Die Rebellion
besprechen. Und er, Owen Todtsteltzer,
steckte hier unten am Stadtrand fest und wartete auf Hazel. Er
hätte natürlich auch ohne sie gehen können. Hazel hatte sogar
darauf bestanden, daß er schon vorausging, aber Owen wollte
verdammt sein, wenn er das auch täte. Sie führte etwas im
Schilde, und Owen wollte wissen, was. Möglich, daß er sie
liebte, aber das hieß noch lange nicht, daß er ihr weiter über
den Weg traute, als ein zahnloser Mann gegen den Wind spukken konnte. Hazel D’Ark war Piratin und Klonpascherin gewesen, lange bevor sie sich dazu entschlossen hatte, die eher
zweifelhafte Laufbahn einer Rebellin einzuschlagen. Und außerdem stimmte irgend etwas nicht mit ihr. Sie war in letzter
Zeit so durcheinander gewesen. In der einen Minute fröhlich
und voller Zuversicht, in der nächsten niedergeschlagen und
deprimiert. Und wenn sie nicht schlecht gelaunt war, dann
schien sie mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Was nicht
vollkommen untypisch war für Hazel D’Ark. Doch in letzter
Zeit war es immer schlimmer geworden, schlimm genug jedenfalls, daß Owen sich Gedanken zu machen begonnen hatte.
Vielleicht lag es an der Belastung, ein Leben als Rebellin führen zu müssen und ständig auf der Flucht zu sein. Oder es war
ein Nebeneffekt einer der vielen Veränderungen, die sie im
Labyrinth des Wahnsinns erfahren hatte. Egal, was – wenn
Owen ihr helfen wollte, mußte er wissen, was Hazel fehlte.
Und genau das war der Grund, aus dem er sich vorgenommen
hatte, hier auf Hazel zu warten, bis die Hölle einfror …, wenn
es sein mußte. Owen wollte wissen, was sie in der Stadt der
Hadenmänner machte. Die riesige Stadt erstreckte sich vor
Owens Augen, eine Ansammlung von glänzendem Metall und
Glas, ausgebreitet auf dem Boden einer gigantischen Kaverne.
Es gab Türme, schwebende Gehwege und quadratische Bauwerke mit scharfen Ecken und Kanten, und alle waren hell erleuchtet und verdrängten den düsteren Schein der Kaverne. Die
Stadt war vor langer Zeit von den ersten Hadenmännern erbaut
worden, und in dieser nichtmenschlichen Wiege waren sie gewachsen und mächtig geworden. Die Hadenmänner hatten die
Stadt hinter sich gelassen, als sie den Krieg gegen das Imperium begonnen hatten. Die meisten waren nie zurückgekehrt. Die
wenigen Überlebenden hatten sich in der Gruft niedergelegt,
geschlagen und verzweifelt, und beschlossen, so lange zu warten, bis die Zeit reif war, in Glanz und Glorie wieder aufzuwachen. Während sie schliefen, hatte die Stadt sich selbst erhalten
… bis vor kurzer Zeit, als sie von der Energiekanone einer Pinasse in Schutt und Asche gelegt worden war. Kapitän
Schwejksam und seine Landungsmannschaft hatten nur Ruinen
übriggelassen. Traurige Scherben einer großen Vergangenheit.
Inzwischen waren die erwachten Hadenmänner vollauf damit
beschäftigt, ihre Stadt wiederaufzubauen. Langsam erwachte
das riesige Gebilde wieder zum Leben, begann wieder zu strahlen und zu funkeln. Einer der Hadenmänner hatte Owen und
Hazel zur Besichtigung der Stadt eingeladen, und allein der
Anblick der rätselhaften und mißgestalteten Strukturen ringsum
hatte ausgereicht, um Owen eine Gänsehaut nach der anderen
über den Rücken zu jagen. Die Bauwerke waren nicht für
menschliches Wohlbehagen oder menschliche Logik errichtet
worden. Die überall herrschende Stille war merkwürdig und
beunruhigend, und keine Maschine und kein Apparat durchbrach sie jemals. Kein einziges Bauwerk glich dem anderen,
und überall fanden sich eigenartige Umrisse und unmögliche
Winkel, wie die bedrohlichen Städte, die man hin und wieder
in schlimmen Alpträumen erblickt, in jenen Stunden, in denen
die Nacht am dunkelsten ist. Die Besichtigungstour hatte bei
Owen und Hazel starke Kopfschmerzen hervorgerufen. Sie
hatten sich bei ihren Gastgebern entschuldigt und waren so
rasch aus der Stadt verschwunden, wie es, ohne unhöflich zu
werden, nur möglich gewesen war. Owen war nie wieder in die
Stadt gegangen, im Gegensatz zu Hazel.
Owen erschauerte plötzlich, als sein Blick über die Stadt
glitt, und tief in seinem Innern regte sich die Überzeugung, daß
die Stadt seine Anwesenheit spürte und ihn aus tausend verborgenen Augen beobachtete. Überall waren Haldenmänner zu
sehen, führten Arbeiten durch, die Owen nicht verstand, eilten
mit unbekannten Aufträgen hierhin und dorthin wie Ameisen in
einem Nest – und nie, niemals sprachen sie auch nur ein einziges Wort. Immer
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