aufmerksam und
schweigend, und jeder dachte sich insgeheim seinen Teil. Darüber würde man später noch diskutieren. Jeder von ihnen erkannte eine Lektion, wenn sie erteilt wurde. Und jeder von
ihnen kannte auch den besonderen Stil des Hohen Lords Dram,
und dieser Mord war typisch für den Mann gewesen, den man
auch den Witwenmacher nannte. Löwenstein streckte die Hand
aus und streichelte ihrem Prinzgemahl den Kopf,

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