Die Rebellion
lächelte beruhigend in die Runde. »Wir suchen lediglich Verbündete in unserem Kampf gegen das Imperium,
um die Eiserne Hexe von ihrem Thron zu stoßen. Ihr benötigt
Kämpfer, Waffen, Nachschub. Wir können Euch mit diesen
Dingen versorgen.«
»Es … es gibt eine weitere Komplikation«, erklärte der Lange John.
»Wieso wußte ich, daß er das sagen würde?« murmelte Ruby
Reise.
»Ruhe«, ermahnte sie Jakob Ohnesorg.
»Wir kämpfen nicht nur für uns allein«, erklärte der LumpenTom. »Wir kämpfen auch für die Freiheit der Klone in der Fabrik. Sie wurden hergeschafft, um bis zu ihrem Tod zu arbeiten, genau wie wir. Jetzt arbeiten, essen und schlafen sie in der
Fabrik. Sie sehen den freien Himmel so selten wie wir. Wenn
einer von ihnen stirbt, klonen die Wolfs einfach einen Ersatz
aus dem toten Körper. Die Klone wurden genau für die Arbeit,
die sie hier erledigen, geschaffen und gezüchtet. Arbeit, die für
richtige Menschen zu gefährlich oder zu schmutzig ist. Sie
wurden konditioniert, niemals zu widersprechen, trotz der entsetzlichen Umstände, unter denen sie leben und arbeiten. Sie
sind nichts als Besitz. Aber sie träumen trotzdem von ihrer
Freiheit – manchmal wenigstens. Einige wenige von ihnen
schaffen es sogar zu fliehen. Sie kommen hierher zu uns, weil
sie sonst nirgendwo hingehen können. Hier gibt es immer ein
Zuhause für sie. Sie sind unsere Brüder und Schwestern. Die
Wolfs wissen das. Sie haben gedroht, alle Klonarbeiter zu töten, wenn es danach aussieht, als könnte unsere Seite die Zeremonie stören oder die Fabrik daran hindern, zum vorgesehenen Zeitpunkt die Produktion aufzunehmen. Und sie meinen es
ernst.«
»Ja«, sagte eine leise neue Stimme. »Sie meinen es wirklich
ernst.«
Alles blickte zu der schlanken Gestalt in den schlecht sitzenden Fellen, die sich in der ersten Sitzreihe erhoben hatte. Das
Gesicht des Mannes war ausgezehrt und hager, der Mund ein
dünner Strich und die Augen tief in den Höhlen versunken. Er
war so mager, daß es schien, als könnte bereits der leiseste
Windhauch ihn davonwirbeln. Seine Beine zitterten, als hätten
sie Mühe, das geringe Gewicht zu tragen. Doch sein Blick war
fest, und als der Mann weitersprach, klang seine leise Stimme
stark und gemessen.
»Mein Name ist Dürr & Hager #32. Ich bin ein Klon aus der
Fabrik. Sie lassen uns schuften, bis wir tot umfallen, damit sie
rechtzeitig zu den Feierlichkeiten fertig werden. Die Arbeit ist
gefährlich. Die Strahlung, der wir ausgesetzt sind, zerfrißt unsere Körper und unseren Verstand. Sie machen mit uns, was sie
wollen. Niemand sagt ein Wort. Die Imperatorin will ihren
neuen Antrieb. Koste es, was es wolle. Nehmt keine Rücksicht
auf uns und greift endlich an! Und wenn wir alle dabei draufgehen. Die Hölle, in die sie uns schicken wollen, kann nicht
schlimmer sein als die, in der wir jeden Tag leben und arbeiten.
Aber wenn es Euch gelingt, uns zu befreien, dann werden wir
bis zum letzten Blutstropfen an Eurer Seite gegen das Imperium kämpfen.«
Dürr & Hager #32 setzte sich unvermittelt wieder hin, als
hätte er auf einmal Angst, daß seine Knie unter ihm nachgeben
könnten. Ein lautes, aufmunterndes Murmeln setzte ein und lief
durch die gesamte Zuschauermenge. Sturm nickte nüchtern.
»Er meint, was er sagt. Ich bin beeindruckt. Es ist mehr als
selten, daß ein Klon sich so weit von seiner Konditionierung
befreien kann. Wenn sie alle sind wie er, dann haben wir eine
Armee, die ich gegen jedermann schicken würde. Selbst gegen
ausgebildete Imperiale Truppen.«
Ohnesorg nickte und schwieg. Er bezweifelte nicht, daß jedes
Wort von Dürr & Hager #32 aus dem Herzen kam und aufrichtig gemeint war, aber er erkannte auch einen vorbereiteten Auftritt, wenn er einen sah. Der Rat hatte Dürr & Hager #32 auf
diese Rede vorbereitet, um der weiteren Komplikation die
Schärfe zu nehmen. Wahrscheinlich hatten sie Dürr & Hager
#32 sogar die Rede geschrieben, um sicherzugehen, daß seine
Worte den richtigen Eindruck auf die Zuschauer und die Neuankömmlinge machten. Ohnesorg jedenfalls hätte es so gemacht. Aber Ohnesorg war auch lange genug Berufsrebell, um
sich nicht von Emotionen mitreißen zu lassen. Seine Aufgabe
auf Technos III lautete, die Produktion des Hyperraumantriebs
aufzuhalten, und wenn das bedeutete, die Fabrik zusammen mit
allen Klonen darin vollständig zu zerstören, dann würde er das
tun. Natürlich würde er froh sein, wenn sich ein Weg fand, wie
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