Die Rebellion
daß genau das von ihr
erwartet wurde. Mehr und mehr sah der gesamte Hangar wie
eine einzige große Falle aus. Die Zylinder waren zu verlokkend, das Licht brannte zu hell …, als wäre der gesamte Hangar eine Bühne, die darauf wartete, daß das Schauspiel begann.
Frost streckte vorsichtig die gepanzerte Hand aus, um auf den
Deckel des Zylinders zu klopfen und ihre Hand versank in dem
glänzenden Material, als wäre es flüssiges Quecksilber. Und
dann packte irgend etwas im Innern des Sarges ihre Hand und
drückte fest zu. Frost stolperte überrascht und kämpfte um ihr
Gleichgewicht, als ihr Arm tiefer in den Sarg hineingezogen
wurde. Rasch stemmte sie sich gegen den Boden und zog zurück, aber wer oder was auch immer sie gepackt hatte, es ließ
nicht los. Frost konnte den Druck um ihre Hand selbst durch
den gepanzerten Anzug hindurch spüren. Sie biß die Zähne
zusammen und knurrte vor Anstrengung, als sie sich mit aller
Kraft dagegen stemmte. Die Servomotoren des Anzugs heulten
auf, und dann kam ihr Arm langsam wieder zum Vorschein
und schließlich die Hand – die von einer weißen menschlichen
Totenhand umklammert wurde.
Der Zug an ihrem Arm ließ plötzlich nach, und ein weißes
Gesicht erschien durch den verspiegelten Deckel hindurch wie
ein Ertrunkener, dessen Leiche die Wasseroberfläche durchbricht. Dann war der gesamte Körper des Toten aus dem Sarg
heraus und stand grinsend vor Frost, noch immer ihre Hand mit
der seinen umklammernd. Zuerst dachte sie, es wäre eine Furie,
eine dieser Mordmaschinen Shubs , die sich mit einer menschlichen Haut tarnten, doch dann erblickte sie die Narben schwerer
chirurgischer Eingriffe, die deutlich auf dem rasierten Schädel
zu erkennen waren, und mit einemmal wußte Investigator
Frost, was der Besatzung der Verfechter zugestoßen war. Der
Mann war ein Geistkrieger.
Rings um Frost herum erhoben sich jetzt tote Männer aus ihren Särgen wie bleiche häßliche Schmetterlinge, die aus ihren
Kokons kletterten. Der Mann vor ihr trug eine veraltete Flottenuniform, abgewetzt und fleckig von altem Blut an den Stellen, an denen er seine tödlichen Wunden erhalten hatte. Seine
Haut war leichenblaß, und obwohl er unglaublich breit grinste,
zeigte sein Gesicht keinerlei Emotionen, und seine starren Augen blickten leblos. Frost hörte, wie Schwejksam ihr zurief, sie
solle sich zurückziehen, doch der Blick des Geistkriegers hielt
sie mit hypnotischer Kraft fest wie ein Haken, an dem sie zwar
zappeln, von dem sie sich aber nicht losreißen konnte. Überall
kamen inzwischen weitere Geistkrieger aus den Särgen, lautlos, bedächtig und mit Bewegungen voller unbeirrbarer Zielstrebigkeit.
Plötzlich riß ein Energiestrahl dem Mann, der sie festhielt,
den Kopf ab, und der enthauptete Rumpf fiel auf die Knie. Als
der Blick des Toten sie nicht länger fesselte, kam Frost wieder
zu sich. Sie wich einen Schritt zurück und schüttelte die gefangene Hand, aber die bleichen Finger hielten sie noch immer
fest, egal, wie sehr sie sich anstrengte. Sie zog mit der Linken
das Schwert und schlug wild auf die bleiche Hand ein. Die
Klinge schnitt glatt durch das Gelenk, und befreit stolperte
Frost rückwärts. Die abgetrennte Hand umklammerte noch
immer ihren Handschuh, und Frost mußte jeden Finger einzeln
durchschneiden, während sie zu Schwejksam und den anderen
zurückrannte.
Inzwischen feuerten alle aus den eingebauten Disruptoren ihrer Anzüge, und tote Körper wurden auseinandergerissen und
durch die Gegend gewirbelt – aber noch immer bewegten sich
Hunderte weiterer Geistkrieger zielstrebig voran. Frost bezog
Position zwischen Schwejksam und Creutz. Sie war viel zu
wütend, um Furcht oder Besorgnis zu empfinden. Sie hatte
gegen jede bekannte außerirdische Rasse gekämpft und gedacht, daß es nichts mehr im gesamten Imperium gäbe, daß sie
umwerfen könnte …, aber irgend etwas im Blick des toten
Mannes hatte sie so sicher festgehalten wie eine Kette. Wenn
Schwejksam ihm nicht den Kopf abgeschossen hätte, würde
Frost noch immer regungslos dastehen und darauf warten, daß
die Geistkrieger sie überwältigten und wegzogen, um sie anschließend zu einem der ihren zu machen. Frost zweifelte nicht
daran, daß es Schwejksam gewesen war, der sie befreit hatte.
Sie hätte das gleiche für ihn getan. Investigator Frost atmete
tief durch und versuchte sich ein wenig zu beruhigen.
»Also schön«, sagte sie, so ruhig sie konnte. »Jetzt wissen
wir
Weitere Kostenlose Bücher