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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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darauf schließen, dass der Besitzer einst ein Schreiber war. Das Pergament wirkte an den Rändern von Motten zerfressen, doch es bot noch genügend unversehrte Fläche, um eine Nachricht zu verfassen. Sogar ein kleines Stück Wachs hatte der Wirt aufgetrieben.
    »Das erscheint mir ausreichend«, entgegnete Hans von Uhlenfels, ließ einen Silbergulden auf den Tisch fallen und raffte die Gegenstände zusammen. Beim Umwenden fiel sein Blick wieder auf die Magd, die sich inzwischen erhoben hatte und den Eimer mit dem Schmutzwasser nach draußen brachte. Auch stehend machte sie einen guten Eindruck, doch als sie sich zur Seite wandte, erkannte er, dass ihr Gesicht an der Wangen Narben aufwies. Das trübte sein Begehren und ließ ihn sich darauf besinnen, dass sein Herr oben in der Kammer auf ihn wartete.
    »Wenn Ihr noch mehr davon braucht, morgen kommt ein fahrender Händler durch das Dorf«, rief ihm der Wirt auf halbem Weg zur Treppe zu.
    Hans von Uhlenfels nickte nur und stieg nach oben.
    Als er in die Gästekammer zurückkehrte, fand er Roland von Hohenstein hinter dem Tisch wieder, an dem sie bislang jede Nacht gezecht hatten. Mit seinem Dolch ritzte er Kerben in das Holz, und sein Blick wirkte abwesend.
    Wer weiß, woran er gerade denkt, überlegte der Getreue schaudernd und breitete seine Mitbringsel vor seinem Herrn aus. »Es ist nicht viel, aber der Wirt hat mir versichert, dass morgen ein Händler vorbeikommt. Falls Ihr also plant …«
    Hohenstein nickte, dann stach er mit einer raschen Bewegung den Dolch in die Tischplatte. »Das hier wird sicher reichen«, sagte er und nahm sich das erste Blatt. »Wollen wir doch mal sehen, mit welchen Worten sich der Graf von Katzenburg beschwichtigen lässt. Hast du einen Einfall?«
    Hans von Uhlenfels runzelte überrascht die Stirn. »Ihr wollt an Rudolph von Katzenburg schreiben? Nach dem Vorfall …«
    »Aber sicher doch! Nicht er hat mir Ungemach bereitet, sondern seine Tochter und dieser Bursche. Warum sollte ich ihm also zürnen?«
    Hans von Uhlenfels erinnerte sich noch sehr gut an die Schimpftiraden, die sein Herr am Abend nach ihrer überstürzten Abreise ausgestoßen hatte. Und jetzt sollte die Versöhnung folgen? »Glaubt Ihr, er wird darauf eingehen?«, fragte er zögerlich und trat vorsichtshalber ein Stück zurück, denn seine Nase war von dem Schlag immer noch merkwürdig taub.
    »Er wird keine andere Wahl haben«, entgegnete Roland von Hohenstein, als er die Feder in das Tintenfass tunkte. Dabei gingen ihm wieder die Spötteleien durch den Sinn, die er in der ersten Zeit bei Hofe von den anderen Adligen aufgrund seiner Fähigkeit erdulden musste. Sie hatten ihn hinter vorgehaltener Hand den »Schreiber« genannt und ihn deshalb verlacht, denn schreiben zu können war ein Handwerk, das einige im Adel immer noch als unter ihrer Würde ansahen.
    Mittlerweile tat das allerdings niemand mehr, denn wer wollte schon einem Königsgünstling vorwerfen, dass er schreiben konnte?
    Rasch verfasste er ein Schreiben an den Grafen, dass er ihm die Verfehlung seiner Tochter nachsehen und sich mit ihm versöhnen wolle. Als er fertig war und sein Werk betrachtete, kam ihm noch eine andere Idee. Eine Alternative für den Fall, dass Rudolph von Katzenburg es sich doch überlegt hatte.
    »Holt mir einen meiner Gefolgsleute her«, sagte Roland von Hohenstein, während er das Schreiben rollte und mit einem Band zuband. Nachdem er die Rolle versiegelt hatte, zog er einen weiteren Bogen heran.
    »Noch ein Schreiben?«, wunderte sich sein Getreuer.
    »Ja, noch ein Schreiben.«
    »Wem wollt Ihr denn noch schreiben?«
    Roland von Hohenstein warf seinem Vertrauten einen zornigen Blick zu. »Ich habe dir eine Anweisung gegeben, also führe sie auch aus! Mit deinen dummen Fragen kannst du mich immer noch zornig machen, wenn wir wieder auf der Katzenburg sind!«
    Hans von Uhlenfels zuckte zusammen, wirbelte dann herum und eilte aus der Tür.
    Es wird Zeit, dass wir wieder unter vernünftige Menschen kommen, dachte er, während er an einem Schenkengast vorbeieilte, der gerade ausgiebig rülpste. In dieser Schenke wird selbst der vornehmste Herr zu einem Barbaren.
     
    Die Treffen mit Martin bescherten Bella Tage voller Heiterkeit. Sie fühlte sich, als würde sie auf Wolken schweben. Die meiste Zeit des Tages lächelte und summte sie vor sich hin, und selbst die Lieblosigkeit ihres Vaters konnte ihr nichts anhaben. Weder von Heiratsplänen noch vom Kloster war die Rede. Außerdem

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