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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Todtsteltzer und Lord Kit Sommer-Eiland, der
stille junge Mann, der auch unter dem Namen Kid Death bekannt war, beobachteten die Szenerie aus sicherer Distanz und
erlaubten sich hin und wieder ein diskretes Gähnen. Das
Schlimmste schien vorüber zu sein. Es hatte nach und nach
aufgehört zu schneien, und der eisige Wind hatte sich gelegt,
als würde sich inzwischen selbst das Wetter langweilen. Die
Kälte war allerdings noch immer schneidend. Eine kalte Umgebung für zwei eiskalte junge Männer.
Kit Sommer-Eiland war zum Oberhaupt seiner Familie aufgestiegen, indem er einfach jeden umgebracht hatte, der zwischen ihm und dem Titel stand. Einschließlich seiner eigenen
Eltern. Auf Verlangen der Herrscherin hatte er sogar seinen
Großvater getötet, einen berühmten alten Krieger, doch das
hatte ihm mehr geschadet als genutzt. Die Löwenstein hatte das
Interesse an ihm verloren, als er ihr nicht mehr länger nützlich
gewesen war. Daraufhin hatte Kit eine Weile mit dem Untergrund geliebäugelt, aber seit dem Debakel von Silo Neun dachte er darüber nach, sich wieder von den Rebellen zu distanzieren. Er erkannte einen verlorenen Posten, wenn er einen sah.
Und so war aus dem jungen Mann, der weithin Kid Death, der
lächelnde Tod, genannt wurde, von vielen gehaßt und von niemandem geliebt, nach und nach ein Ausgestoßener und Paria
geworden, selbst hier, in der Welt der Oberen Zehntausend, wo
jeder jeden fraß. Kit war von schlanker Gestalt, gerade erst
neunzehn Jahre alt, gekleidet in einen schwarzsilbernen
Kampfanzug, mit einer blonden Mähne über einem blassen
länglichen Gesicht, das von eisigen blauen Augen beherrscht
wurde. Er bewegte sich wie ein Raubtier in einer Welt voller
Beute. Kid Death. Der lächelnde Killer.
Neben ihm stand sein einziger Freund und runzelte nachdenklich die Stirn. David Todtsteltzer hatte den Titel als Oberhaupt seines Clans nach der Ächtung seines Vetters Owen
übernommen. Er war achtzehn, groß, muskulös, makellos gekleidet und attraktiv genug, um die Herzen einiger Schönheilen
der Gesellschaft zu entflammen. Was ihm allerdings erst vor
kurzer Zeit bewußt geworden war. Seither arbeitete er daran,
sich eine Schneise durch die beeindruckenderen Reihen von
Schönheiten seiner Generation zu bahnen. Seine Freundschaft
mit Kit Sommer-Eiland verschaffte ihm einen gefährlichen
Glanz, den er nur allzugerne ausnutzte.
Beide waren ein wenig überrascht gewesen, wie schnell sich
ihre Freundschaft entwickelt hatte. Beide waren in jungen Jahren zu den Oberhäuptern ihrer Familien geworden, und beide
hatten rasch herausgefunden, daß keine andere Familie sie respektierte. Beide duellierten sich schon beim geringsten Anzeichen einer Beleidigung, sowohl einzeln als auch gemeinsam,
doch das hatte ihnen nur eine kalte Form von öffentlichem Respekt eingebracht. Sie empfanden nichts als Verachtung für die
Intrigen, Ränke und Betrügereien, die einen Großteil der Familienpolitik ausmachten – nicht zuletzt auch deswegen, weil
keiner von beiden die Geduld oder das Geschick besaß, selbst
daran teilzunehmen. Sie hatten eine gewisse Anhängerschar in
der Öffentlichkeit gefunden, indem sie sich – zum Entsetzen
ihrer Standesgenossen – in der Arena jeder Herausforderung
gestellt hatten, aber richtig populär waren sie dadurch nicht
geworden. Der Sommer-Eiland wegen dem, was er seiner Familie angetan hatte und weil er ein verdammter mordgieriger
Psychopath war, und David, weil er einen Namen trug, der zu
einem Synonym für Verrat geworden war. Doch jeder der beiden hatte in dem anderen einen verwandten Geist entdeckt;
Aussätzige, die von ihrer Gesellschaft zurückgestoßen wurden,
junge Männer, die niemals zuvor die Erfahrung gemacht hatten, daß Freundschaft stärker verbinden konnte als Verwandtschaft, einander verschworen bis in den Tod und darüber hinaus. Sie standen in der Menge der versammelten Höflinge, von
ihren Nachbarn ignoriert, und betrachteten nachdenklich den
Hohen Lord Dram.
»Ich könnte es mit ihm aufnehmen«, sagte David. »Jeder von
uns beiden würde einen besseren Obersten Krieger abgeben.«
»Sicher«, stimmte Kit ihm zu. »Aber du kriegst den Titel nur
durch öffentliche Abstimmung, also vergiß es ruhig. Vielleicht
würden sich die Dinge ändern, wenn wir eine außergewöhnlich
tapfere und mutige Tat vollbrächten. Trotzdem würde man uns
niemals einen Titel wie diesen verleihen. Kann sein, daß es
demnächst Krieg gibt.

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