Die Rebellion
gehabt. Er hatte etwas über sie gewußt,
das nicht an die Öffentlichkeit gelangen durfte. Unglücklicherweise, aus welchem Grund auch immer, hatte der Klon
keinerlei Angaben darüber in Argus’ Datenbanken gefunden.
Natürlich wußten Drams Lieferanten nichts davon. Noch
nicht.
So viele Entscheidungen mußten getroffen werden. Auch die,
ob er weiterhin die Imperatorin unterstützen sollte. Sie war
diejenige, die alle Macht in Händen hielt, aber in letzter Zeit
hatte sie sich eine Menge neuer Feinde geschaffen, weil sie stur
darauf beharrte, immer weiter aufzurüsten. Bisher hatte niemand gewagt, Löwenstein die Stirn zu bieten und nein zu sagen, aber weder in der Armee noch in der Kirche oder unter
den Familien konnte Dram auf Anhieb jemanden benennen, auf
den Löwenstein noch als Freund zählen durfte. Alle hatten
Angst vor ihr, aber aus den falschen Gründen. Wenn sie zu
weit ging, würden die Aristokraten in Löwenstein eine größere
Gefahr sehen als in den Fremden. Und wenn Löwenstein gestürzt würde, fiele er mit ihr. Außer natürlich, Dram ginge eigenmächtig ein paar geheime Allianzen ein. Immer angenommen natürlich, er fand jemanden, der ihm vertraute. Dram, der
Witwenmacher, besaß viele Feinde und noch mehr Rivalen,
aber eins besaß er nicht: Freunde. Kein guter Ausgangspunkt.
Insgeheim lagen Drams Sympathien beim Untergrund.
Schließlich war er ein Klon. Aber er sah keine Möglichkeit,
wie er mit ihnen in Verbindung treten konnte, nachdem sein
Original in seiner Verkleidung als Huth die Rebellen so hinterhältig verraten hatte. Vielleicht konnte Dram der Klon ebenfalls eine Tarnung aufbauen. Aber dazu benötigte er Esperkräfte, und die konnte ihm nur die Droge verschaffen. Er seufzte
erneut und streckte sich in seinem Sessel. So viele offene Fragen, so viele Entscheidungen zu treffen, so viele Möglichkeiten
– und alles, was er sich wirklich wünschte, war ein wenig Ruhe.
»Sir?« meldete sich Argus. »Ich erwarte noch immer Eure
Fragen, Sir. Sir?«
Doch Dram der Klon war eingeschlafen. Die KI überlegte einen Augenblick, überprüfte, ob die Alarmanlagen und Sicherheitseinrichtungen ordnungsgemäß funktionierten, dämpfte die
Beleuchtung und schaltete sich selbst herunter, bis ihre Dienste
wieder benötigt werden würden.
K APITEL V
E
IN
T
REFFEN VON
G
ESPENSTERN
Owen Todtsteltzer, der höchst bemerkenswerte Held und zögerliche Rebell, stand am Rand der Stadt der Hadenmänner,
tief in den Eingeweiden der Wolflingswelt , und tappte ungeduldig mit dem Fuß. Er wartete nun bereits seit einiger Zeit auf
Hazel D’Ark und war fest entschlossen, auch noch ein gutes
Stück länger zu warten, wenn es sein mußte. Ihm wurde plötzlich bewußt, daß er seit einigen Wochen einen großen Teil seiner Zeit damit verbrachte, auf Hazel zu warten. Darauf, daß sie
ihm die Gunst ihres Erscheinens erwies. Für jemanden, der
ständig in Eile war, hatte Hazel eine überraschend schwach
ausgeprägte Neigung zur Pünktlichkeit, ganz besonders dann,
wenn andere Leute auf sie warteten. Sie würde bestimmt zu
ihrer eigenen Beerdigung zu spät kommen, wenn sie dadurch
sicher sein könnte, das letzte Wort zu haben. Hazel sollte sich
hier mit Owen treffen, um gemeinsam mit ihm hinauf in die
Festung zu teleportieren, die legendäre Fluchtburg des ersten
Todtsteltzers, die noch immer im Orbit um die Wolflingswelt kreiste. Aber im Augenblick hielt Hazel sich in der Stadt auf.
Sie war mit irgend etwas beschäftigt, das er nicht wissen durfte, und Owen blieb nichts anderes übrig, als wie ein vergessener Blumenstrauß bei einer Hochzeit herumzustehen und auf
Madame D’Ark zu warten. Er wußte, wo sie steckte; er konnte
ihre Gegenwart durch die gemeinsame mentale Verbindung
spüren. Aber in der letzten Zeit war diese Verbindung verschwommen und unsicher geworden, als hätte sich irgend etwas dazwischen gedrängt. Owen war davon überzeugt, daß es
etwas mit ihren gelegentlichen Abstechern in die Stadt der Hadenmänner zu tun hatte. Vielleicht würde er ja diesmal herausfinden, was genau sie dort machte.
Owen seufzte und starrte einmal mehr auf das Chronoimplantat an seinem Handgelenk. Oben im Orbit, in der Großen Halle
der alten steinernen Fluchtburg, die zugleich ein unglaublich
starkes Raumschiff war, hatten sich Repräsentanten von Rebellen und Freiheitskämpfern aus dem gesamten Imperium zu
einem großen Konzil versammelt, um die Zukunft der herannahenden Rebellion zu
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