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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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und genoß den Anblick, der sich ihm bot. Die
Tunnel waren angenehm weit, doch die Decken hingen tief
genug herab, daß jeder mit eingezogenem Kopf herumlaufen
mußte. Ohnesorg vermutete, daß die Tunnel absichtlich so konstruiert worden waren, um unerwünschte Eindringlinge zu behindern und zu desorientieren. Die Rebellen waren aller Wahrscheinlichkeit nach daran gewöhnt. Ohnesorg ging es auf die
Nerven. Schließlich verliefen die Tunnel flacher, und weitere
Menschen tauchten auf. Alle waren dick in Leder und Felle
gekleidet, und alle hielten die Waffen bereit. Sie musterten die
Neuankömmlinge mit kalten, argwöhnischen Blicken und reagierten nicht auf Kopfnicken oder Lächeln.
    »Gehen Eure Leute nie unbewaffnet?« fragte Sturm. »Sicher
besteht so weit unten keine Gefahr?«
»Gefahr besteht immer«, erwiderte die HalsabschneiderMarie. »Wenn schon nicht wegen plötzlicher Angriffe der Sicherheitskräfte, dann wegen der Kreaturen, die tief unter uns
leben. Sicher, wir haben stets Leute darauf abgestellt zu horchen, doch sie können nicht überall zugleich sein. Also sind
wir stets auf einen Angriff gefaßt. Wir sind von Kindesbeinen
an darauf trainiert, von einem Augenblick zum anderen um
unser Leben zu kämpfen.«
»Und wann und wo schlaft und entspannt Ihr Euch, wenn ich
fragen darf?« hakte Sturm nach.
»Wir entspannen uns nicht«, antwortete die HalsabschneiderMarie. »Das können wir immer noch, wenn wir tot sind.«
Ruby grinste Ohnesorg an. »Du bringst mich mit den nettesten Menschen zusammen.«
Ohnesorg lächelte zurück und konzentrierte sich auf das, was
er den Rebellen zu sagen hatte, wenn sie endlich ankamen,
wohin auch immer man sie führte. In ihm regte sich der starke
Verdacht, daß ihn das, was er der Untergrundgemeinde zu sagen hatte, nicht sonderlich beliebt machen würde – aber es
mußte gesagt werden. Jakob hatte zu viele Armeen mit heißen
Worten und gefärbten Wahrheiten in den Kampf geführt, und
er hatte sie sterben gesehen, ohne auch nur mit der Wimper zu
zucken, weil er geglaubt hatte, daß die Sache mehr galt als das
Individuum. Jakob war nicht sicher, ob er noch immer so dachte. Aber wie dem auch sein mochte, er war nicht gekommen,
um sie mit schnellen Worten zu verwirren. Er war hier, um die
Wahrheit zu verkünden. Ihm kam der Gedanke, daß die Menschen ihn für das, was er zu sagen hatte, vielleicht töten würden. Ohnesorg zuckte innerlich die Schultern. Sollten sie es
ruhig versuchen.
Nach langer Zeit erreichten sie endlich eine relativ große Kaverne. Die Decke war mindestens sechs Meter hoch. Jakob
Ohnesorg, Ruby Reise und Alexander Sturm richteten sich
erleichtert seufzend auf. Die kreisförmigen Wände bestanden
aus massivem, poliertem Metall, und an ihnen entlang waren
über das gesamte Rund mit Ausnahme des Eingangs Sitzreihen
aufgestellt. Die Sitze waren vollgepackt mit Menschen, Schulter an Schulter, und harte, wachsame Blicke starrten auf die
Neuankömmlinge hinab. In der Mitte des freien Raums standen
ein Mann und eine Frau und warteten. Sie wirkten ebenfalls
nicht besonders erfreut. Der Lange John und die Halsabschneider-Marie führten die Besucher nach vorn.
»Das hier sind Lumpen-Tom und Gespenster-Alice«, stellte
der Lange John die beiden Wartenden vor. »Zusammen bilden
wir den Rat des Untergrunds. Sprecht zu uns, Jakob Ohnesorg.
Erzählt uns, warum Ihr hergekommen seid.«
Jakob Ohnesorg lächelte und nickte zuerst den Ratsmitgliedern, dann der umgebenden Versammlung zu. Wenn die schiere Anzahl ihn einschüchtern sollte, dann hatten sie sich verrechnet. Er hatte schon unfreundlicheren Versammlungen unter
größerem Druck gegenübergestanden. Jakob nahm sich einen
Augenblick Zeit und musterte die beiden neuen Ratsmitglieder.
Der Lumpen-Tom war ein Mann von durchschnittlicher Größe und Gestalt mit nichtssagenden Gesichtszügen. Er sah nicht
mehr und nicht weniger zerlumpt aus als alle anderen. Die Gespenster-Alice auf der anderen Seite wirkte wie eine wahnsinnige, in die Enge getriebene Ratte. Sie war kleinwüchsig und
alt, steckte in schmierigen grauen Fellen und besaß bemerkenswert ähnlich aussehendes Haar, das in wirren Locken vom
Kopf abstand. Auch sie starrte Ohnesorg aus weiten Augen an,
und aus einem Mundwinkel ihrer zu einem extrem beunruhigenden Lächeln verzogenen Lippen troff ein dünner Speichelfaden. Jakob war froh, daß sie ihm nicht die Hand schütteln
wollte. Er verspürte das Bedürfnis, mit Gegenständen

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