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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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kleidete sich in ihr Ordensgewand und ging zum Fenster.
    Je öfter sie hinauskletterte, desto mehr gewann sie an Sicherheit. Heinrich Oldenlohe vor der Tür würde gewiss auch diesmal nichts mitbekommen.
     
    Nachdem Bella in gewohnter Weise aus dem Fenster geklettert und über den Hof geschlichen war, meinte sie eine Bewegung hinter sich zu bemerken. Mit klopfendem Herzen wandte sie sich um, konnte allerdings niemanden erkennen.
    Wahrscheinlich nur irgendein Tier, dachte Bella, dann setzte sie ihren Weg zur Pforte fort.
    Im Weinberg erwartete Martin sie bereits. Er hatte es sich unter einem Rebstock bequem gemacht, der von allen noch das meiste Laub trug. Ein paar Trauben, welche die Pflücker hängen gelassen hatten, weil sie schadhaft waren, baumelten als verschrumpelnde Rosinen zwischen den roten und gelben Blättern über Martins Haupt.
    »Sei gegrüßt, meine Liebste«, sagte er, fasste sie um die Taille und zog sie zu sich herunter.
    Rittlings sank sie auf ihn, um ihn zu küssen. Seine Lippen schmeckten nach Buttermilch. Bella umschlang ihn mit beiden Armen, doch obwohl sein Kuss ihr das allzu vertraute Flattern in der Magengegend verschaffte, konnte sie es heute nicht so genießen wie an den Tagen zuvor. Odas Geschichte brannte förmlich in ihr.
    »Was ist dir?«, fragte Martin, denn er spürte deutlich, dass sie heute in Gedanken woanders war.
    Soll ich ihm meine Befürchtung mitteilen?, fragte sich Bella. Immerhin ginge es auch ihn etwas an, wenn ich … »Es geht um eins der Mädchen, die bei uns arbeiten«, hörte sie sich stattdessen sagen. »Sie hat mir heute gebeichtet, dass sie den Verdacht hat, schwanger zu sein.«
    »Da wird sich der werdende Vater aber freuen!«, gab Martin lachend zurück. »Hoffentlich hat er genug Feuerholz für den Winter eingelagert und sein Haus in Ordnung gebracht. Mit einem Eheweib unter dem Dach sind die sparsamen und ruhigen Zeiten vorbei.«
    »Ich fürchte nur, dass der Vater des Kindes das Mädchen nicht zur Frau nehmen wird.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil es der Fürst von Hohenstein ist.«
    Diese Worte setzten ein Räderwerk in Martins Kopf in Gang, das nach einer Weile ein Bild zutage förderte, welches er beinahe schon vergessen hatte. »Ah!«, rief er aus.
    Bella musterte ihn verwundert. »Das klingt fast so, als hättest du das bereits geahnt.«
    »Wenn ich ehrlich bin, habe ich das auch«, entgegnete Martin. »Ich habe Roland von Hohenstein eines Abends dabei beobachtet, wie er eine Magd bestiegen hat. Er hat ihr die schönsten Versprechungen gemacht, aber mir war gleich klar, dass er sie nicht halten wird. Männer wie er tun das nie.«
    Würdest du das tun, wärst du an seiner Stelle?, fragte Bella – allerdings nur stumm. »Du hast sie also beobachtet. Bei welcher Gelegenheit?«
    »Ich musste vor die Tür«, antwortete Martin grinsend. »Die anderen Burschen sehen es nicht so gern, wenn man auf das Stroh pinkelt, das ihnen zum Schlafen dient. Wenn du mich fragst, hatte Roland von Hohenstein schon lange kein Weib mehr. Schlimm nur, dass es das Mädchen jetzt büßen muss. Wenn sie jedoch Geld von ihm verlangt, kommt sie vielleicht noch in den Geruch der Hurerei. Was das bedeutet, kannst du dir denken.«
    Bella nickte. Als Lehensherr war ihr Vater auch oberster Richter, und ihm würde gar nichts anderes übrigbleiben, als Oda ausstäupen zu lassen.
    »Was meinst du, welchen Rat soll ich ihr geben?«, fragte Bella und lehnte den Kopf an Martins Brust, damit er die Sorge auf ihren Zügen nicht bemerkte.
    »Sie kann sich einen Mann suchen oder zur Engelmacherin gehen. Oder sie geht gleich fort von hier und behauptet in der Fremde, ihr Gatte sei gestorben.«
    Martin küsste Bella den Scheitel und strich ihr sanft übers Haar. »Es ehrt dich, dass du dir Gedanken um sie machst, aber leider wirst du ihr nicht helfen können. Wenn dein Vater davon hört, wird er sie verjagen lassen.«
    »Das fürchte ich auch. Aber es muss eine Lösung geben. Irgendwas.«
    Bevor Martin darauf antworten konnte, vernahmen sie erneut ein Geräusch. Es klang, als würde jemand durch den Weinberg schleichen. Bella erstarrte augenblicklich. Haben mich meine Ohren also doch nicht getäuscht?, dachte sie zutiefst erschrocken.
    Auch Martins Körper spannte sich, als müsse er gleich zur Flucht ansetzen.
    Ist es Heinrich Oldenlohe, der bemerkt hat, dass ich aus dem Zimmer geflohen bin?, schoss es Bella durch den Sinn. Hat er etwa schon meinem Vater Bescheid gegeben?
    »Wir sollten von hier

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