Die rebellische Republik / Warum wir uns nicht für dumm verkaufen lassen
veranstaltet vom AS tA, anderen politischen Studentengruppen mit persischen Studenten.
2 . 6 .: Am Rande der Anti-Schah-Demonstration in Berlin wird der Student Benno Ohnesorg von Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras von hinten erschossen. Der Todesschütze wird nie verurteilt werden. Man feiert ihn als Volkshelden. Als er 42 Jahre später als Stasi-Agent enttarnt wird, ist er plötzlich ein feiger Mörder.
3 . 6 .: In ersten Protestkommentaren geben die Studenten der »Springer-Presse« die Schuld an Ohnesorgs Tod. [676]
4 . 6 .: In Berlin demonstrieren 8000 Menschen gegen die brutalen Polizeieinsätze und die Erschießung Benno Ohnesorgs.
8 . 6 .: Teach-in zu den Ereignissen in Berlin vom 2 . Juni, Vorführung des Films von der Demonstration gegen den Schah.
12 .– 14 . 6 .: Mehrere Teach-ins mit Vorträgen, Diskussionen und Resolutionen gegen die Notstandsgesetze.
22 . 6 .: Etwa hundert Studenten treten im Wohnheim der Evangelischen Studentengemeinde in einen Hungerstreik, um die Freilassung des Kommunarden Fritz Teufel aus der Haft zu erzwingen.
10 . 8 .: Fritz Teufel wird tatsächlich auf freien Fuß gesetzt.
9 . 10 .: Che Guevara wird in Bolivien gefangen genommen und ermordet.
14 . 10 .: Studenten demonstrieren auf der Frankfurter Buchmesse gegen den Axel-Springer-Konzern.
21 . 10 .: Internationaler Demonstrationstag gegen den Vietnamkrieg. Obwohl in Westberlin 7000 Menschen protestieren, kann die Polizei aufgrund ihres starken Aufgebots nicht wie erhofft provoziert werden. Rudi Dutschke kritisiert hinterher »die taktische ›Niederlage‹, unsere Unfähigkeit, das System als ›Diktatur der Gewalt‹ zu entlarven«.
1 . 11 : Im Audimax der FU wird die »Kritische Universität« gegründet.
9 . 11 .: Bei der feierlichen Rektoratsübergabe an der Uni Hamburg kommt es zum Protest gegen die Ordinarienuniversität (»Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren«).
24 . 12 .: Rudi Dutschke will während des Weihnachtsgottesdienstes in der Berliner Gedächtniskirche eine Rede gegen den Vietnamkrieg halten. Er wird von Gemeindemitgliedern gewaltsam daran gehindert.
1968
Januar: Gründung des Aktionsrates zur Befreiung der Frau.
31 . 1 .: In Vietnam beginnt die Tet-Offensive der vietnamesischen Befreiungsfront Vietcong gegen die US -Truppen.
17 . 2 .: Internationaler Vietnam-Kongress in Berlin. »In Vietnam werden auch wir täglich zerschlagen«, sagt Rudi Dutschke. Zur Abschlussdemonstration kommen 15000 Kriegsgegner.
21 . 2 .: Nachdem die Berliner Presse tagelang Pogromstimmung gegen Studenten geschürt hat, ruft der Berliner Senat seine Stammwählerschaft zu einer Gegenkundgebung auf. Von den 60000 vorbildlichen Frontstadt-Demokraten begeistert begrüßt und vom SPD -Oberbürgermeister Klaus Schütz geduldet, sieht man seinerzeit durchaus typisch sozialdemokratische Plakate wie: »Politische Feinde ins KZ «, »Bei Adolf wäre das nicht passiert«, »Bauarbeiter, seid lieb und nett, jagt Dutschke und Konsorten weg!«, »Dutschke, Volksfeind Nummer eins«.
Wie sich gewisse Sozialdemokraten traditionell hinterher benehmen, berichten Augenzeugen: »Mehr als 100 Polizisten mit gezogenen Schlagstöcken mußten die Massen davor zurückhalten, das Geschäft zu stürmen«, in dem man Dutschke vermutete. »An einer anderen Stelle musste die Polizei einen jungen Mann, der Dutschke ähnelte, vor einer Menge retten, die auf ihn einschlugen und schrien: ›Schlagt ihn tot, hängt ihn auf.‹ [677]
Wie durch ein Wunder gab’s schließlich »nur« sechsundzwanzig Verletzte.
16 . 3 .: Vietnam: Massaker durch US -Soldaten in dem vietnamesischen Dorf My Lai.
2 . 4 .: »Aus Protest gegen den Krieg in Vietnam« legen Andreas Baader und Gudrun Ensslin Brandsätze in zwei Kaufhäusern in Frankfurt am Main, was ihnen eine Haftstrafe von drei Jahren einbringt.
4 . 4 .: Der Bürgerrechtler Martin Luther King wird in Memphis ermordet. In mehr als 100 Städten brechen daraufhin Rassenunruhen aus.
11 . 4 .: Attentat auf Rudi Dutschke in Berlin. Er überlebt schwer verletzt, stirbt aber am 24 . Dezember 1979 an den Spätfolgen der Verletzungen. Bei einem epileptischen Anfall ertrinkt er in der Badewanne.
Als Reaktion auf den Mordversuch kommt es in allen großen Städten der Bundesrepublik zu Massenaktionen gegen den Springer-Konzern, der für die Pogromstimmung verantwortlich gemacht wird. Die Aktionen unter dem Motto »Enteignet Springer« dauern über die Ostertage
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