Die Rebenprinzessin
sie herunter.
»Vielleicht solltest du mich heiraten«, schlug sie ihm vor. »Du bist immerhin ein Mann!«
»Und zwar der Mann, dem dein Vater am liebsten die Ohren vom Stamm reißen würde«, gab Martin zurück und erlaubte sich ein bitteres Lächeln angesichts der versteckten Andeutung in seinen Worten. »Er würde niemals einwilligen, dass ich dich heirate.«
»Aber ich würde es«, entgegnete Bella und schmiegte sich an seine Brust. »Ach, Martin, wie sehr wünschte ich mir manchmal, ein einfaches Mädchen zu sein.«
»Glaubst du denn, denen geht es besser?«, fragte er zurück, während er ihr sanft über den Rücken und das Haar streichelte. »Auch die einfachen Mädchen haben Väter, die unzufrieden mit ihrer Wahl sind. Einige von ihnen zwingen ihre Töchter zu heiraten, andere wiederum haben das Pech, dass die Väter ihrer Auserwählten etwas gegen sie haben.«
Rosalina kam Martin wieder in den Sinn, und erst jetzt merkte er, wie sehr sich seine Gefühle für die Italienerin abgekühlt hatten. Ihren Platz hatte nun Bella eingenommen, Bella, die so anders war als alle Frauen, die er kannte. Sogar anders als Rosalina. Wenn er jetzt die Wahl hätte, würde er wohl nicht mehr zu ihr zurückkehren wollen, auch wenn er sich dessen bewusst war, dass er der schönen Wirtstochter damit das Herz brach.
»Was ist mit deinem Vater, würde er mich denn als Schwiegertochter haben wollen?«
Martin blickte in ihre Edelsteinaugen und schüttelte ehrlich den Kopf. Wann werde ich es ihr sagen?, dachte er dabei. Wann werde ich den Mut haben, ihr zu offenbaren, dass ich der Sohn des Feindes ihrer Familie bin?
»Er würde mich nicht wollen?«, fragte Bella verwundert nach.
»Nein, ganz sicher nicht. Immerhin bist du eine Adlige. Er würde glauben, dass du dich nicht im Haushalt auskennst.«
»Dergleichen habe ich im Kloster gelernt«, entgegnete Bella. »Wie du weißt, kenne ich mich obendrein im Weinbau aus.«
Mein Vater würde uns beide umbringen, ging es Martin durch den Sinn. Egal wozu wir fähig sind und was wir füreinander empfinden. »Wenn wir miteinander leben wollten, müssten wir in ein anderes Land gehen. Wir müssten unsere Namen verleugnen und uns selbst eine Existenz aufbauen.« Wieder kam ihm der Ableger des Rebstocks in den Sinn.
»Vielleicht sollten wir erst einmal damit anfangen, uns näher kennenzulernen«, sagte Bella nun.
Bevor Martin fragen konnte, was sie sich darunter vorstellte, küsste sie ihn erneut. Diesmal war es aber ein anderer Kuss, einer, den Martin nie und nimmer von Bella erwartet hätte. Ihre Zunge bahnte sich langsam ihren Weg in seinen Mund, und er ließ sie bereitwillig ein. Das war die Art, wie Wirtshausmädchen küssten, doch offenbar steckte Bella voller Überraschungen.
Martin bekam große Augen, als sie sich kurz von ihm löste, um die Schnürung ihres Kleides zu lösen, wodurch die Ansätze ihrer Brüste sichtbar wurden. Der Anblick erregte ihn dermaßen, dass er verzweifelt gegen die plötzliche Trockenheit in seiner Kehle anschlucken musste.
Bella umfasste nun sein Gesicht und zog ihn zu sich hinunter. Was tue ich da?, fragte sie sich einen Moment lang, und als sie Martins Lippen auf ihrer linken Brust spürte, erhielt sie die Antwort: das, was eine Frau tut, wenn sie einen Mann liebt.
Martin seufzte unter der Berührung ihrer Haut auf. Er fühlte sich wie in einem Traum. Seine erste Nacht mit Rosalina kam ihm wieder in den Sinn, doch nur kurz. Er küsste Bellas zarte Haut, zog sich dann aber zurück. Nein, dachte er, das dürfen wir nicht. Nachdem ich Roland von Hohenstein nur knapp davon abgehalten habe, ihr die Tugend zu nehmen, darf ich nicht derjenige sein, der sie ihr stiehlt.
Bella sah ihn erstaunt an. »Was ist?«
»Nichts.« Martins Blick brannte. Tief in seinem Herzen sehnte er sich danach, erneut ihre nackte Haut zu berühren, sie zu küssen.
Die Grafentochter bemerkte sein Zögern, spürte aber auch seinen Wunsch und drängte sich erneut an ihn. Ihre Küsse wurden nun noch fordernder, und schließlich konnte auch Martin keine Beherrschung mehr aufbringen. Küssend sanken sie ins Gras, streichelten und liebkosten sich, und irgendwann glitt Bellas Hand an sein Gemächt.
Martin wusste genau, was sie wollte, aber er fasste ihr Handgelenk und hielt sie zurück. »Das solltest du dir überlegen«, raunte er mit zitternder Stimme. »Es könnte schlimme Folgen haben.«
»Welche denn? Dass mich der Fürst von Hohenstein oder ein anderer unliebsamer Bräutigam
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