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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schaden.«
Wir warteten. Eine halbe Stunde später erschien Dave Blunk und zwängte sich zu uns durch. Er hatte eine aufgedonnerte Colleen Nild bei sich und einen jungen Mann mit Borstenhaarschnitt und Fliege.
Wer war dieser Mann? Was ging hier vor? Meine Unsicherheit wuchs.
»Das ist Johnny Booth«, sagte Barrows. »Johnny, das ist Louis Rosen.«
Der junge Mann nickte hastig.
»Freut mich, Mr. Rosen.« Er nickte den anderen der Reihe nach zu. »Hallo. Guten Abend. Freut mich.«
»Augenblick.« Mir wurde ganz kalt. »Das ist John Booth? John Wilkes Booth?«
»Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen«, meinte Barrows.
»Aber er sieht überhaupt nicht aus wie John Wilkes Booth.« Es war ein Simulacrum, und ein schreckliches dazu. Ich hatte eben erst die Nachschlagewerke gewälzt; John Wilkes Booth war ein theatralischer, dramatisch aussehender Mann gewesen – das hier war ein ganz gewöhnlicher Handlanger, ein Nichts. »Machen Sie mir nichts vor«, sagte ich. »Das ist Ihr erster Versuch? Ich habe Neuigkeiten für Sie: Sie sollten sich lieber wieder hinsetzen und von vorne anfangen.«
    Aber die ganze Zeit starrte ich das Simulacrum entsetzt an, denn trotz seines albernen Aussehens funktionierte es; im technischen Sinn war es ein Erfolg, und was für ein furchtbares Omen war das für uns, für jeden von uns: das John-WilkesBooth-Simulacrum! Ich konnte mir nicht helfen, ich warf dem Lincoln einen Seitenblick zu, um seine Reaktion festzustellen. Wußte er, was das bedeutete?
    Der Lincoln hatte nichts gesagt, aber die Furchen in seinem Gesicht waren tiefer geworden, die Melancholie schien sich zu verstärken. Er schien zu wissen, was ihm bevorstand, was dieses neue Simulacrum bedeutete.
»Wir setzen unser Gespräch fort«, sagte Barrows.
Dave Blunk nickte, der John Wilkes Booth nickte, Mrs. Nild studierte eine Speisekarte. Pris sah das neue Simulacrum wie versteinert an. Ich hatte schon vermutet, daß es eine Überraschung für sie war. Sie hatte es nicht konstruiert. Das war Bundy gewesen, im Eilverfahren, ohne Rücksicht auf das wahre Äußere des Attentäters.
»Gut«, sagte ich. »Fahren wir fort.«
»Johnny«, sagte Barrows zu seinem Simulacrum, »der große Mann mit dem Bart ist übrigens Abe Lincoln. Ich habe Ihnen von ihm erzählt, nicht wahr?«
»O ja, Mr. Barrows«, sagte das Booth-Ding sofort.
»Barrows, was Sie da haben, ist eine faule Sache«, sagte ich. »Das ist einfach ein Attentäter mit dem Namen ›Booth‹. Er spricht nicht richtig, er sieht anders aus, und Sie wissen es. Das ist faul, miserabel, von Grund auf mies. Mir wird speiübel. Ich schäme mich für Sie.« Barrows zuckte die Achseln.
»Rezitieren Sie etwas von Shakespeare«, sagte ich zu dem Booth-Ding.
Er grinste mich albern an.
»Dann etwas Lateinisches«, sagte ich.
Er grinste nur.
    »Wie viele Stunden hat es gedauert, dieses Nichts zusammenzubasteln?« fragte ich Barrows. »Einen halben Vormittag? Wo ist die sorgfältige Beachtung der Details? Wo ist die Kunstfertigkeit geblieben? Was übrigbleibt, ist ein billiger Apparat mit KillerInstinkt.«
    »Ich glaube, Sie werden Ihre Drohung zurückziehen wollen, sich an Mrs. Devorac zu wenden, seit Johnny Booth hier ist«, sagte er.
»Wie macht er es?« fragte ich. »Mit einem Giftring? Mit bakteriologischer Kriegführung?«
Dave Blunk lachte. Mrs. Nild lächelte. Das Booth-Ding grinste leer. Mr. Barrows hatte sie alle an Schnüren und ließ sie tanzen. Pris war beinahe unkenntlich geworden. Sie war eingefallen; ihr Hals reckte sich dünn wie der eines Truthahns, ihre Augen waren glasig und glitzerten wie zerbrochenes Glas.
»Hör mal«, sagte sie und deutete auf den Lincoln. »Das habe ich gebaut.«
Barrows sah sie an.
»Es gehört mir«, sagte Pris. Sie wandte sich an den Lincoln. »Wußten Sie das? Daß mein Vater und ich Sie gebaut haben?« »Pris«, sagte ich, »um Himmels willen…«
»Sei still«, sagte sie zu mir.
»Halte dich da raus«, sagte ich. »Das ist eine Sache zwischen mir und Barrows.« Ich zitterte. »Vielleicht meinst du es gut, und mir ist klar, daß du mit dem Bau dieses Dings da nichts zu tun hast. Und du – «
»Halt endlich den Mund, Menschenskind«, sagte Pris. Sie sah Barrows an. »Du hast Bob Bundy dieses Ding bauen lassen, um den Lincoln zu zerstören, und du hast dir alle Mühe gegeben, mir das zu verheimlichen. Du Drecksack. Das kann ich dir nie verzeihen.«
»Was hast du denn, Pris?« fragte Barrows. »Erzähl mir nicht, daß du mit dem Lincoln-Simulacrum ein

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