Die Rebellion
Frost.
»Ich denke schon, Investigator. Jedenfalls, wenn das
Schiffsmanifest davon überzeugt ist, daß die Verfechter auf
dieser Mission keinerlei Fracht an Bord hatte. Und was noch
interessanter ist – all diese Dinger besitzen annähernd menschliche Formen.«
»Lebenszeichen?« erkundigte sich Schwejksam.
»Bisher nicht, Sir. Aber was auch immer es sein mag, es sind
Hunderte.«
»Dann würde ich sagen, wir gehen mal nachsehen«, sagte
Schwejksam. »Wir haben sowieso nichts Besseres zu tun.«
Schwejksam ließ vier der Sicherheitsleute auf der Brücke zurück, um die Monitore im Auge zu behalten und die Instrumente weiter zu überprüfen, und führte den Rest seiner Mannschaft
zurück zum Aufzug. Der Weg hinunter in den Frachthangar
zog sich endlos dahin, aber wenigstens hielt der Aufzug diesmal nicht auf jedem Deck. Schwejksam beschloß, das als gutes
Omen zu betrachten.
Endlich öffneten sich die Türen zum Frachthangar, und Frost
ließ die anderen im Lift warten, während sie zuerst die Lage
überprüfte. Schwejksam und die Sicherheitsleute mußten ungemütlich lange warten, bis Frost ihnen winkte herauszukommen. Der Hangar war leer, doch die Beleuchtung brannte bereits, als sie in den weiten Raum traten – beinahe, als hätte jemand sie erwartet.
Der Hangar war gewaltig. Komplizierte Markierungen zierten die stählernen Wände. Die drei Männer waren auf der untersten Ebene hervorgekommen, wie Mäuse, die aus ihren Löchern krochen. Frost winkte der Gruppe, dicht beisammen zu
bleiben, während sie die Aufzugstüren offen verkeilte für den
Fall, daß sie es plötzlich eilig haben sollten. Was Schwejksam
anging, so hätte sie sich den Wink ersparen können. Ihm war in
seinem ganzen Leben nie weniger danach gewesen, auf eigene
Faust etwas zu unternehmen. Aber als Kapitän erwartete man
von ihm, daß er mit gutem Beispiel voranging, also trat er
selbstbewußt vor, sobald Frost ihnen das Zeichen gab.
Die schiere Größe des Hangars wirkte überwältigend.
Schwejksams Aufmerksamkeit wurde unverzüglich von der
einzigen Fracht des Hangars angezogen: Hunderte langer, verspiegelter Zylinder, jeder von der ungefähren Größe und Form
eines Sarges. Irgend jemand hatte sie in Reihen dicht an dicht
abgelegt, und sie formten ein vollkommenes Quadrat.
Schwejksam überprüfte die Särge aus sicherer Entfernung mit
den schwachen Sensoren seines Anzugs, doch die Zylinder
gaben keine Informationen über ihren Inhalt preis. Der Kapitän
konnte nicht einmal sagen, aus welchem Material sie bestanden
oder was sich in ihnen befand.
»Das ist die Besatzung, nicht wahr?« fragte Creutz leise.
»Könnte sein«, antwortete Schwejksam. »Die Zahl stimmt
jedenfalls ungefähr. Es gibt nur einen Weg, um es mit Sicherheit zu erfahren. Investigator …«
»Ich bin schon unterwegs, Kapitän«, sagte Frost und trat
kampflustig vor.
Schwejksam bedeutete den beiden Sicherheitsleuten und
Creutz, bei ihm zu bleiben. »Laßt Euch nur Zeit, Investigator.
Vergeßt nicht, daß die Zylinder mit Fallen versehen sein könnten.«
»Ich werd’s versuchen«, erwiderte Frost. »Und jetzt seid bitte
still. Ich muß mich konzentrieren.«
Frost blieb dicht vor der ersten Reihe von Särgen stehen und
schniefte angewidert, als ihre Sensoren selbst auf diese geringe
Entfernung noch immer keine nützlichen Informationen liefern
wollten. Jeder der Zylinder war etwa zwei Meter lang und besaß die richtigen Proportionen für einen Sarg. Reichlich Platz
für einen Körper im Innern – oder für eine Reihe unangenehmer Überraschungen. Frost kniete neben dem nächstliegenden
Zylinder nieder und erlebte die erste Überraschung, als sie feststellte, daß die verspiegelte Oberfläche keine Reflexion von ihr
zeigte. Sie untersuchte die Kanten des Zylinders sorgfältig und
erlebte die zweite Überraschung. Es gab keinerlei Zeichen von
Nähten oder Öffnungen. Der gesamte Zylinder schien aus einem einzigen Stück zu bestehen. Vielleicht … im etwas herum
geformt. Der Begriff Kokon drängte sich ihr unwillkürlich auf
und echote mit einer Schwere durch ihre Gedanken, der sie
sich nicht entziehen konnte. Frost richtete sich wieder auf und
blickte auf die Reihen von Zylindern, die sich vor ihr erstreckten. Sie hatte ursprünglich vorgehabt, einen davon mit Gewalt
zu öffnen, nötigenfalls sogar mit dem Disruptor, und darauf zu
vertrauen, daß der Hartanzug sie schützen würde, aber allmählich beschlich sie das dumme Gefühl,
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